Blackburn Buccaneer
Die Blackburn Buccaneer war ein zweistrahliges Kampfflugzeug der Zeit des Kalten Krieges aus britischer Produktion. Sie wurde als „Modell B-103“ von Blackburn Aircraft entwickelt; nachdem das Unternehmen von Hawker Siddeley übernommen worden war, wurde sie oft auch als Hawker Siddeley Buccaneer bezeichnet. Das Flugzeug war bei der Royal Navy und der Royal Air Force eingesetzt und für Tiefflugangriffe vorgesehen. GeschichteAls die sowjetische Marine in den frühen 1950er-Jahren die leichten Kreuzer der Swerdlow-Klasse in Dienst stellte, forderte die Royal Navy ein spezielles Tiefangriffsflugzeug, das die atlantischen Konvoirouten mit konventionellen bzw. nuklearen Waffen verteidigen sollte. Im Juni 1952 wurde die Forderung (Naval Staff Requirement) NA.39 herausgegeben. In ihr war ein auf Flugzeugträgern einsetzbares Flugzeug mit Faltflügeln und zwei Mann Besatzung gefordert, das Mach 0,85 in 60 m Höhe erreichen sollte. Die Reichweite sollte 400 NM (740 km) betragen. Als Bewaffnung waren Nuklearwaffen in einem Bombenschacht gefordert. Daraufhin gab das britische Ministry of Supply im August 1952 die gleichlautende Ausschreibung M.148T heraus.[1] Gewinner der Ausschreibung wurde das von Konstrukteur B. P. Laight entworfene „Projekt B-103“. Aus Geheimhaltungsgründen bezeichnete man das Flugzeug als BNA (Blackburn Naval Aircraft = Blackburn Marineflugzeug) oder BANA (Blackburn Advanced Naval Aircraft = fortgeschrittenes Blackburn Marineflugzeug), was zu dem Spitznamen „Banana Jet“ führte. Der Erstflug des ersten Prototyps (RAF-Seriennummer XK486) fand in RAE Bedford statt, wohin er per Straßentransport vom Blackburnwerk Brough überführt worden war, da man die werkseigene Start- und Landebahn in Holme-on-Spalding Moor (HoSM) für zu kurz hielt. Ab dem zweiten Prototyp wurden jedoch alle weiteren Erstflüge von HoSM aus durchgeführt.[2] TechnikDie Buccaneer war als Mitteldecker mit zwei Triebwerken ausgelegt, wobei die zwei Mann Besatzung hintereinander saßen. Eine konstruktive Besonderheit dabei war, dass der hintere Sitzplatz mit einer eigenen Windschutzscheibe vom Piloten abgetrennt war. Das Kanzeldach war einteilig und wurde zum Öffnen über den Rumpfrücken zurück geschoben. Der Rumpf war nach damals neuesten aerodynamischen Erkenntnissen mit einer „Wespentaille“ nach der Flächenregel konstruiert. Die Höhenflosse des T-Leitwerks war zur leichteren Trimmung voll beweglich als Pendelruder ausgeführt. Zur Verringerung der Landegeschwindigkeit auf Flugzeugträgern erhielt das Flugzeug angeblasene Landeklappen. Allerdings mussten dazu zur Erzeugung der notwendigen Zapfluft die Triebwerke auch im Langsamflug mit hoher Leistung laufen. Deshalb landete das Flugzeug mit dem charakteristischen, als Luftbremse gespreizten Heckkonus. Der Bombenschacht war rotierend ausgelegt. Ferner konnte die Flugzeugnase mit dem Radar um 180° nach links abgeklappt werden, was die Unterbringung in den Hangars der relativ kleinen britischen Flugzeugträger erleichtern sollte. Die erste Serienversion Buccaneer S.1 litt unter den zu schwachen Triebwerken de Havilland Gyron Junior Mk 101, wodurch die Maschinen nicht voll aufgetankt und bewaffnet starten konnten. Man behalf sich damit, dass die Flugzeuge voll bewaffnet starteten und in der Luft von Supermarine Scimitar aufgetankt wurden. Die Buccaneer S.2 wurde deshalb mit Rolls-Royce-Spey-Triebwerken ausgerüstet, die 40 % mehr Schub bei gleichzeitig stark verringertem Treibstoffverbrauch lieferten. Die S.1 wurden deshalb schon im November 1966 ausgemustert. Bereits im Januar 1963 bestellte Südafrika 16 S.2 mit Bristol-Siddeley-BS.605-Starthilferaketen, um besser von den hoch gelegenen und heißen Basen in Südafrika starten zu können. Die 16 Flugzeuge wurden als „S.50“ ausgeliefert, eine stürzte jedoch vor der Übergabe an die südafrikanische Luftwaffe ab. Im November 1968 wurde die Buccaneer auch für die Royal Air Force als Ersatz für die English Electric Canberra geordert, obwohl die RAF das Flugzeug ursprünglich abgelehnt hatte. Grund war die Streichung der eigentlich vorgesehenen BAC TSR.2 bzw. der General Dynamics F-111K. Die RAF erhielt daraufhin 46 S.2B. Diese hatten eine Avionik-Ausrüstung der RAF, einen vergrößerten Bombenschacht zur Aufnahme eines Zusatztanks und konnten mit AS.37-Martel-Luft-Boden-Flugkörpern ausgerüstet werden. VersionenFür die Streitkräfte des Vereinigten Königreiches wurden folgende Baureihen entwickelt. (Zu den Baureihenbezeichnungen siehe die Informationen über das Bezeichnungssystem britischer Luftfahrzeuge).
Die folgende Version war die Bezeichnung für den Export nach Südafrika
NutzerNutzerstaaten
Stationierungsorte in Deutschland
EinsatzRoyal NavyAb 1962 setzte die Royal Navy die Buccaneer ein. Insgesamt flogen sechs Staffeln das Flugzeug, vier davon von den Flugzeugträgern Victorious, Eagle, Ark Royal und Hermes. Die Buccaneer wurde von den Briten an den Krisenherden der 1960er-Jahre eingesetzt, so bei der „Beira-Patrouille“ nach der Unabhängigkeitserklärung Südrhodesiens 1964 oder dem britischen Rückzug aus Aden 1967. Dabei kam es jedoch zu keinen Kampfeinsätzen. Im Jahr 1967 „versenkten“ Buccaneers den Tanker Torrey Canyon, der vor Land’s End auf Grund gelaufen war, mit Sprengbomben; die Aufgabe war es auch, das Rohöl zu entzünden, wofür verschiedene Flugzeuge Napalm und Kerosin abwarfen. Noch nie war ein derart großes Schiff von einem Flugzeug versenkt worden.[5] Im Jahr 1972 zeigten zwei Buccaneer Präsenz über Belize, als die Gefahr bestand, dass Guatemala die Kolonie, welche es als eigene Provinz betrachtete, besetzen würde. Der sechsstündige Flug, ausgeführt mit zwei zusätzlichen Buccaneer-Tankern, war der längste Einsatz von Buccaneers und hatte möglicherweise die nur mit P-51 Mustang ausgerüsteten guatemaltekischen Streitkräfte lange genug von einem Einsatz abgehalten, bis der Flugzeugträger tatsächlich in Einsatzreichweite war. Mit der Außerdienststellung des Flugzeugträgers Ark Royal 1978 endete der Einsatz der Buccaneer bei der Royal Navy. Royal Air ForceInsgesamt flogen sechs Staffeln der Royal Air Force die Buccaneer. Die beiden Staffeln der RAF Germany (RAF Laarbruch, Januar 1971 bis Februar 1984, 15. und 16. Squadron) waren ebenso wie die 12. Squadron des Strike Command auf Tiefflug-Einsätze spezialisiert. Die 208. und 216. Squadron hingegen waren auf die Seezielbekämpfung spezialisiert, nachdem die großen Flugzeugträger der Royal Navy in den 1970er-Jahren außer Dienst gestellt worden waren, später übernahm die 12. Squadron diese Rolle von der die Buccaneer nicht mehr einsetzenden 216. Squadron. Nach dem Beginn des Zweiten Golfkrieges im Januar 1991 gingen sechs britische Tornado GR1 bei Tiefflugangriffen verloren. Man entschied daher, die Angriffe aus Höhen von 5000 m bis 6000 m zu fliegen, wo die Tornados vor der irakischen Luftabwehr relativ sicher waren. Allerdings konnten sie ihre Bomben aus dieser Höhe nur „blind“ abwerfen. Daher brauchte man ein Flugzeug, das die Ziele für lasergelenkte Bomben markieren konnte. Das einzig verfügbare Flugzeug war die Buccaneer. Innerhalb von nur drei Tagen waren die ersten Flugzeuge auf dem Weg nach Bahrain. Insgesamt wurden zwölf Flugzeuge eingesetzt, die zwischen dem 26. Januar und dem 27. Februar 1991 250 Einsätze flogen. Dabei markierten sie die Ziele für 169 Paveway II-Bomben der Tornados und warfen 48 selbst ab. Am 17. März 1991 kehrten alle Flugzeuge wieder zu ihrer Basis RAF Lossiemouth in Schottland zurück.[6] Im März 1994 wurden die letzten Buccaneer der Royal Air Force bei der No. 208 Squadron außer Dienst gestellt.[7] SüdafrikaDie South African Air Force setzte ihre 15 Buccaneer S.50 vom Militärflugplatz Waterkloof bei Pretoria von 1965 bis 1991 ein. Drei flugfähige Exemplare gab es später noch bei der zivilen Betreiberin „Thunder City“ auf dem Cape Town International Airport, der Mitflüge organisiert hatte. ZwischenfälleVom Erstflug 1958 bis August 2021 kam es bei den 206 gebauten Blackburn Buccaneer zu 79 Totalschäden, davon 6 auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Bei 31 von allen Unfällen kamen 49 Besatzungsmitglieder ums Leben.[8] Beispiele:
Technische Daten
BewaffnungInterner WaffenschachtWaffenzuladung bis zu 1814 kg Waffen, wobei bei voller Bewaffnung wegen der schwachen Triebwerke nur wenig Treibstoff mitgenommen werden konnte und somit kurz darauf eine Luftbetankung erfolgen musste,
An Außenlaststationen
Selbstverteidigung
TriviaDieses Flugzeug spielt in Frederick Forsyths Roman Cobra eine wichtige Rolle. Siehe auchWeblinksCommons: Blackburn Buccaneer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
|