Der im Linzgau gelegene Amtsbezirk war der südöstlichste des Großherzogtums und wies daher eine ausgesprochene Grenzlage auf. Lediglich im Nordwesten hatte er Verbindung zum Rest des Landes. Im Süden lag der Bodensee, im Osten die OberämterTettnang und Ravensburg des Königreiches Württemberg. Hier gab es mehrere En- und Exklaven, die zu den territorialen Besonderheiten Südwestdeutschlands zählten. Zwei von ihnen wurden 1846 ausgetauscht, die übrigen hatten über die Auflösung des Bezirksamtes hinaus Bestand.
Die Landschaft war hügelig, das Klima galt als mild. Abseits der Hauptorte waren die Siedlungsstrukturen geprägt durch zahlreiche kleine Weiler und Einzelhöfe.
Wirtschaft
Von Bedeutung waren der Anbau von Getreide und Wein, die beide über den Eigenbedarf hinaus produziert werden konnten. Fabriken bestanden 1843 lediglich in Markdorf, im Hauptort Meersburg und in Hagnau gab es mehrere Gewerbebetriebe.
Nachdem dem Haus Fürstenberg erneut die Zuständigkeit für die Rechtsprechung auf der unteren Ebene (die bis 1857 bei den Ämtern lag) zuerkannt worden war, wurden die hiervon betroffenen Orte zum neu errichteten Bezirksamt Heiligenberg ausgegliedert. Ein Teil von ihnen kehrte 1843 zurück, bei dieser Gelegenheit kam es zum Austausch einzelner Orte mit anderen benachbarten Ämtern. Zu zwei kleineren Änderungen kam es 1846.
Bei der Errichtung des Bezirksamtes 1813 kamen zum Bestand des Amtes Meersburg noch vom aufgelösten Amt Heiligenberg die Orte Unteruhldingen, Schickendorf, Immenstaad, Efrizweiler, Kluftern, Deggenhausen, Homberg, Wittenhofen, Untersiggingen, Riedheim und weiteren namentlich nicht genannten Weilern und Höfen hinzu.[1]
1814 wird für das Gebiet des Bezirksamtes von 8.753 Einwohnern berichtet, die sich auf folgende Orte verteilten:[4]
Unteruhldingen, Schickendorf, Immenstadt, Kluftern, Efrizweiler, Riedheim, Stadel, Heppach, Leinbach, Untersickingen, Wittenhofen, Homberg, Deggenhausen, Weppach, Bachen und Allerheiligen mit den jeweils zugehörigen Höfen wechselten 1824 zum Amt Heiligenberg.[5] Im Rahmen einer Neuzuordnung kehrten 1843 rund ein Drittel davon zurück. Dorthin abgegeben wurde Roggenbeuren, neu hinzu kamen vom Amt SalemAdelsreute und Tepfenhard.[6]
Bei einem mit Württemberg 1843 geschlossenen und 1846 verkündeten Grenzvertrag zum Austausch von Ex- und Enklaven war das Bezirksamt Meersburg in beiden Richtungen betroffen:[7] Abgegeben wurden die drei Höfe in Waggershausen, im Gegenzug kam Schloss Hersberg hinzu.
1852 lebten im Amtsbezirk 7.524 Menschen in 10 einfachen und vier zusammengesetzten Gemeinden mit jeweils einem oder mehreren Nebenorten (NO):[8]
Als einfache Gemeinden:
Ahausen: 355
Daisendorf: 158
Hagnau: 575
Immenstaad, mit Helmsdorf: 757
Ittendorf, mit neun Weilern: 399
Kippendorf: 238, davon in
Frankenbach: 26
Markdorf: 1793
Weiler
Meersburg: 1412, davon in
Haltnau: 20
Raderach: 91
Stetten: 280, davon in
Braitenbach: 14
Haarlachen: 17
Als zusammengesetzte Gemeinden:
Adelsreute: 128, davon in
Tepfenhard: 72
Baitenhausen 153, davon in
Dittenhausen: 13
Riedetsweiler: 58 (NO)
Efrizweiler: 433, davon in
Kluftern: 245 (NO)
Riedheim: 733, davon in
Gangweiler: 7
Heppach: 98 (NO), davon in
Allerheiligen: 28
Leimbach: 174 (NO)
Lippach: 57 (NO)
Stadel: 104 (NO)
Hinzu kamen 19 Personen auf Schloss Hersberg. Die hier verwendete Zuordnung verweist darauf, dass es sich um ein gemeindefreies Gebiet handelte, die in Baden Abgesonderte Gemarkung hießen. Die auf ihnen liegenden Siedlungen wurden, je nach Typ, als Abgesonderter Hof oder als Colonie bezeichnet.
↑Johann L. Büchler (Herausgeber): Das Großherzogthum Baden nach seinen Kreisen, Hofgerichtsprovinzen und Amtsbezirken topographisch dargestellt. Zweite vermehrte und umgearbeitete Auflage 1814, S. 3f.
↑Staatsvertrag zur Auflösung der Hoheitsgemeinschaft in den Orten Widdern und Edelfingen. Veröffentlicht am 3. April 1846 im Großherzoglich Badischen Regierungsblatt, Heft XII, S. 59ff.
↑Die Gemeinden des Großherzogthums Baden, deren Bestandtheile und Bevölkerung. In: Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Großherzogthums Baden, Karlsruhe 1855, S. 24f.
↑Wolfram Angerbauer: Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg : 1810 bis 1972. Herausgegeben 1996 von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg.