Im Mai 1933 wurde Bästlein verhaftet und wegen des Vorwurfs der Vorbereitung zum Hochverrat zu 20 Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe wurde noch fünf Jahre lang in den Konzentrationslagern Esterwegen, Dachau und Sachsenhausen festgehalten. 1940 kam er frei und fand Arbeit als Feinmechaniker in Hamburg. Dort baute er 1941 zusammen mit Franz Jacob und Robert Abshagen die kommunistische Widerstandsorganisation Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe auf, die erst auf Werften in Hamburg agierte und später ein norddeutsches Netz mit Kontakt nach Flensburg, Kiel, Lübeck, Rostock und Bremen bildete. Diese Verbindungen wurden von einzelnen Leitern betreut, um die Gefahr der Aufdeckung der Gesamtorganisation zu verringern.
Am 15.Oktober 1942 wurde Bästlein an seiner Arbeitsstelle in den Riepe-Werken in Hamburg-Altona verhaftet. Die Verhaftung erfolgte im Zusammenhang mit der Fahndung der Sonderkommission „Rote Kapelle“ nach Erna Eifler. Als er zu fliehen versuchte, wurde er angeschossen, zunächst in die Strafanstalt Fuhlsbüttel eingeliefert und schwer gefoltert. Anfang 1943 beantragte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) 61 Haftbefehle gegen Mitglieder der Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe.
Im November 1942 begründete er gegenüber der Gestapo seinen illegalen Widerstand: In den sieben Jahren Zuchthaus- und KZ-Haft 1933 bis 1940 habe er entsetzliche Dinge erlebt; seine „Überzeugung, dass eine Gesellschaftsordnung, in der solche Dinge möglich sind wie ich sie erlebte, beseitigt werden muss“, sei dadurch grundfest geworden. Der 1939 begonnene Zweite Weltkrieg habe „alle Erinnerungen an den Krieg 1914 bis 1918 geweckt und seine Überzeugung gestärkt, dass, so lange die kapitalistische Gesellschaftsordnung besteht, es immer wieder zu solchen alle humanitären Regungen der menschlichen Gesellschaft und ungeheure materielle Güter zerstörenden Kriegen kommen wird“.
Im Sommer 1943 sollte Bästlein vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt werden. Ein Luftangriff auf das Strafgefängnis Plötzensee in Berlin ermöglichte ihm aber im Januar 1944 die Flucht. In den Wirren des Luftangriffs am 22.November gelang es Bästlein mit einem alten Hamburger Bekannten, Alfred Raddatz, gemeinsam eine Zelle zu belegen. Raddatz nannte Bästlein die Adresse seiner Gefährtin Johanna Falcke und übergab ihm als Erkennungszeichen eine Pfeife. Bei einem weiteren Luftangriff am 29./30.Januar gelang Bästlein der Ausbruch. Er erreichte Johanna Falcke, die ihm Quartier bei Willi Jungmittag besorgte. Jungmittag vermittelte Bästlein in Berlin-Zehlendorf bei Walter Glass und seinen Töchtern Vera Wulff und Lucie Nix eine weitere Unterkunft. Vera Wulff machte Bästlein mit Ernst Sieber bekannt, der ihm einen Reichsbahn-Dienstausweis auf den Namen „Ernst Wiechmann“ und eine Pistole besorgte. Durch Otto Marquardt und Walter Glaß gelang es ihm, Verbindung zur operativen Leitung der KPD um Anton Saefkow und Franz Jacob herzustellen. Diese Verbindung wurde als Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation bekannt. Gemeinsam wirkten sie an der Schaffung eines illegalen Netzes der Freien Deutschen Bewegung in Berlin-Brandenburg mit.[3] Durch eine Denunziation des Gestapo-Spitzels Ernst Rambow wurde er am 30.Mai 1944 erneut verhaftet, am 5.September zum Tode verurteilt und am 18.September 1944 in der der Strafanstalt Brandenburg-Görden mit dem Fallbeil enthauptet. Nach der Hinrichtung wurde sein Leichnam im Krematorium Brandenburg verbrannt.
Am 8.September 1946 wurde die nach Hamburg überführte Urne Bernhard Bästleins im Ehrenhain Hamburgischer Widerstandskämpfer auf dem Friedhof Ohlsdorf bestattet, und im dortigen Ehrenfeld der Geschwister-Scholl-Stiftung befindet sich ein gemeinsamer Kissenstein für Johanna und Bernhard Bästlein im Planquadrat Bo 73, Nr. 1.[4]
Familie
1920 heiratete Bernhard Bästlein die Hamburgerin Johanna Zenk,[5] ihr Sohn Bernt Henry Jürgen wurde 1932 geboren.
Ehrungen
Nach Motiven aus dem Leben von Bernhard Bästlein entstand die Erzählung Bis zum letzten Atemzug des Schriftstellers E.R. Greulich.
Ab 1975 wurde in Ost-Berlin das Gebiet zwischen der Herzbergstraße, der Landsberger Allee und dem Weißenseer Weg mit neuen Wohnhäusern bebaut. Die neu angelegten Straßen in dem späteren eigenständigen Ortsteil Berlin-Fennpfuhl erhielten Namen nach deutschen Widerstandskämpfern; eine Straße wurde nach Bernhard Bästlein benannt.[6] Weiterhin gibt es in Hohen Neuendorf und Leipzig eine Bästleinstraße sowie in Magdeburg und Rostock eine Bernhard-Bästlein-Straßen.
Das Fla-Raketenregiment-5 der Nationalen Volksarmee trug den Ehrennamen „Bernhard Bästlein“.
Am 8.Juni 2012 wurden vor dem Hamburger Rathaus Stolpersteine für die ermordeten Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft verlegt, darunter auch ein weiterer für Bernhard Bästlein.[7]
Ursel Hochmuth: Die Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe. Bericht über den antifaschistischen Widerstandskampf in Hamburg und an der Wasserkante während des 2. Weltkrieges. Karl Dietz Verlag, Ost-Berlin 1959, DNB453875181.
Hermann Weber: Die Wandlung des deutschen Kommunismus. Band1. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1969, DNB458584363, S.65f.
Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer 1933 bis 1945. Band1. Karl Dietz Verlag, Ost-Berlin 1970, DNB456423494, S.78ff.
Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942–1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein. Reihe A, Band4. Verlag Hentrich & Hentrich, Teetz 1998, ISBN 978-3-933471-08-6, S.112.
Annette Neumann, Bärbel Schindler-Saefkow: Katalog zur Ausstellung Berliner Arbeiterwiderstand 1942-1945. "Weg mit Hitler - Schluß mit dem Krieg!" - Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation. Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Berlin 2009, ISBN 978-3-00-027768-9, S.13.
Annette Neumann, Bärbel Schindler-Saefkow: Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation 1942 bis 1945. In: Der vergessene Widerstand der Arbeiter. Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Trotzkisten, Anarchisten und Zwangsarbeiter. Karl Dietz Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-320-02264-8, S.144–158.
Jörn Lindner, Frank Müller: Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung. 3., überarbeitete und ergänzte Auflage. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg, Hamburg 2012, DNB1023694999, S.26–30.
Siegfried Mielke, Stefan Heinz: Eisenbahngewerkschafter im NS-Staat. Verfolgung – Widerstand – Emigration (1933–1945) (= Gewerkschafter im Nationalsozialismus. Band7). Metropol Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86331-353-1, S.302ff., 304f., 672f., 733.
↑Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942–1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein. Hentrich und Hentrich, Teetz 1998, ISBN 3-933471-08-7 (Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Reihe A, Analysen und Darstellungen, Band 4), S. 72ff.