Die Bayerische Archivschule wurde 1821 als Archivalisches Unterrichtsinstitut gegründet. Sie gehörte zu jener Zeit zum Königlichen Allgemeinen Reichsarchiv.[1] Initiator dieses ersten Keims der Bayerischen Archivschule war Johann Karl Sigmund Kiefhaber, ab 1812 erster Adjunkt des Königlichen Allgemeinen Reichsarchivs.[2]
Franz von Löher, 1864 bis 1888 Direktor des Reichsarchivs, hob die Bedeutung und Wichtigkeit der Gründung einer Archivschule hervor, zum Beispiel in seinem Werk Archivlehre.[3] 1871 wurde allgemein die Notwendigkeit der Gründung einer Archivschule betont. Die Archivschule München entstand dann aus dem Archivalischen Unterrichtsinstitut und war zunächst mit 300 Gulden jährlich ausgestattet, wobei bemerkt wurde, dass dieser Betrag nicht genüge.[4] 1873 wurde versucht diesen Etat auf 500 Gulden aufzustocken, was jedoch vom Landtag abgelehnt wurde. Bei der Diskussion darüber wurde dann festgestellt, dass es den Beamten des Reichsarchives nicht zuzumuten sei, neben ihrer regulären Arbeit unentgeltlich Vorträge und Unterricht an der Archivschule zu halten.[5] Franz von Löher kann also als der Gründer der Archivschule München angesehen werden, die stellenweise als Löhers Münchner Archivschule bezeichnet wird.[6]
Aus der Archivschule München ging Anfang des 20. Jahrhunderts die Bayerische Archivschule hervor.[7]
Die Fachlaufbahn Gehobener Archivdienst entstand 1924. Die Ausbildung dazu fand an der Bayerischen Archivschule statt. 1974 verlor die Bayerische Archivschule ihre Selbständigkeit. Sie wurde in die neu gegründete Bayerische Beamtenfachhochschule integriert. Nun war die Bayerische Archivschule nur noch Ausbildungsstätte für die Beamten der 2. und 4. Qualifikationsebene. Ab 2003 benannte sich die Bayerische Beamtenfachhochschule in Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Bayern um. Eine weitere Umbenennung fand 2016 in Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern statt. Diese enthält nun die Bayerische Archivschule.[8]
Die Bayerische Archivschule dient der Ausbildung der Archivare.[10] Diese Ausbildung umfasst den physischen Erhalt und die Pflege der Bestände, die inhaltliche Beurteilung der Archivwürdigkeit von Dokumenten und ihre Erschließung, rechtliche Fragen, ihre Verwaltung, Zugriff auf die Bestände auch mittels EDV und die inhaltliche Vermittlung der Archivinhalte nach außen.[8]
Weitere Archivschulen in Deutschland
In Deutschland existieren zwei ähnliche Einrichtungen:
In ihrem Fachbereich Informationswissenschaften ermöglicht die Fachhochschule Potsdam eine Ausbildung zum Bachelor (B. A. Archiv), eine Fernweiterbildung zum gleichen Abschluss sowie einen Fernweiterbildungs-Masterstudiengang Archivwissenschaft.
↑Bayerische Bibliographie. 1 = 1959/63. – 1966, S. 370, online bei digitale-sammlungen.de. Abgerufen am 17. Mai 2023.
↑
Franz von Löher: Archivlehre, S. 426 ff. online bei digitale-sammlungen.de. Abgerufen am 17. Mai 2023.
↑Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Landtages. Stenographische Berichte: ... Landtagsversammlung. 1870/71, [2] = Beil.-Bd., Bd. 1, S. 360, online bei digitale-sammlungen.de. Abgerufen am 17. Mai 2023.
↑Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Landtages. Stenographische Berichte: ... Landtagsversammlung. 1873/75, [2] = Beil.-Bd., Bd. 1, S. 331, online bei digitale-sammlungen.de. Abgerufen am 17. Mai 2023.
↑Michael Diefenbacher: Dr. phil. h.c. Ernst Mummenhoff. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. 85, 1998, S. 327, online bei digitale-sammlungen.de. Abgerufen am 17. Mai 2023.