Die Bataver (Aussprache: [ˈbaːtavɐ] oder [baˈtaːvɐ];[1]lateinischBatavi, veraltet auch Batavier) waren ein westgermanischerVolksstamm. Aufgrund einer stammesinternen Fehde trennten sie sich von den Chatten und siedelten sich um etwa 50 v. Chr. an der Rheinmündung in der römischen ProvinzGallia Belgica an. Im Jahre 12 v. Chr. wurden sie von den Römern unter Drusus unterworfen und galten von da an als treue Bundesgenossen, mit einer Ausnahme: der Bataveraufstand unter Iulius Civilis im Jahre 69 n. Chr. In diesem Zusammenhang gelang den Germanen erstmals die Eroberung eines römischenLegionslagers (Vetera bei Xanten). Erst nach dem Aufstand von 69/70 n. Chr. erfolgte die Einrichtung einer civitas Batavorum, die in der Nachfolge des oppidum Batavodurum seit Trajan der römische Militärstützpunkt Ulpia Noviomagus Batavorum (das heutige Nijmegen) war. Im 4. Jahrhundert gingen die inzwischen romanisierten Bataver in den Franken auf.
Nach Günter Neumann biete die Stelle bei Cassius Dio (Römische Geschichte 55, 24) einen guten und durchsichtigen Ansatz für die Etymologie und Bedeutung des Ethnonyms der Bataver. Dio betont hierin die besondere Eigenschaft der Bataver als hervorragende Reiter. Im Kontext seiner Schilderung über die Lage und Gliederung der Legionen macht die Bemerkung dieser Charakteristik der Bataver und die generelle Stellung germanischer Kontingente in den römischen Auxiliar-Einheiten (Hilfstruppen) verständlich.
„[…] fremde auserlesene Reiter, die den Namen Bataver führten, weil sie die tüchtigsten Reiter waren.“
Tacitus (Germania 29,1) bemerkte ihre besondere Tapferkeit, die sie gegenüber anderen Stämmen der Region auszeichnete (Omnium harum gentium virtute praecipui Batavi).
Neumann sieht daher mit Rudolf Much[2] in Batavi einen Wortstamm aus germanisch *bata- wie er beispielsweise in gotischbatiza für „besser“ oder in bōta = „Nutzen“ vorliegt (siehe auch Batimodus oder vergleiche Ndl.baat „Nutzen, Gewinn, Vorteil“). Nach Neumann und Much könnte das kurze a der Mittelsilbe (nach den Wiedergaben der lateinischen Vorlagen) den germanischen Lautstand richtig wiedergeben, sodass im Bataver-Namen ein Nominativ Plural germanisch *batawiz (siehe Chamaver) vorliegen kann, abgeleitet vom Adjektiv *batu- für „gut“, beziehungsweise von batizan = „besser“.[3] Das Suffix wäre in Vollstufe bewahrt und zeigt einen archaischen ablautenden Deklinationstypus.
Bataverhelm
Die Krieger der Bataver, auch als Reiter-Legionäre in römischen Diensten, trugen spezielle Helme, von denen bisher nur wenige am Niederrhein im Gebiet zwischen Nijmegen und Xanten gefunden wurden. Er bestand aus Eisen und hatte einen dichten geflochtenen Besatz aus Pferdehaar, der mit Pechkleber befestigt war. Außerdem besaß er ein Visier, innen aus Eisen, außen aus Silber, das das Gesicht vollständig bedeckte.[4] Ein solcher Helm wurde 2008 im Museum Het Valkhof[5] in Nijmegen mit Hilfe von Kollegen aus Bonn und Mannheim rekonstruiert. Dabei entdeckte man auch die Zusammensetzung des Klebers, der Eisen- und Silberschicht verband: Baumteer, Bitumen und Rindertalg.[6] 69 n. Chr., nach dem Aufstand der Bataver, verschwand dieser Helmtyp. Er tauchte erst hundert Jahre später als Metallnachbildung im gesamten Römischen Heer wieder auf. Die geflochtenen Zöpfe wurden nun in Metall getrieben.[7] Das rekonstruierte Exemplar wird im Römermuseum Xanten dauerausgestellt.
Rezeption
Unter niederländischen Humanisten war der Mythos verbreitet, die Batavier seien nicht unterworfen, sondern freie Verbündete der Römer gewesen. Als Beleg diente vor allem eine angeblich um 1500 bei Zoeterwoude gefundene Inschrift Gens Batavorum amici et fratres Romani Imperii (deutsch: „Volk der Batavier, Freunde und Brüder des Römischen Reiches“). Arnoldus Buchelius (1565–1641) beurteilte diese Inschrift als Fälschung und schloss aus römischen Legionsstempeln und Münzen, die er zusammen mit Johannes de Witt (1565–1622) in der Umgebung von Utrecht gefunden hatte, dass die Nordgrenze des Römischen Reiches entlang der römischen MilitärlagerArenacum – Vada (von Buchelius mit Wageningen identifiziert) – Grinnes – Batavodorum[8] am Rhein verlief.[9]
↑Max Mangold: Duden. Band 6: Das Aussprachewörterbuch. Dudenverlag, Mannheim und Zürich 2005 (6., überarbeitete und aktualisierte Auflage), S. 189.
↑Rudolf Much: Die Germania des Tacitus. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Wolfgang Lange (Hrsg.), Herbert Jankuhn, Hans Fromm Mitarbeiter. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 1966, S. 366.
↑Frank Heidermanns: Etymologisches Wörterbuch der germanischen Primäradjektive. (= Studia Linguistica Germanica 33) De Gruyter, Berlin / New York 1993 [Reprint 2013], ISBN 978-3-11-087161-6, S. 118f.
↑Vgl. Sandra Langereis: Geschiedenis als ambacht, Oudheidkunde in de Gouden Eeuw: Arnoldus Buchelius en Petrus Scriverius (Hollandse Studien 37), Hilversum: Verloren 2001, ISBN 907040348X (Online-Ressource der Dissertation, abgerufen am 9. August 2011), bes. S. 232–235.