Das Bankhaus reichte in seinem Ursprung bis in das Mittelalter zurück und ging im 17. Jahrhundert in die Hände der Familie David über. 1792 übernahm Simon Meyer, seinerzeit Prokurist des damaligen Bankhauses Meyer Michael David, das Unternehmen, um es schließlich seinem Sohn Adolph Meyer zu überlassen. Das Bankhaus, damals gelegen in einem alten Patrizierhaus in der Langestraße (Calenberger Neustadt), firmierte Adolph Meyer bald mit seinem eigenen Namen um in Bankhaus Adolph Meyer.[5]
Als die Räumlichkeiten in der Calenberger Neustadt zu eng für die aufblühenden Geschäfte wurden, ließ Adolph Meyer nach eigenen Architekturplänen von 1845 bis 1850 ein neues Bankgebäude errichten. Es entstand außerhalb der ehemaligen Stadtbefestigung Hannovers auf freiem Feld in der etwa zeitgleich entstehenden Ernst-August-Stadt vor dem (Haupt-)Bahnhof in der Schillerstraße.[5][6] Es war eines der ersten Gebäude überhaupt in der Straße. Der für die damalige Zeit sehenswerte Neubau lockte viele Schaulustige an.[5]
In den 1850er/60er Jahren hatte das Bankhaus unter Adolph Meyer und insbesondere nach dem Beitritt des Königreichs Hannover zum Deutschen Zollverein maßgeblichen Anteil an zahlreichen Unternehmensgründungen. Bis hin in die Montanindustrie wurden die Firmengründungen zum Teil sogar durch Meyer selbst (siehe dort) initiiert, wie die Zeitschrift des Gewerbevereins für das Königreich Hannover in ihrer Neujahrsausgabe 1862 festhielt.[5] Etwa zur gleichen Zeit arbeitete von 1857 bis 1866 der spätere Bankier und Politiker August Basse bei Adolph Meyer als Buchhalter.[7]
Nach dem Tode Meyers wurde die Bank fortgeführt durch dessen Söhne Emil Meyer und insbesondere durch den preußischen Kommerzienrat Sigmund Meyer (siehe dort), der sich vor allem als einer der ersten Förderer der noch jungen Kalisalzindustrie in der Provinz Hannover hervortat. Noch zu seinen Lebzeiten trat sein Sohn Heinrich Meyer als Mitinhaber in das Unternehmen ein sowie der Prokurist Ludwig Silberberg.[5]
übernahm im November 1936 der Gauwirtschaftsberater Julius Maier „den Kundenstamm und die »nichtjüdischen« Angestellten des 1854 eröffneten Bankhauses A. Spiegelberg“ – und verlegte die Geschäftsräume seiner Bankfirma Maier in die repräsentativeren Räume von Spiegelberg im Stadtzentrum;
übernahm das Bankhaus Hallbaum & Co. im Mai 1937 „sämtliche Geschäftsverbindungen und Immobilien von Wilhelm Lilienfeld & Co“;
wickelte die Lister Bank Lücke & Co. KG zwei Monate später das Bankhaus D. Peretz ab – „und verlegte ihren Firmensitz in dessen ehemalige Geschäftsräume“;
tat sich 1938, 1½ Jahre nach seiner ersten „Arisierung“, wiederum Gauwirtschaftsberater Julius Maier hervor und übernahm das laufende Geschäft des in Liquidation befindlichen Bankhauses Adolph Meyer.[2]
Paul Siedentopf: Bankhaus Adolph Meyer. In: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahr 1927. Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 152
Zeitschrift des Gewerbevereins für das Königreich Hannover, Neujahrsnummer 1862
Albert Lefèvre: Der Beitrag der hannoverschen Industrie zum technischen Fortschritt. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 24, 1970, S. 269f.
Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Teil 3 (fälschlicherweise als Nr. 17 bezeichnet): Die Kali- und Steinsalzindustrie, in der Reihe Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, hrsg. vom Deutschen Bergbau-Museum, Bochum. Deutsches Bergbau-Museum, Bochum, 1980, ISBN 3-921533-16-3, S. 276.
Walter Buschmann: Linden. Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens Band 92). Lax, Hildesheim 1981, ISBN 3-7848-3492-2, S. 80–83 u.ö.
↑ abcIngo Köhler: Die Geschäftsübernahme durch Privatbanken. In: derselbe: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung, zugleich Dissertation 2003 an der Universität Bochum, in der Reihe Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Bd. 14, 2. Auflage, C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-53200-9, S. 300–321; hier: S. 311f.; online über Google-Bücher
↑Anmerkung: 2 Fotos von 1859 und 1885, eines von Karl Friedrich Wunder, mit Blick von der Georgstraße in die Schillerstraße, lassen im Vergleich mit dem Foto von 1927 in Paul Siedentopf: Bankhaus Adolph Meyer (siehe Literatur) nur einen Standort für das (zweite) Bankhaus Adolph Meyer zu: Die Schillerstraße Ecke der (heutigen) Rosenstraße. Vergleiche: Ludwig Hoerner: Die Gebäude der hannoverschen Bank, Georgstraße, Ecke Schillerstraße. In: derselbe: Hannover in frühen Photographien. 1848–1910. Schirmer-Mosel, München 1979, ISBN 3-921375-44-4, S. 160f.
↑Ingo Köhler: Teil-Arisierungen im Liquidationsfall. In: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich ..., S. 588f.
↑Anmerkung: Die „etwa “1847 angelegte Straße von der Georgstraße zum Ernst-August-Platz war zunächst Reitwallstraße benannt worden, weil sie vom Bahnhof am Ernst-August-Platz „zum Reitwall führte. [Die Straße] wurde [erst] am 10. November 1859 ... zur Feier des hundertjährigen Geburtstages Schillers auf Antrag des Schillerfeier-Komitees in Schillerstraße umbenannt.“ Quelle: Helmut Zimmermann: Schillerstraße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 219