Balzers
Balzers ist eine Gemeinde und ein Dorf im Oberland des Fürstentums Liechtenstein. Balzers verfügt über zwei Exklaven und ist somit dreigeteilt. Sie befindet sich in der südwestlichsten Ecke in Liechtenstein. Mit rund 4500 Bewohnern ist sie die viertgrösste Gemeinde des Fürstentums. Die Einwohnerbezeichnung lautet Balzner.[3] Grund ist der rätoromanische Ursprung des Ortsnamens. Weil dieser mit der lateinischen Nominativendung -s endet, wird der Genitiv ohne -s gebildet.[4] GeographieBalzers grenzt im Westen und Nordwesten an den Schweizer Kanton St. Gallen, im Süden an den Kanton Graubünden und im Osten und Nordosten an die Liechtensteiner Gemeinde Triesen. Der Rhein bildet die natürliche Grenze zu den St. Galler Gemeinden Wartau und Sargans. Das Rätikon grenzt die Gemeinde in Richtung Osten ab. Im Süden erhebt sich das Ellhorn, das 1948 der Schweiz abgetreten wurde. Am Fusse des Falknis verläuft die Passstrasse St. Luzisteig, die Balzers mit Maienfeld verbindet.
GemeindeteileDie Gemeinde Balzers umfasst die Dorfteile Balzers und das südlicher gelegene Mäls. Zusätzlich verfügt die Gemeinde über zwei Exklaven. Die 7,608 km² grosse Exklave zwischen dem Valorschbach, einem Seitenbach der Samina, und dem Galinakopf besteht aus den Alpen Guschgfiel, Matta, Güschgle und Zigerberg. Die Exklave Gapfahl hat eine Grösse von 1,801 km². Zusätzlich liegen rund 370 Hektaren Wiesen und Wälder auf dem Gebiet des Schweizer Kantons Graubünden. Gemeindegrenze und Landesgrenze sind nicht deckungsgleich. Ein Teil des Gebiets wird an die Schweizer Armee verpachtet.[5] AlpenDie Alp Gapfahl liegt im südlichen Saminatal, westlich ob der Alp Valüna. Gapfahl war bereits 1440 im Besitz des Kirchspiels Balzers. Spätestens ab 1781 wurde Gapfahl nur noch mit Vieh aus dem Ortsteil Mäls bestossen, seit 1967 wird ausschliesslich Galtvieh gesömmert.[6] Die ursprünglich zu Guschg gehörenden Teile Guschgfiel und Güschgle wurden 1371 von Frastanzern an Triesenberger Walser verkauft. Schon vor 1617 erwarb Mäls das Güschgle.[7] Nach verworrenen Besitzverhältnissen kauften 1704 Mäls und spätestens 1717 Balzers die Weiderechte auf Guschgfiel. Seit 1781 ist die alleinige Nutzung vom Ortsteil Balzers nachgewiesen. In den 1930er-Jahren und im Zweiten Weltkrieg war Guschgfiel ein Umschlagplatz für Schmuggelware.[8] Das Güschgle wird traditionell als Galtalp genutzt.[7] Matta war ursprünglich Teil der Alp Guschgfiel und wurde spätestens ab 1781 von Balzers als Galtalp genutzt. Seit etwa 1960 wird Matta gemeinsam mit Guschgfiel bewirtschaftet.[9] Auch Zigerberg (oder Zegerberg) wurde noch 1812 zu Guschgfiel gezählt. Der steile, felsige und trockene Zigerberg eignet sich nur schlecht für die Beweidung durch Rinder, wurde jedoch als Schafalp genutzt und spielte für die Holzwirtschaft eine Rolle. Seit 2000 ist der Zigerberg Teil des Waldreservats Garselli/Zigerberg.[10] Das Hochjagdrevier Guschgfiel mit Guschgfiel, dem Güschgle, Matta und dem Zigerberg ist an Private verpachtet, die auch die Hütte im Riet nutzen.[6]
GeschichteDie Geschichte ist in ihren Grundzügen mit der des Landes Liechtenstein identisch. Im Detail widmet sich die Schriftenreihe «Balzner Neujahrsblätter» der Geschichte und Kultur des Ortes. Aufgrund der ausgegrabenen Kulturgegenstände ist der Beweis einer Besiedlungskontinuität von der Jungsteinzeit an (etwa 3000 v. Chr.) bis zum heutigen Tag erbracht worden, wobei die Ortschaft im Jahr 842 erstmals urkundlich erwähnt wird. Das Dorf zerfiel in die Teile Balzers und Mäls, wovon das rätische Mäls der ältere Teil ist. Während «Meilis», wie Mäls im Rätischen Urbar heisst, etymologisch bis heute nicht gedeutet werden konnte, kann der Name Balzers (Palazoles) in Zusammenhang mit dem lateinischen «palatium» (= Herrenhof, Pfalz) gebracht werden. VorgeschichteArchäologische Grabungen haben gezeigt, dass der Burghügel der Burg Gutenberg seit der Jungsteinzeit besiedelt ist. Seit im Jahr 1934 Funde am Südfuss des Burghügels Gutenberg entdeckt wurden, gilt Balzers als die südlichste Fundstelle der Rössener Kultur. Die Frühe und die Späte Bronzezeit sind durch am Burghügel Gutenberg gefundene Gefässreste fassbar. Von grosser kunstgeschichtlicher Bedeutung sind sieben menschliche Bronzestatuen und zwei Tierfiguren (Eber und Hirsch), die am Burghügel gefunden wurden. Dabei ist die Figur «Mars von Gutenberg» mit einer Grösse von zwölf Zentimetern besonders bedeutsam. Bei diesen Figuren handelt es sich wohl um Fruchtbarkeits- oder Ritualgegenstände. Im Jahr 15 v. Chr. eroberten die Römer unter Augustus das Gebiet des heutigen Liechtensteins und errichteten die römische Provinz Raetia. Im 1. Jahrhundert wurde die Heeresstrasse Mailand–Bregenz angelegt, die über die Luzisteig nach Balzers und weiter nach Bregenz führte. Aus diesem Grund wurden auch in Balzers verschiedene römische Bauwerke errichtet.[12] Ob es sich bei der ausschliesslich auf der Tabula Peutingeriana erwähnten Siedlung oder Strassenstation Magia um Balzers handelt, muss offen bleiben.[13] Mittelalter und NeuzeitIm Mittelalter sind weitere Bautätigkeiten im Dorf nachweisbar. Zeitgleich gewann die Burg Gutenberg an Bedeutung, wo bereits im 9. und 10. Jahrhundert ein Friedhof mit rund 300 Gräbern angelegt wurde. Im Zürichkrieg brannten grosse Teile des Dorfes ab, sodass es neu errichtet wurde. Im Schwabenkrieg wurde die Ortschaft geplündert und die Burg Gutenberg belagert und beschossen.[14] Im Jahr 1795 kam es im nördlichen Dorfteil zu einem Brand, bei dem neben 34 Häusern die Pfarrkirche zerstört wurde. Im März 1799 überquerten französische Truppen im Koalitionskrieg den Rhein bei Balzers, und im Oktober 1799 nächtigten unter dem russischen General Alexander Wassiljewitsch Suworow rund 15'000 Mann in Balzers. In dieser Zeit kam es deshalb zu einer Verarmung der Bevölkerung.[15] Ab dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Balzers zunehmend zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort. Balzers war – mit Triesen und Triesenberg – eine der letzten drei Gemeinden Liechtensteins, die am 20. April 1986 das Frauenstimmrecht auf Gemeindeebene zuliessen. Bevölkerung
2015 leben 4608 Personen in Balzers. Der Ausländeranteil beträgt 26,9 Prozent. Die Bevölkerung ist zu 80 Prozent römisch-katholisch.[16]
WappenDas Gemeindewappen von Balzers war ursprünglich das «Balzner Förkle», eine dreigezackte Heugabel. Am 16. August 1956 wurde von Fürst Franz Josef II. der Gemeinde ein neues Wappen verliehen. Es lehnt sich an das der Freiherrn von Frauenberg an, welche um 1300 Burgherren von Gutenberg waren. Das Wappen zeigt im blauen Schild einen goldenen Greif mit roter Zunge. Sehenswürdigkeiten
Wirtschaft und InfrastrukturLiechtenstein selbst besitzt keine Autobahnen, allerdings führt die Schweizer A13 entlang der linken Rheinseite. Balzers verfügt mit der Autobahnausfahrt in der St. Galler Ortschaft Trübbach über einen Autobahnanschluss in unmittelbarer Nähe. Der überregional bedeutende Bahnhof Sargans ist mit den öffentlichen Bussen der Verkehrsbetrieb LIECHTENSTEINmobil in rund zehn Minuten erreichbar, und so ist die Gemeinde Balzers auch mit den Schweizer Städten Chur, St. Gallen und Zürich verbunden.[17] Zu Beginn des letzten Jahrhunderts entstand ein schmalspuriges Eisenbahnprojekt Schaan–Landquart. Der Heliport Balzers dient in erster Linie Arbeitsflügen, Schulungs- und Werkflügen sowie Rettungs- und Einsatzflügen, in zweiter Linie auch Sport- und Freizeitflügen. In Balzers gab es Ende 2014 rund 3400 Arbeitsplätze, von denen die meisten zur Industrie zu zählen sind.[18] Die Oerlikon Balzers ist der wichtigste Arbeitgeber der Gemeinde. PolitikGemeindevorsteher ist Karl Malin (VU). Bei den Gemeindewahlen am 5. März 2023 erhielt er 59,8 % der gültigen Stimmen. Der Gemeinderat besteht aus dem Gemeindevorsteher und weiteren zehn Mitgliedern, die sich seit der Gemeindewahl 2023 folgendermassen auf die einzelnen Listen verteilen:[19]
Die Wahlbeteiligung bei der Gemeindewahl lag bei 76,6 % (2019: 80,0 %). Persönlichkeiten
Literatur
WeblinksCommons: Balzers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Balzers – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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