August von Werder

Graf August von Werder
August Graf von Werder, 1871
Wappen des Grafen August von Werder (aus dem Grafendiplom vom 15. April 1879)
Straßburg am Tag nach der Kapitulation
Siegesdenkmal Freiburg im Breisgau

Graf Karl Friedrich Wilhelm Leopold August von Werder (* 12. September 1808 in Schloßberg (Amt Norkitten), Ostpreußen; † 12. September 1887 auf Gut Grüssow, Pommern) war ein preußischer General der Infanterie.

Leben

Herkunft

August von Werder entstammt dem märkischen Adelsgeschlecht von Werder. Er war der Sohn des preußischen Generalleutnants Hans von Werder (1771–1837) und dessen Ehefrau Friederike, geborene Wedde (1783–1864).

Militärkarriere

Werder trat am 14. Juni 1825 bei der 6. Kompanie in das Regiment der Gardes du Corps der Preußischen Armee ein und wurde 1826 als Sekondeleutnant zum 1. Garde-Regiment zu Fuß versetzt. 1839 wurde er Lehrer im Kadettenkorps und später zum Topographischen Büro kommandiert. Als Premierleutnant nahm er 1842/43 freiwillig am russischen Feldzug im Kaukasus teil. Nach seiner Rückkehr 1846 wurde er als Hauptmann zum Generalstab versetzt, später als Major zum 33. Infanterie-Regiment. 1853 wurde er Kommandeur des Landwehr-Bataillons im 40. Infanterie-Regiment, 1856 des 4. Jäger-Bataillons, dann Oberstleutnant im 2. Garde-Regiment zu Fuß und zugleich mit der Führung der Geschäfte der Inspektion der Jäger und Schützen sowie des Kommandos des Reitenden Feldjägerkorps beauftragt. 1859 wurde Werder zum Oberst und Inspekteur der Jäger und Schützen und des Reitenden Feldjägerkorps ernannt, 1863 zum Generalmajor und 1866 zum Generalleutnant.

Während des Krieges gegen Österreich kommandierte Werder 1866 die 3. Division bei Gitschin und Königgrätz. Im Krieg gegen Frankreich erhielt er 1870 den Oberbefehl über das Belagerungskorps vor Straßburg. Bei der Belagerung ließ Werder im August 1870 in nur fünf Tagen rund 195.000 Granaten auf die Stadt feuern, womit er gewaltige Schäden (u. a. an der Kathedrale und deren Kunstschätzen) anrichtete. Nachdem ihm die Munition ausgegangen war, wechselte er zur traditionellen Form der Belagerung.[1] Nach der Kapitulation von Straßburg erhielt er, zum General der Infanterie ernannt, das Kommando des neu gebildeten XIV. Armee-Korps, mit dem er im Oktober in die Franche-Comté eindrang, Dijon besetzte und die Garibaldiner in Schach hielt. Auf die Kunde von Bourbakis Anmarsch hin wich er im Januar 1871 nach Belfort zurück, konnte im Gefecht bei Villersexel (9. Januar) einen Rückzug ohne größere Verluste erreichen, damit etwas Zeit gewinnen und den Angriff der überlegenen französischen Ostarmee in der dreitägigen Schlacht an der Lisaine (15.–17. Januar) standhalten und ihn zurückweisen. Die anschließende Verfolgung der Ostarmee zwang diese zum Übergang und zur Internierung in die Schweiz.

Diese Waffentat verschaffte ihm hauptsächlich in Süddeutschland eine große Popularität. In Freiburg im Breisgau wurde ihm zu Ehren das Siegesdenkmal errichtet und er erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität.[2] Zudem war dort – von 1875 bis 2007[3][4]eine Straße nach ihm benannt, wie auch in vielen anderen badischen Städten, aber auch in Köln (Belgisches Viertel). Nach Friedensschluss bekam Werder das Großkreuz des Eisernen Kreuzes sowie eine Dotation in Höhe von 200.000 Talern; ebenfalls 1871 wurde er zum Chef des 4. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr. 30 ernannt. 1875 feierte er unter großen Ovationen sein 50-jähriges Dienstjubiläum und erhielt 1. April 1879 unter Erhebung in den Grafenstand[5] den erbetenen Abschied. Er starb 12. September 1887 auf Schloss Grüssow.

Familie

August von Werder heiratete am 12. Februar 1848[6] Hedwig von Borcke (1823–1854) aus dem Hause Stargordt. Sein Sohn Hans (1850–1896) war mit Magarethe von Kameke (1866–1919), Tochter des Ministers Georg von Kameke verheiratet. Seine Tochter Eugenie (1853–1879) heiratete am 29. Oktober 1873 in Karlsruhe den späteren preußischen Generalleutnant Karl Roeder von Diersburg (1840–1916).

Auszeichnungen

Orden und Ehrenzeichen

Ehrungen

Eine Kaserne der Bundeswehr in Saarlouis trägt den Namen Graf-Werder-Kaserne, außerdem sind Straßen in verschiedenen Städten in Deutschland nach ihm benannt.

Die damals selbstständige Stadt Gräfrath (heute Solingen-Gräfrath) verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde.

Literatur

Commons: August von Werder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter H. Wilson: Iron and Blood. A Military History of the German-speaking Peoples since 1500. Allen Lane, Dublin 2022, ISBN 978-0-241-35556-5, S. 482.
  2. Hans Schadek: Freiburg ehemals, gestern, heute: Die Stadt im Wandel der letzten 100 Jahre. Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-7984-0771-1, S. 83. – Werder
  3. Joachim Scheck: Die Karriere der Werthmannstraße als vierspurige Stadtumfahrung währte nicht lange. Badische Zeitung, 29. Januar 2018, abgerufen am 27. Juni 2019.
  4. Freiburg: Der Organisator der Nächstenliebe. In: badische-zeitung.de. Abgerufen am 11. Juni 2015.
  5. Albrecht Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 16.
  6. Emil von Conrady: Das Leben des Grafen August von Werder, königlich preussischen Generals der Infanterie. E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1889, S. 65 (archive.org).
  7. Angaben aus: Rang- und Quartier-Liste der Königlich Preußischen Armee für 1884. Ernst Mittler und Sohn, Berlin 1885.