Die Französische Revolution 1789 wurde von ihm begrüßt und in zahlreichen Gedichten enthusiastisch gefeiert, die im Ton teilweise merkbar von der Lyrik Schillers und Klopstocks beeinflusst waren, teilweise sich an überlieferte Kirchenweisen anlehnten und in den oberrheinischen Vernunfttempeln der Zeit auch tatsächlich gesungen wurden. Diese Gedichte erschienen 1791 gesammelt unter dem Titel Gedichte eines Franken am Rheinstrome und 1795 als Dekadische Lieder für die Franken am Rhein.
Auf den Rat seines Freundes Gottlieb Konrad Pfeffel hin ging Lamey 1794 nach Paris, wo er zunächst für den Wohlfahrtsausschuss arbeitete und dann eine Stelle als offizieller Übersetzer der republikanischen Staatsdruckerei fand. In dieser Zeit entstanden einige dramatische Werke wie zum Beispiel Marius zu Karthago, Cato's Tod und Marius Sextus Wiederkunft, pathetische Stücke im Geschmack der Zeit, voll von altrömischem Heldentum. Auch Napoleons Konsulat und Kaisertum fanden Lameys Zustimmung und wurden von ihm in entsprechenden Dichtungen freudig besungen. In diesen Jahren verfasste er auch einige Theaterstücke in französischer Sprache.
Im Rahmen der französischen Eroberungen in Deutschland wurde Lemay 1812 Zollrichter in Lüneburg, in den Befreiungskriegen floh er dann über Hamburg zurück nach Paris. 1816 wurde er Friedensrichter im elsässischen Münstertal, zwei Jahre später Untersuchungsrichter im Bezirk Altkirch. Danach war er ab 1827 noch Richter in Colmar und ab 1829 in Straßburg. 1844 ließ er sich pensionieren und lebte die folgenden Jahre mit seinen Kunstsammlungen und der Herausgabe seiner Gedichte beschäftigt in Straßburg.
In diesen späteren Jahren war er mit der literarischen Entwicklung vor allem in Süddeutschland durchaus verbunden, so war er mit dem Dichter Justinus Kerner befreundet. Auf die zeitgenössische Dichtung reagierte er mit spätromantisch-biedermeierlichen Verserzählungen aus der heimatlichen Geschichte (Chronik der Elsässer in Liedern und Gemälden 1845), welche ihm in seiner elsässischen Heimat ein freundliches Andenken bescherten. Als Revolutions-Lyriker und deutscher Jakobiner war er bis in die jüngere Zeit weitgehend vergessen.
Werke
Grabstein auf dem Cimetière Sainte-Hélène in Straßburg
Lied der Eintracht. Den Vorstehern und Lehrern der Straßburgischen Universität und den guten Bürgern der Stadt zugeeignet, zum neuen Jahr 1791. Straßburg 1791.
August Stöber: August Lamey. In: Alsatia, N.F. Mülhausen/Basel 1861, S. 384–390.
Ernst Weber: Lamey, August Wilhelm. In: Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollst. überarb. Aufl. de Gruyter, Berlin 2010, Bd. 7, S. 175 f.