Aufrichtige Erzählungen eines russischen PilgersDas Buch Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers (russisch Откровенные рассказы странника духовному своему отцу) eines unbekannten Verfassers erzählt von einem Pilger in Russland Mitte des 19. Jahrhunderts, der das Bibelwort „Betet ohne Unterlass!“ (1. Thessalonicherbrief Kapitel 5, Vers 17) zu verwirklichen sucht. Es trug wesentlich zur weltweiten Verbreitung des Jesusgebets bei. EntstehungDas Buch ist in zwei Teile gegliedert. Die erste gedruckte Version des ersten Teils erschien 1870 in Kasan (Russland) unter dem Titel „Aufrichtige Erzählungen eines Pilgers, seinem geistlichen Vater mitgeteilt“, nachdem vorher schon Handschriften verbreitet waren. 1881 erschien die zweite, 1884 die dritte Auflage, die der heutigen Ausgabe zu Grunde liegt. Alexis Pentkovski, der die Textgeschichte eingehend erforschte, nimmt an, dass der Archimandrit Michail Koslow der Verfasser war.[1] Der zweite Teil des Buches erschien 1911 in Moskau. Der Verfasser ist ebenfalls unbekannt. InhaltDer erste Teil ist ein in der Ich-Form verfasster Bericht eines russischen Pilgers, dessen Name nicht genannt wird, wohl aus der Zeit zwischen 1853 und 1861. Bei einem Gottesdienstbesuch hört der Pilger das Bibelwort „Betet ohne Unterlass!“. Er fragt sich, wie er diese Mahnung verwirklichen könne. Auf seiner Pilgerreise begegnet er einem Starez, der ihn das Jesusgebet lehrt und auf die Philokalie hinweist. Daraufhin liest dieser häufig in jenem Buche und berichtet, dass ihm der Inhalt dank dem immerwährenden Gebet mit der Zeit immer klarer und verständlicher wird. Im weiteren Verlauf des ersten Teils erzählt der Pilger von seinen eigenen Erfahrungen mit diesem Gebet und Begegnungen mit anderen Menschen, mit denen er über das Jesusgebet spricht. Der zweite Teil ist eine in Dialogform verfasste Gebetslehre. Das JesusgebetDas Jesusgebet beschränkt sich dabei auf den Satz „Herr Jesus, Christus, erbarme Dich meiner.“ Bei der ersten Unterweisung lernt er, dieses bei jeder Perle eines Rosenkranzes zu beten. Anfangs darf er den Rosenkranz nur wenige Male „durchbeten“, mit der Zeit häufiger, bis er schließlich die Erlaubnis erhält, das Gebet jederzeit in Gedanken oder Worten zu beten. Mit der Zeit wird dieses Gebet zu seinem ständigen Begleiter und verlässt ihn auch während des Essens oder im Gespräch mit anderen nicht mehr. Wirkungsgeschichte und RezeptionDas Jesusgebet und die hesychastische Erneuerung standen im Zentrum der Imjaslavie (Verehrung des Namens Gottes)-Bewegung in der russischen Orthodoxie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich auch unter diesem Gesichtspunkt intensiv mit dieser Schrift auseinandersetzte. Der orthodoxe Heilige Ignati Brjantschaninow, der über die zum Glauben kam, kritisierte die „Aufrichtigen Erzählungen“ scharf, weil er darin große Defizite erkannte und meinte, das Jesusgebet werde hier als einfacher Weg zum Heil dargestellt, wobei Umkehr und Buße vernachlässigt würden.[2] In J. D. Salingers Werk Franny und Zooey spielt das Werk eine wichtige Rolle. Deutsche Übersetzung
Literatur
WeblinksEinzelnachweise
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