Auf dem Weg zu einem gemeinsamen ZeugnisAuf dem Weg zu einem gemeinsamen Zeugnis (Towards common witness) ist ein 1997 veröffentlichtes Studiendokument des Ökumenischen Rats der Kirchen. Darin wird dem Proselytismus eine Absage erteilt. Zeitgeschichtlicher Hintergrund waren die Missionsaktivitäten verschiedener Kirchen in Mittel- und Osteuropa, Afrika, Asien und Lateinamerika, die sich an Mitglieder bestehender Kirchen richteten. In diesem Zusammenhang werden auch Spannungen zwischen der Orthodoxen und der Römisch-katholischen Kirche angesprochen, die durch die Existenz von katholischen Kirchen mit östlichem Ritus verursacht sind. Mission als gemeinsames ZeugnisDas Studiendokument entwirft eingangs ein eigenes Verständnis von Mission: Sie ist demnach primär ein Werk Gottes. Die Kirche als Leib Christi ist ihrem Wesen nach missionarisch. Für alle Christen besteht das Gebot, an der Mission Gottes mitzuwirken:
Die Glaubwürdigkeit der Mission hängt auch daran, ob sie gemeinsames Zeugnis der Christen ist. Die Mitglieder des Ökumenischen Rats der Kirchen erkennen ein gewisses Maß an kirchlicher Gemeinschaft, die wenn auch unvollkommen zwischen ihnen besteht – auch wenn der ÖRK keine Kirche ist. Ein wesentlicher Punkt ist dabei die gegenseitige Anerkennung der Taufe. Diese schafft eine Grundlage für das gemeinsame Zeugnis. Darin werden die verbindenden Elemente, die die Mitgliedskirchen schon jetzt gegenseitig feststellen, betont. Der ÖRK bekennt sich seit der ersten Vollversammlung 1948 in Amsterdam zum Menschenrecht der Religionsfreiheit. Definition von ProselytismusProselytismus wird definiert als Aufforderung an Mitglieder einer Kirche, ihre Konfession zu wechseln, sofern dabei unlautere Mittel angewendet werden. Der Unterschied zum authentischen christlichen Zeugnis zeige sich in folgenden Punkten:
Dessen ungeachtet erkennen die Verfasser des Studiendokuments an, dass manche Christen ihre Konfession wechseln, ohne durch Proselytismus manipuliert worden zu sein. Es wird festgehalten, dass die Mitgliedskirchen selbst Gründe schaffen, wodurch Mitglieder sich von ihnen ab- und einer anderen Kirche zuwenden. RichtlinienFolgende Themen bedürfen weiterer Untersuchung:
EmpfehlungenDer ÖRK-Zentralausschuss billigte folgende Empfehlungen an die Mitgliedskirchen: In Bildungsveranstaltungen soll jede Kirche den Respekt vor anderen konfessionellen Identitäten bei ihren Mitgliedern fördern. Die Kenntnis anderer Konfessionen und ihrer Geschichte soll vermittelt, historische gegenseitige Verletzungen aufgearbeitet werden. Begegnung und Dialog mit Mitgliedern von Kirchen, denen Proselytismus vorgeworfen wird, sollen bei diesen Verständnis für die Vorbehalte gegenüber dieser missionarischen Aktivität wecken. Mehrere Kirchen können etwa bei sozialen Projekten kooperieren. Es wäre wünschenswert, dass die Mitgliedskirchen Proselytismus gemeinsam zurückweisen und als Gegenteil von Mission kennzeichnen. Weiterhin nötig ist das Gebet für die Einheit der Christen. Der ÖRK übernimmt bei diesen Schritten eine unterstützende Funktion, indem er seine Bildungsarbeit zur gegenseitigen Kenntnis der Kirchen einsetzt und eine Studie über Ekklesiologie und Mission durchführt. Weblinks |