ArbeitsethikAls Arbeitsethik bezeichnet man das moralische Verhalten und die Einstellung des Menschen zur Arbeit. Arbeitsethos (siehe Ethos) meint die positive Sichtweise Werktätiger auf ihren Beruf und die sorgfältige Ausübung und Wertschätzung der Berufstätigkeit. Im Unterschied hierzu beschäftigt sich die Berufsethik mit konkreten ethischen Normen, Regeln und Kriterien für die angemessene Ausübung des Berufes (z. B. im Bereich der Medizin, Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei). Antike und MittelalterSowohl die Antike als auch das Mittelalter verfügten über ein grundlegend anderes Verhältnis gegenüber der Arbeit. Bei den Griechen der Antike war körperliche Arbeit verpönt und das hochgeschätzte Philosophieren setzte Muße voraus. Die einzige Philosophie der Antike, in der die Arbeit gepriesen wurde, war der Stoizismus. Im Mittelalter wurde Arbeit bis zur Reformation als Mühsal, teilweise auch als Strafe aufgefasst; Augustinus betont beispielsweise, im Paradies „sei lobenswerte Arbeit nicht mühselig“ gewesen (Predigten zum Buch Genesis, 2.11), während die Strafe in der Hölle in ewiger Arbeit bestünde. Protestantische ArbeitsethikDie protestantische Arbeitsethik ist gekennzeichnet durch die Vorstellung von Arbeit als Pflicht, die man nicht in Frage stellen darf. Die Arbeit bildet den Mittelpunkt des Lebens, um den herum Freizeit gestaltet wird. Diametral zur vorreformatorischen Auffassung erklärte der reformierte Geistliche Johann Kaspar Lavater im 18. Jahrhundert, „[selbst im Himmel] können wir ohne eine Beschäftigung nicht gesegnet sein“ (Aussichten in die Ewigkeit, 1773). Pekka Himanen fasst die Grundzüge der protestantische Arbeitsethik folgendermaßen zusammen: „Arbeit muss als gottgewollter Lebenszweck betrachtet werden, sie muss so gut wie möglich verrichtet werden und Arbeit muss als Pflicht gelten, die man erledigt, weil sie erledigt werden muss“ (Himanen 2001, S. 27). Max Weber führt die Entstehung dieser Auffassung auf den im 16. Jahrhundert auftauchenden Kapitalismus zurück:
Noch präziser charakterisiert der puritanische Moraltheologe Richard Baxter:
Katholische Berufs- und ArbeitsethikIn der modernen katholischen Berufs- und Arbeitsethik wird der Begriff der Berufung (durch Gott) auf den Beruf (der Laien) erstreckt. Die Beschränkung dieser Berufung auf den Erwerbsberuf ist dem katholischen Verständnis fremd. Der Berufserfolg wird auch nicht wie im Calvinismus als Erwählungszeichen angesehen. Einer Absolutsetzung wird die Sonntagsruhe und die Muße entgegengesetzt. Der Beruf betrifft den Menschen als Person. Daraus resultiert der Vorrang der „Arbeit vor dem Kapital“ (Laborem exercens). Der Beruf wird als „fundamentale Form personaler Selbstverwirklichung“[1] gesehen, zugleich als ein „Dienst“ an die Mitmenschen. Die Berufswelt muss entsprechend gestaltet werden. Theologisch wird der Beruf als „Mitschöpfung“ des Menschen im Rahmen der creatio continua Gottes, als Dienst an den Nächsten, als Sorge um das Kommen des Reiches Gottes[2] und in seinen Schwierigkeiten als Möglichkeit der „Miterlösung“ durch Sühne und Buße gesehen. Destruktive EthikWenn Angestellte sich in einem Unternehmen nicht wohlfühlen, neigen sie häufig zu der Minimalethik „gut ist, was mich meinen Job behalten lässt, und die geringste Anstrengung kostet“. Die französische Politologin Corinne Maier beschreibt dies in „Die Entdeckung der Faulheit – Von der Kunst, bei der Arbeit möglichst wenig zu tun“ (s. u.). → Siehe auch: Innere Kündigung BerufsgruppenInsbesondere in soziologischen Arbeiten wird die Bedeutung der Berufsgruppenethik untersucht. Eine der ersten Arbeiten in diesem Bereich ist Emile Durkheims Physik der Sitten und des Rechts. Durkheim schlussfolgert: um eine ethisch-integrierte demokratische Gesellschaft realisieren zu können, ist eine an befreienden Normen orientierte Integration von Individuen auch in der Arbeitswelt notwendig. Für die französische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts konstatierte Durkheim, dass das Fehlen dieser normativen Regulierungskontexte in vielen Berufsgruppen problematisch für die gesamte Gesellschaft sei.[3][4] PolizeiIn der Ausbildung von Polizisten ist die Ausrichtung an einer demokratischen Berufsethik von großer Wichtigkeit; insbesondere um gesellschaftlich problematische Phänomene wie Korruption und Amtsdelikte zu verhindern. Die Vereinbarungen zur Erteilung des Berufsethischen Unterrichts durch Vertreter der Polizeiseelsorge hat in der Bundesrepublik Deutschland lange Tradition (Erlass des Innenministers NRW von 1962). In Europa gibt es zum Zweck der Ausbildung demokratietauglicher Polizisten seit 2001 den „Europäischen Kodex zur Polizeiethik“.[5] Hierbei handelt es sich um eine Empfehlung des Europarats, der Grundwerte der Polizeiarbeit formuliert und empfiehlt, Ausbildung und Arbeit an diesem Kodex auszurichten. In Deutschland ist zudem die Orientierung am Grundgesetz für die Berufsethik konstitutiv.[6] Siehe auch
LiteraturAllgemeines
Bibelwissenschaftliches
WeblinksEinzelnachweise
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