Sickinger erlernte das Steinmetzhandwerk bei Konrad Volm in Owingen und arbeitete danach zwei Jahre in Überlingen. Anschließend ging er nach München und fand Beschäftigung in der Werkstatt von Johann N. Haller. Nach dessen Tod 1826 begründete er eine Bildhauerwerkstatt, in der zahlreiche Skulpturen und Altäre im Stil der Neugotik geschaffen wurden. Zu seinen besten Arbeiten werden die Altäre für die Pfarrkirche in Velden und für die St.-Jodok-Kirche in Landshut gezählt. Im Rahmen der Restaurierung der Münchner Frauenkirche schuf er den damaligen Hauptaltar (diese Angabe wurde 1870 korrigiert, der Hauptaltar wurde laut Adolf Friedrich Seubert von dem Bildhauer Joseph Knabl geschaffen und Sickinger fertigte einen Altar, den die Bäckerinnung 1856 für diese Kirche stiftete[1]) nach Entwurf des Architekten Matthias Berger sowie die Kanzel.[2] Ein weiteres Werk Sickingers ist die Innenausstattung der 1857/58 errichteten Kirche von Kirchanhausen bei Beilngries im Landkreis Eichstätt. Sickinger erfreute sich der Gunst des Königs Ludwig I., der ihm Aufträge für die Befreiungshalle in Kelheim übertrug. Schüler Anselm Sickingers, der Mitglied des 1860 gegründeten Münchner Vereins für Christliche Kunst war, waren unter anderem Joseph Knabl, Franz von Lenbach, Peter Lutt (1828–1907), Christof Roth (1840–1907)[3] und Dominik Sänger (1845–1897).[4]
Grabstätte
Die Grabstätte von Anselm Sickinger befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Neue Arkaden Platz 163 bei Gräberfeld 30). Standort48.126511.563555555556
Familie
Seit dem 26. Juni 1831 war Sickinger mit Theres[ia] (geborene Karl, * 19. November 1804 [oder 1806]) verheiratet.[5]
Anselm Sickinger (geboren am 23. September 1830, vor der offiziellen Hochzeit, gestorben am 12. Mai 1867), war der älteste Sohn des Paares. Er studierte ab 1850 an der Münchner Akademie Bildhauerei.[6]
Katharina (30. Mai 1832 bis 7. Januar 1897) ⚭ Juli 1853, Andreas Mayer (1820–1908), Spezereienhändler.
Otto (25. Mai 1834 bis 28. Dezember 1834)
Der Architekt Adalbert Reinhard Sickinger (2. Juli 1837 bis 17. März 1920) war ein weiterer Sohn Sickingers. Er schuf u. a. den Sarkophag für König Ludwig I. in der Basilika St. Bonifaz.
Adolph Joseph (5. Juni 1845 bis 24. Februar 1871)
Der Bildhauer Jacob Sickinger (geboren um 1816, in Hohenzollern-Hechingen), der 1845 an der Münchner Akademie studierte,[7] war sein Cousin und Mitarbeiter in seiner Werkstatt.[8]
Verein für christliche Kunst in München (Hrsg.): Festgabe zur Erinnerung an das 50jähr. Jubiläum. Lentner’sche Hofbuchhandlung, München 1910, S. 103.
Georg Kaspar Nagler: Sickinger, Anselm. In: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, … 3. Auflage. Band18. Schwarzenberg und Schumann, Leipzig 1936, S.369 (Textarchiv – Internet Archive – Nachdruck der ersten Auflage).
↑Karl Klunzinger, Adolf Friedrich Seubert: Sickinger, Anselm. In: Die Künstler aller Zeiten und Völker … Band4: Nachträge seit 1857. Ebner & Seubert, Stuttgart 1870, S.399 (Textarchiv – Internet Archive).
↑Karl Klunzinger, Adolf Friedrich Seubert: Die Künstler aller Zeiten und Völker … Band3: M–Z. Ebner & Seubert, Stuttgart 1864, S.536 (Textarchiv – Internet Archive – Hier gibt Seubert noch an, dass Sickinger den Hauptaltar erschaffen habe, später korrigierte er dies in Band 4).
↑Hyacinth Holland: Sänger, Dominik. In: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band2. Georg Reimer, Berlin 1898, S.229 (Textarchiv – Internet Archive).
↑00794 Anselm Sickinger. In: Matrikelbuch 2. Matrikeldatenbank der Akademie der Bildenden Künste München, abgerufen am 9. April 2020.
↑00340 Jacob Sickinger. In: Matrikelbuch 2. Matrikeldatenbank der Akademie der Bildenden Künste München, abgerufen am 9. April 2020.
↑Susanne Hegele: I. Leben und Werk des Anselm Sickinger – 1. Lebensdaten und Persönliches. In: Anselm Sickinger (1807–1873). Ein Beitrag zur „Münchner Gotik“ im 19. Jahrhundert. Dissertation 2013, S. 20 (Leicht vom Grabstein abweichende Lebensdaten einzelner Familienmitglieder, edoc.ub.uni-muenchen.de PDF).