Anschluss des Birseck an BaselDer Anschluss von neun Gemeinden des ehemaligen Fürstbistums Basel an den Kanton Basel fand im Jahr 1815 statt. Unter dem Begriff «Anschluss» sind vier Vorgänge zusammengefasst: die Zuweisung des ehemaligen Fürstbistums Basel durch den Wiener Kongress (20. März 1815), die Inbesitznahme dieses Gebiets durch die Eidgenossenschaft (23. August 1815), die Inbesitznahme der neuen Birsecker Gemeinden durch den Kanton Basel (26. Dezember 1815) und die Vereinigungszeremonie am 28. Dezember 1815. Die neun Birsecker Gemeinden Arlesheim, Reinach, Aesch, Pfeffingen, Oberwil, Therwil, Ettingen, Allschwil und Schönenbuch entsprechen nicht der geografischen Bezeichnung Birseck. VorgeschichteBis 1792 gehörten die Landvogteien Birseck (Arlesheim, Reinach, Oberwil, Therwil, Ettingen, Allschwil und Schönenbuch) und Pfeffingen (Pfeffingen, Aesch, Duggingen, Grellingen) zum Fürstbistum Basel. Nach dem Umsturz im Gefolge der Französischen Revolution und der Ausrufung einer pro forma unabhängigen, kurzlebigen Raurachischen Republik am 17. Dezember 1792 wurden die beiden deutschsprachigen Vogteien als Kanton Reinach mit dem Hauptort Reinach zusammengelegt. Der Kanton blieb weiterhin bestehen, als die meisten ehemaligen fürstbischöflichen Territorien am 23. März 1793 das neue französische Département Mont-Terrible bildeten. In diesem gehörte der Kanton Reinach zum Distrikt Delsberg. Am 17. Februar 1800 gelangte der gesamte Distrikt an das Département Haut-Rhin; dabei wurde der Kanton Reinach an den Kanton Laufen mit dem Hauptort Laufen angegliedert. Im Jahr 1814 befreiten die vorrückenden Truppen der gegen Napoleon Bonaparte siegreichen Mächte Österreich, Preussen und Russland das ehemalige Fürstbistum (ohne die Vogteien südlich des Col de Pierre Pertuis) und stellten das Territorium vorläufig unter die Verwaltung des Generalgouverneurs Conrad Karl Friedrich von Andlau-Birseck. Dieser entstammte dem Geschlecht der Vögte der ehemaligen Landvogtei Birseck. AnschlussAm 20. März 1815 beschloss der Wiener Kongress, das ehemalige Fürstbistum nicht wiederauferstehen zu lassen, sondern der Eidgenossenschaft anzuschliessen.[1] Diese übernahm am 23. August das Gebiet durch einen Generalkommissar der Tagsatzung, Johann Conrad Escher (vom Luchs) (nicht identisch mit dem gleichnamigen Hans Conrad Escher (vom Luchs)). Formalisiert wurde die Übernahme mit den Vereinigungsurkunden vom 23. November 1815. Der grössere Teil, der Kern des heutigen Kantons Jura, fiel an den Kanton Bern, die neun Birsecker Gemeinden an den Kanton Basel. Dies hatte bereits der Wiener Kongress festgelegt. Die ehemalige Vogtei Pfeffingen wurde geteilt: Duggingen und Grellingen fielen mit dem Laufental an Bern, Pfeffingen an Basel. Die Grenze verlief nun geografisch motiviert über das Engnis Angenstein im Birstal. Über die Aufnahme verhandelten drei Basler und drei Birsecker Vertreter im November 1815 im vom Wiener Kongress gesetzten Rahmen: Die reformierte Stadt Basel musste der katholischen Birsecker Bevölkerung die freie Religionsausübung gestatten und auf die Einführung feudaler Rechte verzichten; diese waren unter französischer Herrschaft abgeschafft worden. Im Übrigen setzte sich die Stadt durch. Das Birseck erhielt nur vier Grossratssitze und keine Vertretung in den andern Ämtern zugesichert. Es blieb ein eigener Bezirk mit eigenem Steuersystem und einer eigenen Verwaltung unter einem von Basel eingesetzten Statthalter und einer Verwaltungskommission, worin das Birseck nur zwei von sechs Mitgliedern stellen konnte.[2] Der Basler Grosse Rat ratifizierte das Verhandlungsergebnis und nahm am 26. Dezember das Birseck formell in Besitz.[3] Im Birseck selbst fand keine Abstimmung statt, sondern das Volk schloss sich nach der französischen Fremdherrschaft gerne Basel an. Nach der Ausplünderung durch die französischen Fremdherrschaft (Kontributionen[4]: Steuern und Lieferungen für die Kriegführung, Einquartierungen; Konskriptionen[5]: Aushebung von Männern zwischen 20 und 25 Jahren für Napoleons Feldzüge) und den Lasten beim Durchzug der österreichischen und dann der eidgenössischen Truppen 1814/15, ferner unter dem Einfluss von Missernten (Stichwort Hungerjahr 1816/7) war die Bevölkerung erschöpft. FolgenIn der Folge mussten zahlreiche gewichtige Fragen geregelt werden:
Gegen 1830 hin verstärkte sich der Widerstand gegen die Regelungen der Stadt; er gipfelte in der Birsecker Petition[8] von 1831. So machte das Birseck beim Aufstand der Baselbieter Gemeinden mit, die zur Kantonstrennung führte. Aber innerhalb der Gemeinden kam es zu hitzigen und bisweiligen blutigen Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern einer Trennung. Obwohl das Birseck mit dem Therwiler Stephan Gutzwiller den bekanntesten Revolutionsführer stellte, war es die politisch motivierte Bewegung aus Liestal und Gelterkinden, welche den Kurs bestimmte. Literatur
Monografien zum Thema fehlen, mit Ausnahme der Werke von Gass und Weber, die aber keine Quellenbelege anführen.
Einzelnachweise
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