Anne FabiniAnne Fabini (* 1969 in Schäßburg, Siebenbürgen, Rumänien[1][2]) ist eine deutsche Filmeditorin. Sie ist für die Montage von zahlreichen preisgekrönten Kino-Dokumentarfilmen und Kino-Spielfilmen verantwortlich. Für den Dokumentarfilm Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats wurde sie beim Deutschen Filmpreis 2019 in der Kategorie Bester Schnitt ausgezeichnet. Leben und WerkAusbildungAufgewachsen in Rumänien, studierte Anne Fabini zunächst von 1987 bis 1991 Sinologie und Englisch an der Universität Bukarest.[3] Dann emigrierte sie nach Deutschland und studierte von 1993 bis 1995 Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Via Praktika am Set und im Schneideraum fand sie den Zugang zur praktischen Filmherstellung,[4] und war ab 1996 als Schnittassistentin tätig, unter anderem bei Tom Tykwers Erfolgsfilm Lola rennt. Karriere als FilmeditorinDer erste von Anne Fabini selbst montierte Langfilm war Milch und Honig aus Rotfront von Hans-Erich Viet, ein Dokumentarfilm über die Nachfahren von deutschen Mennoniten in einem kirgisischen Dorf. Der Film erhielt beim Deutschen Filmpreis 2001 eine Nominierung in der Kategorie Bester Dokumentarfilm. Fabinis erster Spielfilm Berlin is in Germany gewann den Publikumspreis der Berlinale 2001 und markiert den Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit mit Regisseur Hannes Stöhr. 2009 erhielt sie für ihre Montage von Stöhrs Elektromusik-Films Berlin Calling eine Nominierung beim Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bester Schnitt. Für ihre Arbeit an dem Dokumentarfilm More than Honey von Markus Imhoof, der sich mit dem weltweiten Bienensterben auseinandersetzt, war Anne Fabini beim Deutschen Filmpreis 2013 erneut in der Kategorie Bester Schnitt nominiert, und der Film wurde als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Die internationale Koproduktion erhielt auch in der Schweiz und in Österreich die jeweils höchste nationale Auszeichnung für Dokumentarfilme. Der Spielfilm Houston von Bastian Günther feierte Premiere beim Sundance Film Festival 2013 und brachte Fabini beim Deutschen Filmpreis 2014 ihre dritte Nominierung in der Kategorie Bester Schnitt ein. Zudem wurde sie für ihre Arbeit an diesem Film mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet.[5] Weitere Filme, die Fabini zusammen mit Bastian Günther realisiert hat, sind der hybride Dokumentarfilm California City (2014) und der Spielfilm One of these Days (2020). Mit dem 2013 erschienenen Dokumentarfilm Homs – Ein zerstörter Traum begann Anne Fabinis Zusammenarbeit mit dem syrischen Regisseur Talal Derki. Das Porträt von Homs in den Anfangsjahren des syrischen Bürgerkriegs erhielt beim Sundance Film Festival 2014 den „World Documentary Grand Jury Award“. Die gleiche Auszeichnung bekam vier Jahre später auch die zweite Zusammenarbeit mit Derki: Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats. Der erneut mitten im syrischen Krieg entstandene Dokumentarfilm wurde für den Oscar 2019 als Bester Dokumentarfilm nominiert. Er gewann zudem beim Deutschen Filmpreis 2019 in der Kategorie Bester Dokumentarfilm und brachte Fabini ihre erste Lola in der Kategorie Bester Schnitt ein. Der autobiografische Debüt-Spielfilm The Tale – Die Erinnerung von Jennifer Fox, den Anne Fabini zusammen mit den Editoren Alex Hall und Gary Levy montiert hat, wurde für die Emmy-Awards 2018 und die Independent Spirit Awards 2019 nominiert; bei letzteren auch in der Kategorie Bester Schnitt. Eine Auszeichnung für ihre Arbeit erhielt das Editoren-Trio beim Durban International Film Festival.[6] Bei der Berlinale 2022 war Anne Fabini mit zwei Filmen vertreten: Der Spielfilm Zum Tod meiner Mutter von Jessica Krummacher feierte in der Sektion Encounters Premiere. Der kolumbianische Dokumentarfilm Alis von Clare Weiskopf und Nicolás van Hemelryck, den Fabini gemeinsam mit Gustavo Vasco montierte, gewann den Gläsernen Bären der Sektion Generation 14plus und den Teddy Award für den Besten Dokumentarfilm.[7] Der von Anne Fabini als „Supervising Editor“ mitgestaltete indische Film Writing with Fire von Rintu Thomas und Sushmit Gosh war bei den Oscars 2022 als Bester Dokumentarfilm nominiert. Der Film, der eine Nachrichtenagentur und deren Journalistinnen porträtiert, die alle aus der untersten Kaste der Dalit stammen, erhielt zahlreiche weitere Auszeichnungen, z. B. den Publikumspreis des Dokumentarfilm-Festivals Amsterdam (IDFA).[8] Mitgliedschaften und EngagementAnne Fabini ist Mitglied der Deutschen Filmakademie [9] und gehörte dessen Vorstand von 2019 bis 2021 als Leiterin der Sektion Schnitt an,[10][11][12] nachdem sie zuvor von 2015 bis 2019 die Stellvertreterin von Peter R. Adam im Vorstand war.[13] Sie ist auch Mitglied der Europäischen Filmakademie,[14] und der Oscar-Academy AMPAS, in welche sie 2019 eingeladen wurde.[15] Außerdem ist sie Mitglied im Bundesverband Filmschnitt Editor e. V. (BFS), für den sie regelmäßig in der Reihe ungeSCHNITTen Gespräche mit Filmeditoren moderiert.[16] Neben ihrer Arbeit als Editorin, ist Fabini auch als dramaturgische Beraterin, Mentorin, Dozentin und Jury-Mitglied aktiv. Filmteams steht sie beratend zur Seite im Rahmen der internationalen Workshop-Initiativen „Rough Cut Service“[17] und „dok.incubator“,[18] wo komplizierte und möglicherweise im Schnittprozess festgefahrene Dokumentarfilm-Projekte von Experten unterstützt werden. Fabini war unter anderem Jurymitglied bei den Filmfestivals in Karlovy Vary,[19] Zürich[20] und beim Max Ophüls Preis in Saarbrücken.[21] Außerdem gehörte sie 2019 zu der deutschen Vorauswahljury für den Besten internationalen Film bei den Oscars.[22] PrivatlebenAnne Fabini lebt in Berlin, verbrachte aber auch fünf Jahre ihres Erwachsenenlebens in Spanien,[17] und spricht neben Deutsch, Rumänisch und Englisch auch fließend Spanisch.[23] Filmografie (Auswahl)
Auszeichnungen und Nominierungen
WeblinksCommons: Anne Fabini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia