Anna am HalseAnna am Halse (russisch Анна на шее, Anna na scheje) ist eine Erzählung des russischen Schriftstellers Anton Tschechow, die am 22. Oktober 1895 in der Moskauer Tageszeitung Russkije wedomosti erschien.[1] HandlungDie 18-jährige Halbwaise Anna, Anja genannt, hat den 52-jährigen Beamten Modest Alexejitsch geheiratet. Anjas Vater Pjotr Leontjitsch und ihre Brüder, die Gymnasiasten Petja und Andrjuscha, winken vom Bahnsteig aus den beiden Hochzeitsreisenden. Anjas Vater, ein Gymnasiallehrer für Zeichnen und Schönschreiben, vertrinkt sein Gehalt und die beiden Brüder laufen in kaputten Schuhen herum. Anja fürchtet und ekelt sich vor ihrem ältlichen, langweiligen Mann. Lächerlich diese Hochzeitsreise – ein zweitägiger Besuch eines weit entfernten Klosters. Während der Zug an einer Station hält, macht Anja die Kurzbekanntschaft des wohlhabenden Schürzenjägers Artynow. Der vermittelt der Unglücklichen so ein vages Glücksgefühl: Wer weiß – vielleicht wendet sich das Blatt doch noch. Wenn Anja – wieder daheim – von ihrem Mann schon einmal ins Theater ausgeführt wird, dann trinkt dieser reiche Geizkragen in der Großen Pause am Buffet eine Flasche Selters ganz allein aus. Modest Alexejitsch gibt Anja keine Kopeke. Vom Vater hatte sie vor der Ehe manchmal ein paar Rubel bekommen. Als Pjotr Leontjitsch vorspricht und um ein paar Rubel bittet, schlägt das der Schwiegersohn zwar nicht ab, macht die Leihgabe aber von einer Bedingung abhängig. Der Vater soll seine Trinkerei aufgeben – ein Ding der Unmöglichkeit. Der Staatsdiener Modest Alexejitsch ist auf den Orden zur Heiligen Anna zweiter Klasse aus. Also muss er repräsentieren. Die putzsüchtige Anja erhält doch tatsächlich von dem Gatten hundert Rubel für ein neues Ballkleid. In dem großen Ballsaal dann fühlt sich Anja das erste Mal im Leben reich, frei und genießt – umgeben von Offizieren, Lehrern, Advokaten, Beamten und Gutsbesitzern – das Bad in der rauschenden Menge. Anja tanzt Walzer, Polka und Quadrille – wechselt fortwährend den Tanzpartner, meidet aber ihren Mann. Anjas Vater nähert sich in einer Pause und bedauert die überstürzt eingegangene Ehe der Tochter: „Ich weiß, du hast es unseretwegen getan, aber …“ Die junge Tänzerin fällt auf. Seine Exzellenz Artynow kümmert sich persönlich um Anja, führt sie seiner Gattin[A 1], die auf einem kleinen Wohltätigkeitsbasar verkauft, als zweite Verkäuferin zu. Anja nimmt einen Hundertrubelschein nach dem anderen ein. Auch Anjas Vater – sonst knapp bei Kasse – gibt erstaunlicherweise zehn Rubel. Am nächsten Mittag sucht Artynow Anja in der Wohnung auf und bedankt sich für ihre Mitwirkung beim Basar. Fortan vertreibt sich Anja mit Artynow die Zeit. Darauf ändert Modest Alexejitsch sein Verhalten. Der Beamte kriecht zu Hause auf einmal vor seiner Frau beinahe so wie im Büro vor seinem Vorgesetzten. Anjas reagiert auf solches Verhalten mit: „Gehen Sie raus, Sie Jammerlappen!“ Fortan gibt Anja das Geld ihres Mannes mit vollen Händen aus. Modest Alexejitsch erhält den anvisierten Orden. Als er sich bedankt, meint Seine Exzellenz: „… jetzt haben Sie drei Annen … eine im Knopfloch und zwei am Halse.“[2] AdaptionenVerfilmungen
BallettDeutschsprachige Ausgaben
Verwendete Ausgabe
Weblinks
Einzelnachweise
Anmerkungen
|
Portal di Ensiklopedia Dunia