AnfahrelementEin Anfahrelement ist ein Bauteil, das in mechanischen Antrieben zwischen der Kraft- oder Momentenquelle (typischerweise ein Motor) und dem beim Anfahren zu beschleunigenden Teil (typischerweise Räder) im Momentenfluss sitzt. Das Anfahrelement erlaubt die Übertragung von Drehmoment auch bei unterschiedlichen Drehzahlen. HintergrundAlle gebräuchlichen Verbrennungskraftmaschinen (VKM) (Otto, Diesel etc.) sind nur begrenzt elastisch; sie können bei sehr kleinen Drehzahlen kein Drehmoment und damit keine Leistung abgeben. Beim Anfahren von Fahrzeugen (oder Maschinen) haben die Räder jedoch die Drehzahl Null. Zum Anfahren aus dem Stand müsste die Verbrennungskraftmaschine auf eine entsprechende Mindestdrehzahl beschleunigt und dann plötzlich angekuppelt werden; das Ergebnis wäre eine stoßweise Beanspruchung des Antriebes und entsprechender Verschleiß. Auch extrem untersetzte Schaltgetriebe könnten diesen Effekt zwar abmildern, jedoch nicht eliminieren. AnforderungEin Anfahrelement muss die Übertragung von Drehmoment auch bei variabler Drehzahldifferenz zwischen An- und Abtrieb ermöglichen. Dazu läuft die VKM bei einer stabilen Drehzahl und gibt die entsprechende Leistung ab, das Anfahrelement überträgt das Drehmoment nur so weit, dass das entgegenwirkende Trägheitsmoment (actio = reactio) weder die VKM aus dem stabilen Drehzahlbereich herunterbremst noch einen inakzeptablen Ruck des Fahrzeuges verursacht. LösungPhysikalisch betrachtet wird die Motorleistung übertragen, der „überschüssige“ Teil der Leistung (der nicht in Beschleunigung umgesetzt werden kann) wird auf einem anderen Leistungspfad abgeleitet. Dies geschieht praktisch immer durch Reibung (Dissipation):
Während des Anfahrvorganges wird der dissipierte Teil allmählich abgesenkt, bis irgendwann annähernd die volle Motorleistung auf den Antrieb übertragen wird. Diese Regelung geschieht manuell (z. B. durch den Fahrer über das Kupplungspedal) oder automatisch (durch die Bauart des Antriebselementes oder durch aktive Regelsysteme). AuslegungBei der Auslegung sämtlicher Anfahrelemente gelten die folgenden Regeln:
EnergiebilanzWenn die Reibung völlig eliminiert werden kann (etwa bei einer Scheibenkupplung in vollem Kraftschluss), besitzt das Anfahrelement einen Wirkungsgrad von 100 %; nach dem Anfahren treten also keinerlei Energieverluste mehr auf. Fluidbasierte Anfahrelemente (typischerweise hydraulisch) bedingen jedoch immer eine gewisse innere Reibung des Fluids und somit thermische Verluste. Verlustfreie AnfahrelementeTheoretisch ist es möglich, die „überschüssige“ Energie beim Anfahren nicht in Reibung zu dissipieren, sondern zu speichern; beispielsweise in einer Torsionsfeder. Durch die begrenzte Kapazität sowie fehlende Variabilität blieben solche Lösungen jedoch seltene Ausnahmen. Wenn die Antriebsachse dünn und biegsam ist, kann sie Rucke beim Anfahren als Torsionsfeder abfedern. Manche Autos haben in der Antriebsachse ein Pufferelement aus Gummi. Beispiel: der alte Fiat 500. SonstigesIm Zuge der Entwicklung von Hybridfahrzeugen werden unterschiedliche neue Konzepte für Anfahrelemente verfolgt. Eines davon ist, das Fahrzeug über den elektrischen Antrieb so weit zu beschleunigen, dass die VKM – bei entsprechender Drehzahl – auch ohne Anfahrelement direkt eingekuppelt werden kann. Elektrische Antriebe benötigen normalerweise kein Anfahrelement, da elektrische Maschinen vergleichsweise elastisch sind und schon bei Drehzahl Null ausreichendes Drehmoment liefern. |
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