Andreas GautschiAndreas Gautschi (* 10. Juli 1956) ist ein Schweizer Forstwissenschaftler. Er ist mit umfangreichen Studien zur preußisch-deutschen Jagd- und Forstgeschichte bekannt geworden und gilt als Spezialist für das Jagdgebiet der Rominter Heide. Gautschi veröffentlichte Untersuchungen zur jagdhistorischen Bedeutung von Hermann Göring und Kaiser Wilhelm II. sowie Biographien über zahlreiche Forstleute, ausserdem über den Jagdschriftsteller Eugen Wyler (2005) sowie den schweizerischen Waldbauprofessor Hans Leibundgut von der ETH Zürich (2022). Leben und WirkenAndreas Gautschi absolvierte ein Studium der Forstwirtschaft an der ETH Zürich, das er 1980 abschloss. Seine Diplomarbeit hatte den Titel Untersuchung über den Einfluss von meteorologischen Faktoren auf die Geweihentwicklung beim Reh (Korreferent Professor Kurt Eiberle).[1] Sodann arbeitete er sechs Jahre als Waldarbeiter, selbstständig erwerbender Forsteinrichter und Verfasser von Waldwegprojekten sowie später als Revierförster in einem deutschen Privatwald und in der Schweiz. Seit 1991 hat er seinen Wohnsitz in Żytkiejmy (Szittkehmen) am Südostrand der Rominter Heide, deren Jagd- und Forstgeschichte er erforschte. Zusammen mit Burkhard Winsmann-Steins veröffentlichte er 1992 das Buch Rominten gestern und heute, das bis 1999 drei Auflagen erlebte. Im Lauf der Jahre veröffentlichte er 27 weitere forstgeschichtliche Bücher, die größtenteils Forstleute und Angelegenheiten in der Rominter Heide zum Inhalt haben. Sein Ziel ist es, die Forst- und Jagdgeschichte der Rominter Heide in möglichst umfassender Art zu beschreiben, was in der Summe der Bücher den Quellen entsprechend wohl gelungen sein dürfte. Auf Anregung des Ornithologien Christoph Hinkelmann vom Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg, der eine Museumsausstellung über die Rominter Heide aufbaute[2], entschloss sich Gautschi, eine Dissertation über Die Wirkung Hermann Görings auf das deutsche Jagdwesen im Dritten Reich auszuführen. Hand dazu bot Antal Festetics, Direktor des Instituts für Wildbiologie und Jagdkunde der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen, wo Gautschi 1997 zum Dr. forest. promoviert wurde. Auf der Grundlage dieser Untersuchung schrieb Gautschi das Buch Der Reichsjägermeister. Fakten und Legenden um Hermann Göring (1999), das mehrere Auflagen erlebte. Mit Wilhelm II. und das Waidwerk. Jagen und Jagden des letzten Kaisers betrat Gautschi im Jahr 2000 erneut jagdgeschichtliches Neuland und legte die bis dahin erste jagdliche Biographie des letzten deutschen Kaisers vor. Aufsehen erregte auch Walter Frevert. Eines Weidmanns Wechsel und Wege (2004, 3. Auflage 2013), die erste ausführliche Darstellung vom Leben und Wirken dieses in Jägerkreisen bekannten Forstmanns, abseits von dessen eigenen autobiografischen Bestsellern. Gautschi stellte darin nicht nur die Leistungen Freverts und seinen maßgeblichen Einfluss auf die Jagd in Deutschland im 20. Jahrhundert heraus, sondern legte erstmals auch kritisch zu sehende Seiten von dessen Persönlichkeit offen. Dies betraf seine Verstrickung in Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs in der besetzten Bialowieser Heide. Die dortige Situation behandelte er erneut und bis ins Einzelne gehend mit dem Buch "Im Auftrage des Reichsmarschalls". Als Offizier im Spannungsfeld zwischen Ideologie, Gehorsam, Gewissen und Rechtfertigung. Bialowies 1942–1943. 2020 übernahm Gautschi im Auftrag des Kosmosverlages die Neubearbeitung und Neubebilderung von Freverts Buch Rominten und steuerte dazu ein Vor- und ein Nachwort bei. Im Jahr 2006 legte er zusammen mit Helmut Suter eine Biografie Ferdinand von Raesfelds vor, ebenfalls eine umfangreiche Darstellung von Leben und Werk eines bekannten „Altmeisters des deutschen Weidwerks“. Auch im Zusammenwirken mit Helmut Suter, der dazu wiederum die meisten Quellen besorgte, verfasste Gautschi gestützt auf eine vier Jahre dauernde Untersuchung eine 700 Seiten umfassende Biographie über das jagdliche Leben des brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund. Dazu schrieb er ergänzend mit Der Schaufelhirsch von Rominten. Eine Geschichte aus dem Walde 2005 ein kleines belletristisches Werk. Die Zeit ab 1850 bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts schilderte er sodann in den Biographien über die Oberförster Reiff, Freiherr Speck v. Sternburg, Freiherr v. Nordenflycht, v. Saint Paul und Wallmann. Eine Sonderstellung zwischen Forstwesen und Politik nimmt die 2017 erschienene Biographie über den Reichsinnenminister und späteren Generalforstmeister Walter von Keudell ein, die 1095 Seiten umfasst. Zusammen mit denjenigen über bekannte forstliche Persönlichkeiten der Rominter Heide gelten diese biografischen Bücher mittlerweile als Standardwerke auf ihrem speziellen Gebiet. Zeitübergreifend mit der Rominter Heide befassen sich die Bücher Durch Wälder und Zeiten, Die Hirsche der Rominter Heide im damaligen Ostpreußen und Rominten 1500 bis 1945 – ein alphabetisches Merkbuch, ausserdem die beiden unter dem Pseudonym "F. v. Fuchsenfels" erschienenen Gedichtbände Wald- und Jagdgedichte aus der Rominter Heide und Jagd- und Wandergedichte aus der Rominter Heide. Daneben veröffentlicht er gelegentlich Beiträge in jagdlichen Fachzeitschriften. Auch in der Dokumentation Wiedersehen mit der Rominter Heide. Winter in Ostpreußens Zauberwald (2008) von Wolfgang Wegner kommt er zu Wort.[3] EhrungenDie mit Werner Siemers und Hans Günther Vollmer-Verheyen 2013 herausgegebene umfangreiche Künstlerbiographie und Bildsammlung über den Tiermaler Richard Friese wurde 2015 mit dem Literaturpreis des Conseil International de la Chasse (CIC) ausgezeichnet. 2024 wurde Gautschi in Anerkennung seiner Verdienste um den Erhalt des ostpreußischen Kulturerbes mit dem Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen ausgezeichnet.[4] Schriften (Auswahl)Als Autor
Als Herausgeber
WeblinksEinzelnachweise
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