AnakoluthAls Anakoluth (das, jünger auch der; von altgriechisch ἀνακολουθία anakolouthía, deutsch ‚Mangel an Zusammenhang‘, speziell bei Grammatikern ein „Satz, dessen Ende dem Anfang grammatisch nicht entspricht“;[1] lateinisch anacoluthon, deutsch Satzbruch, auch Anakoluthon, Anakoluthie) bezeichnet man einen Bruch des Satzbaus oder auch Abbruch bei einem einmal begonnenen Satz. Man fängt einen Satz an, besinnt sich neu und fährt in einer Weise fort, die dem begonnenen Satz nicht entspricht, oder bricht ihn auch ab. Beispielsweise kann die grammatische Beziehung der Satzglieder gestört sein, oder ein neu hereinbrechender Gedanke stört die Folgerichtigkeit des Satzes; oft wird einfach umgeplant. Das Anakoluth tritt insbesondere in mündlichen Äußerungen auf, kann aber auch als Stilmittel (rhetorische Figur) eingesetzt werden. FormenDrei Typen lassen sich unterscheiden:[2]
AnwendungEin Anakoluth ist kennzeichnend für den mündlichen Stil der Alltagssprache. Im schriftlichen Ausdruck gilt es als fehlerhaft, wenn es nicht als Stilmittel eingesetzt wird. Als rhetorische Figur verleiht das Anakoluth in der Literatur der wiedergegebenen Rede Lebhaftigkeit und Authentizität und zeigt beispielsweise die aufgeregte Stimmung oder die (niedrige) soziale Stellung des Sprechers an. Ernst Bloch widmete der Figur einige Aufmerksamkeit[3] und bescheinigte ihr, die Fragmentierung der Welt besser abzubilden als die üblicherweise ungebrochene Schriftsprache: „Das an sich Klare kann auch in der Darstellung klar sein. […] Anders das Gärende, das sich Gebärdende, das noch im Schwange ist […] . Ihm entspricht in der Sprache das Bewegte, das Opake, der Neueinsatz, das Anakoluth. Eine solche Sprache des ,Unvollendbar‘ […] steht nicht in der Gefahr, dort Vollendung vorzuspiegeln, wo keine ist, während eine geglättete Sprache durch ihre eigene Glattheit das zu Sagende gerade verbirgt.“[4] Anakoluthe sind häufiges Stilmittel im Kabarett. Bekannt für ihre konsequente Anwendung ist beispielsweise Piet Klocke[5] und waren Dieter Hildebrandt und Werner Finck. Beispiele
(Die Formulierung „welche … ist man satt“ ist ein Anakoluth – der Satzbau ist an dieser Stelle falsch.)
– Heinrich von Kleist, Penthesilea, 22. Auftritt
(Das „zwar“ wird nicht durch ein „aber …“ bzw. „doch …“ oder „dafür …“ aufgelöst.)
– Einblendung zu Beginn von Tarkowskis Film Stalker (Der mit „im übrigen“ begonnene Satz müsste nach der im Deutschen üblichen Verbzweitstellung mit dem Prädikat, also „weiß“, weitergeführt werden, stattdessen wird ein neuer Satz angefangen.) Literatur
WeblinksWiktionary: Anakoluth – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Satzbruch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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