Alfred Sperber kam am 23. September 1898 als Sohn einer deutsch assimilierten jüdischen Familie in Storozynetz in der Bukowina zur Welt.[1] Er besuchte das Gymnasium in Czernowitz und Wien. Nach Kriegsabitur wurde er zum Militär berufen und kämpfte an der Ostfront. 1918 kehrte er in seine Heimat zurück, ging jedoch schon 1920 nach Paris, wo er mit Yvan Goll Freundschaft schloss.[2] Nach dem Krieg kam er nach Amerika, lebte von 1921 bis 1924 in New York, war Prokurist bei der Bowery Savings Bank, Leiter des Bukowiner Sozial- und Kulturwerks und wurde Redakteur bei der New Yorker Volkszeitung.[3] Nach der Rückkehr nach Czernowitz war er zuerst als Journalist beim „Bukowiner Provinzboten“ und 1924 beim Czernowitzer Morgenblatt tätig. Zwischen 1934 und 1940 war er Beamter in Burdujeni/Suceava, ab 1940 in Bukarest als Privatlehrer für Fremdsprachen tätig. Nach 1944 war er Redakteur beim Bukarester Rundfunk, dann Journalist und freischaffender Schriftsteller.
Die Jugendgedichte erschienen zu Sperbers Lebzeiten nur vereinzelt, in Zeitschriften und Zeitungen, die beiden Gedichtbände der Zwischenkriegszeit kamen in winzigen Auflagen in Czernowitz heraus, die geplante Kooperation mit deutschen Verlagen zerschlug sich nach Hitlers Machtergreifung. In der Zeitspanne 1951–1964 veröffentlichte er acht Gedichtbände. Sperber hat sich den damaligen engen Vorgaben des sozialistischen Realismus in Rumänien unterworfen und durch Herrscherlobgesänge und affirmative Gesellschaftshymnik konsolidiert,[1] ohne jedoch der Partei beizutreten.[2]
Sperber war der Förderer von Paul Celan und Rose Ausländer. Seine sozial engagierten und programmatischen Gedichte beeinflussten die Entwicklung der deutschsprachigen Literatur in Rumänien maßgeblich.[4] Auch Zeno Einhorn gehörte zu dem Kreis deutsch-jüdischer Dichter der Bukowina, die von Alfred Margul-Sperber gefördert wurden, der auch die Veröffentlichung von Einhorns Novelle Frühling in der jüdischen Gasse bewirkte. Gedichte von Einhorn erschienen erst posthum in der von Alfred Margul-Sperber zusammengestellten Anthologie „Die Buche“.[5]
Gleichnisse der Landschaft. Dem Gedächtnisse meiner Mutter[6], 1934
Geheimnis und Verzicht, 1939
Sternstunden der Liebe, 1963
Aus der Vorgeschichte, 1964
Ausgewählte Gedichte, 1968
Das verzauberte Wort, 1969
Das lyrische Werk in Auswahl, 1975
Sinnloser Sang – Frühe Gedichte 1914–1928, mit einem Nachwort von Erich Ruchleben; Rimbaud, Aachen 2002, ISBN 3-89086-765-0
Ins Leere gesprochen – Ausgewählte Gedichte 1914–1966, Rimbaud, Aachen 2002, ISBN 3-89086-792-8
Jahreszeiten – Ausgewählte Gedichte, Rimbaud, Aachen 2002, ISBN 3-89086-741-3
Die Buche – Eine Anthologie deutschsprachiger Judendichtung aus der Bukowina, zusammengestellt von Alfred Margul-Sperber. Aus dem Nachlass herausgegeben von George Gutu, Peter Motzan und Stefan Sienerth, IKGS Verlag, München 2009, ISBN 978-3-9809851-4-7
Martin A. Hainz: Verhaltenes Ermöglichen – zu Alfred Margul-Sperber (1898 – 1967). In: Im Schatten der Literaturgeschichte. Autoren, die keiner mehr kennt? Plädoyer gegen das Vergessen, hrsg.v. Jattie Enklaar, Hans Ester u. Evelyne Tax. Amsterdam, New York: Rodopi 2005 (=Duitse Kroniek, Bd. 54), S. 113–128
Claus Stephani: „Grüne Mutter Bukowina“. Deutsch-jüdische Schriftsteller der Bukowina. Eine Dokumentation in Handschriften, Büchern und Bildern. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 22. April zum 25. Juni 2010. Haus des Deutschen Ostens: München, 2010. 48 S., 9 Abb., ISBN 978-3-927977-27-3
Sigurd Paul Scheichl: Margul-Sperber, Alfred. In: Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02457-2, S. 361–363.
↑Zeno Einhorns Gedichte, in: George Guțu, Peter Motzan, Stefan Sienerth (Hrsg.): Die Buche. Eine Anthologie deutschsprachiger Judendichtung aus der Bukowina. Zusammengestellt von Alfred Margul-Sperber. IKGS Verlag, München 2009, S. 73–80.
↑Israel Chalfen: Paul Celan. Eine Biographie seiner Jugend. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, S.143.