Ladenburg entstammte einer bekannten jüdischenFamilie Mannheims und war der Sohn des Juristen und NationalökonomenLeopold Ladenburg (1809–1889) und der Delphine Picard (1814–1882) aus Straßburg im Elsass. Sie war – wie Albert Ladenburg selbst – Enkelkind des Bankhausgründers Wolf Ladenburg. Delphine Picard war durch diese Generationsverschiebung also nicht nur Albert Ladenburgs Mutter, sondern zugleich auch seine Kusine.
Albert Ladenburg war ein sehr guter Pianist, war mit Johannes Brahms befreundet und spielte vierhändig mit Clara Schumann. Das Elternhaus Pringsheim und das Chemische Institut in Breslau waren der Inbegriff moderner Bürgerlichkeit um die Jahrhundertwende.[1]
1867 kehrte er nach Heidelberg zurück, wo er im darauf folgenden Jahr durch seine bis dahin vorgelegten Arbeiten habilitiert wurde. Bunsen, der während seiner Heidelberger Studienzeit sein Lehrer war, gewährte ihm dies ohne besondere Habilitationsschrift.[3] Ladenburg wurde am 8. Januar 1868 Privatdozent und am 30. März 1872 wurde er zum außerordentlichen Professor in Heidelberg ernannt.
Am 25. Oktober 1872 wurde er an die Universität Kiel zum ordentlichen Professor der Chemie und Direktor des neuen Chemischen Laboratoriums berufen. Heute ist dort nach ihm der „Ladenburg-Saal“ benannt. Am 1. Oktober 1889 ging Ladenburg an die Universität Breslau. Der spätere Journalist und Chefredakteur Hugo Reinhart besuchte bei ihm Vorlesungen.[4] Am 1. Oktober 1909 musste Ladenburg seine Lehrtätigkeit wegen Krankheit aufgeben. 1900 gründete er die Chemische Gesellschaft Breslau, die er bis 1910 leitete.[1] Sein Vortrag Über den Einfluss der Naturwissenschaften auf die Weltanschauung, gehalten auf der 75. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte am 21. September 1903 in Kassel und veröffentlicht in Leipzig im selben Jahr, wurde viel besprochen.[5]
Wissenschaftliches Werk
Ladenburg war gemeinsam mit Kekulé an der Diskussion zur Aufklärung der Strukturformel des Benzols beteiligt. Seine Vorstellung eines prismatischen Moleküls waren zwar falsch, doch die von ihm vorgeschlagene Struktur des „Ladenburg-Benzols“ konnte 1973 als Prisman synthetisiert werden:
Ladenburg ermittelte 1879 die Konstitution des Atropins und synthetisierte racemischesConiin im Jahre 1886, was die erste Totalsynthese eines Alkaloids darstellte und daher unter dem Namen Ladenburg-Synthese[6] in die Geschichte einging.[7] Darüber hinaus gelang ihm die Synthese von Piperidin (1884) und Piperazin (1888).[8]
Mit Margarete Ladenburg (Übersetzung und Hg.), Berthelot und L. Pean de Saint-Gilles: Untersuchungen uber die Affinitaten. Über Bildung und Zersetzung der Äther. Verlag W. Engelmann, Leipzig 1910.
Albert Ladenburg (Hg.), August Kekulé: Über die Konstitution und die Metamorphosen der chemischen Verbindungen und über die chemische Natur des Kohlenstoffs. Untersuchungen über aromatische Verbindungen. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1904.
Mit Margarete Ladenburg (Übersetzung und Hg.), Louis Pasteur: Über die Asymmetrie bei natürlich vorkommenden organischen Verbindungen. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1907.
Mit Margarete Ladenburg (Übersetzung mit Anmerkungen und Hg.), Karl Adolph Wurtz: Abhandlung über die Glycole oder zweiatomige Alkohole und über das Aethylenoxyd als Bindeglied zwischen organischer und Mineralchemie. Verlag W. Engelmann, Leipzig 1909.
Aleksander Sztejnberg: Albert Ladenburg (1842-1911) – The Distinguished German Chemist and Historian of Chemistry of the Second Half of the XIX Century (To the 110th Anniversary of His Death). In: Substantia 5(2) 2021, S. 153–164, online doi:10.36253/Substantia-1231
Hans-Erhard Lessing: Delphine Ladenburg, Karl Gutzkow und die Draisens – Eine Mannheimer Begebenheit mit Folgen. In: Mannheimer Geschichtsblätter 15, 2008, ISSN0948-2784, S. 6–21.
Hans-Erhard Lessing: Mannheimer Pioniere. Wellhöfer-Verlag, Mannheim 2007, ISBN 978-3-939540-13-7.
Florian Waldeck: Ladenburg. In: Florian Waldeck: Alte Mannheimer Familien. Selbstverlag Buchdruckerei Max Hahn & Co., Mannheim 1920, (Schriften der Familiengeschichtlichen Vereinigung Mannheim 1, ZDB-ID 1447695-2), (Auch Nachdruck: Gesellschaft der Freunde Mannheims, Mannheim 1987).
↑Lebenslauf von Hugo Reinhart. In: (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Breslau) Ueber den feineren Bau einiger Nephthyiden. „Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen philosophischen Fakultät der Königl. Universität Breslau "eingereicht und mit ihrer Genehmigung veröffentlicht von Hugo Reinhart aus Breslau“, Verlag Gustav Fischer, Jena 1907, Anhang.
↑Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage. Zwölfter Band. Stichwort: Ladenburg, Albert, S. 27; Reprint: Verlag Forgotten Books, 2018, ISBN 978-0-484-96921-5
↑Eintrag zu Ladenburg-Synthese. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 19. Januar 2014.
↑Manfred Hesse: ‘‘Alkaloide: Fluch oder Segen der Natur?‘‘. Zürich: Wiley-VCH, 2000. ISBN 3-906390-19-5.
↑A. Albert Baker, Jr: „Ladenburg, Albert“,Complete Dictionary of Scientific Biography, Vol. 7. Detroit: Charles Scribner's Sons, 2008. 551-552. ‘‘Gale Virtual Reference Library‘‘, abgerufen am 19. Januar 2014.
↑ abW. Herz: Albert Ladenburg. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. 45, 1912, S. 3597–3644, doi:10.1002/cber.191204503118.
↑Henry Monmouth Smith: ’’Torchbearers of Chemistry: Portraits and Brief Biographies of Scientists who Have Contributed to the Making of Modern Chemistry‘‘. New York: Academic Press 1949.