Die Ala Gallorum Sebosiana [Postumiana] (deutschAla der Gallier des Sebosus [die Postumianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften, Ziegelstempel, Bleisiegel, Schreibtäfelchen und die Historiae von Tacitus belegt. In dem Militärdiplom von 103 wird sie als Ala II Gallorum Sebosiana bezeichnet, in den Militärdiplomen von 178 als Ala Sebosiana Gallorum, in einer Inschrift[1] sowie in den Ziegelstempeln als Ala Sebusiana und in den sonstigen Inschriften sowie in den Schreibtäfelchen als Ala Sebosiana.
II: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die zweite (lateinischsecunda). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala secunda .. ausgesprochen.
Gallorum: der Gallier. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Gallier rekrutiert.
Sebosiana: des Sebosus. Die Reitereinheiten der Gallier wurden oft nach einem ihrer ersten Kommandeure benannt. Als möglicher Namensgeber wird Statius Sebosus genannt.[A 1]
Postumiana: die Postumianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Postumus (260–269) bezieht. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[2] vor.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Ala war in Germania und in der Provinz Britannia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[3] für die Jahre 103 bis 178 n. Chr. aufgeführt.[4][5]
Die Einheit war im 1. Jhd. im obergermanischen Heeresbezirk stationiert, wo sie durch Inschriften belegt ist. Tacitus erwähnt die Ala in seinen Historiae (Buch III, Kapitel 6)[6] als Ala Sebosiana; sie stand 69 während des Vierkaiserjahres auf Seiten von Vitellius.[4]
Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Einheit in die Provinz Britannia verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 103 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Britannia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 122 bis 178 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.
Der letzte Nachweis der Ala beruht auf einer Inschrift,[2] die auf den 22. August eines Jahres zwischen 262 und 268 datiert ist.[A 2]
Standorte
Standorte der Ala in Germania und Britannia waren möglicherweise:
Lancaster: zwei Inschriften,[9][A 3] ein Bleisiegel[10] und mehrere Ziegel[11] mit verschiedenen Stempeln der Einheit wurden hier gefunden.
Luguvalium (Carlisle): ein Schreibtäfelchen[12] aus Holz mit einem Text, in dem die Ala Sebosiana aufgeführt ist, wurde hier gefunden.[13][A 4]
Ein zweites Schreibtäfelchen aus Holz mit einem Text, in dem die Ala aufgeführt ist, wurde in Vindolanda[14] gefunden. Ein weiteres Bleisiegel[15][A 5] wurde in Verteris gefunden.
John E. H. Spaul: Ala². The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3.
Anmerkungen
↑Laut John Spaul wurde dies von Eric Birley vorgeschlagen.
↑Die Inschrift wird bei der EDCS auf 263/268 und bei RIB auf 262/266 datiert.
↑ abDurch die Inschrift RIB 605 ist belegt, dass unter der Leitung des Präfekten Flavius Ammausius das Bad und die Basilica restauriert bzw. von Grund auf erneuert wurden.
↑Laut Vindolanda Tablets Online deutet dies darauf hin, dass die Ala in Luguvalium stationiert war.
↑ abAuf dem Bleisiegel steht VAL DEC. Dies wird bei der EDCS zu Val(erius) dec(urio) ergänzt.
↑Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 157 Tabelle 1 (PDF).