Addi Adametz

Adele „Addi“ Adametz (* 17. April 1921[1], in Lauterbach, Tschechoslowakei; † nach 1993[2]) war eine tschechischstämmige Schauspielerin, Synchron- und Hörspielsprecherin.

Leben

Addi Adametz, im Kreis Zwittau als Tochter eines Oberlehrers geboren, begann nach ihrem Abitur während des Zweiten Weltkriegs in Breslau ein Studium der Medizin, das sie nach drei Semestern abbrach. Bei Kriegsende 1945 wandte sie sich der Schauspielerei zu und nahm Unterricht bei Elisabeth Flickenschildt. Im selben Jahr begann sie in Berlin Theater zu spielen.

Ihre erste Bühnenstation war das unmittelbar nach Kriegsende von Boleslaw Barlog gegründete Schloßparktheater. Dort wirkte sie in der Spielzeit 1945/46 zunächst in der Komödie Hokuspokus von Curt Goetz (Premiere: November 1945) mit.[3][4] Weitere Auftritte hatte sie in Ein Spiel von Liebe und Tod von Romain Rolland (Premiere: Dezember 1945), in Eine Schnur geht durch das Zimmer [Die Quadratur des Kreises] von Valentin Katajew (Premiere: Januar 1946) und in Wie es euch gefällt (Premiere: April 1946, als Schäferin Phoebe) mit Hildegard Knef[5], Gudrun Genest und Hans Söhnker als Partnern.[6][7] Im April 1947 spielte sie bei der Volksbühne des Hebbeltheaters die Luise Hilse in Gerhart Hauptmanns Die Weber in der ersten Aufführung des Stücks in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Juni 1947 wirkte sie am Hebbeltheater in der Premiere und den insgesamt acht Vorstellungen des Theaterstücks Ein Punkt in der Welt von Alexander Nikolajewitsch Afinogenow mit.[8][9] In den Spielzeiten 1947/48 und 1948/49 war sie weiterhin am Hebbeltheater in Berlin engagiert. In der Spielzeit 1948/49 trat sie dort in dem Lustspiel Das Konzert von Hermann Bahr auf.[10] In der Spielzeit 1948/49 spielte sie an der Volksbühne Berlin die Titelheldin in Mirandolina.[11] 1949 wurde sie von Gustav Seitz porträtiert.[12] 1952 trat sie im Haus der Kultur der Sowjetunion in Berlin in Kabale und Bühne, einem Vaudeville in 4 Bildern (dt. Bearbeitung: Johannes von Guenther) auf.

Es folgten Bühnenverpflichtungen nach Frankfurt am Main (1959 am Kleinen Theater im Zoo), Düsseldorf und München, wo sie an den dortigen Kammerspielen zu sehen war. In August Everdings vielbeachteter Inszenierung des Grabbe-Stücks Napoleon oder Die hundert Tage, die im Juni 1967 bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen ihre Premiere hatte, spielte Adametz zwei kleinere Rollen: die Luise und das Marktweib La Gueule.[13] Später arbeitete Addi Adametz freiberuflich.

Ihr Filmdebüt gab sie im August 1946 in Zugvögel unter der Regie von Rolf Meyer. 1948 stand sie als Hanna in Anonyme Briefe vor der Kamera. Weitere Auftritte folgten in Filmen wie Lockende Gefahr (1950), Die schöne Tölzerin (1952), Der Herrgottschnitzer von Ammergau (1952; als Sennerin Liesl) und Die Sonne von St. Moritz. In den 1950er Jahren spielte sie auch in mehreren damals sehr erfolgreichen Märchenfilmen mit. Herrische Rollen verkörperte sie in Schneewittchen und die sieben Zwerge (1955; als böse Königin) und als Witwe Berta in Frau Holle (1961).[14][15]

In einer unter der Regie von Fritz Umgelter realisierten Fernsehfassung des Hauptmann-Stücks Und Pippa tanzt!, die 1961 im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, spielte sie die zweite weibliche Rolle des Stücks, die Kellnerin in der Schenke des Wirts Wende.[16] Zu ihren bekanntesten Serien zählen Salto Mortale (1969) und Eine ganz gewöhnliche Geschichte von 1975. Außerdem hatte sie kleine Auftritte in Tatort-Folgen. In mehreren Krimiserien wie Der Kommissar (1971) und Derrick[17] (1976 und 1984, als Toilettenfrau und Zimmerwirtin an der Seite von Doris Kunstmann und Sissy Höfferer) trat Addi Adametz als Gast auf. Als Adametz’ letzten Filmauftritt führt die IMDb eine Episodenrolle als Freifrau von Degenwald in der deutschen Familienserie Forsthaus Falkenau (1993) auf.

Addi Adametz arbeitete auch intensiv als Hörspielsprecherin und gelegentlich als Synchronsprecherin.

Adametz lebte viele Jahre in München.[18]

Filmografie (Auswahl)

Synchronarbeiten

Literatur

  • Johann Caspar Glenzdorf: Glenzdorfs internationales Film-Lexikon. Biographisches Handbuch für das gesamte Filmwesen. Band 1: A–Heck. Prominent-Filmverlag, Bad Münder 1960, DNB 451560736, S. 5.

Einzelnachweise

  1. Abstammungsnachweis der Reichskulturkammer für die Schauspielerin Adele (Addi) Adametz (* Lauterbach 1921) in Bad Doberan. Das Uckermärkische Archiv von Hans Wendt/074. Abgerufen am 10. Oktober 2016
  2. Sterbedatum nicht bekannt oder verifiziert. Nach einer unbelegten Änderung vom April 2020 soll A.A. im Mai 1998 in München verstorben sein.
  3. Boleslaw Barlog: Theater, lebenslänglich. Universitas Verlag 1981. Seite 76, 373. Auszüge bei Google Books. Abgerufen am 10. Oktober 2016
  4. Reichhardt, Hans J. (u. a.): 25 Jahre Theater in Berlin: Theaterpremieren 1945-1970. Spitzing Verlag, Berlin, 1972. Seite 172.
  5. Hildegard Knef: Bühnenrollen 1944–1947. Abgerufen am 10. Oktober 2016
  6. Reichhardt, Hans J. (u. a.): 25 Jahre Theater in Berlin: Theaterpremieren 1945-1970. Spitzing Verlag, Berlin, 1972. Seite 172.
  7. Walther Karsch: Was war, was blieb. Berliner Theater 1945-46. Verlag Heinz Ullstein. FUK Berlin 1947. Seite 35, 72. Auszüge bei Google Books. Abgerufen am 10. Oktober 2016
  8. 24 Stunden Aufenthalt; Aufführungskritik. In: DER SPIEGEL vom 28. Juni 1947. Abgerufen am 10. Oktober 2016
  9. Reichhardt, Hans J. (u. a.): 25 Jahre Theater in Berlin: Theaterpremieren 1945-1970. Spitzing Verlag, Berlin, 1972. Seite 272.
  10. Reichhardt, Hans J. (u. a.): 25 Jahre Theater in Berlin: Theaterpremieren 1945-1970. Spitzing Verlag, Berlin, 1972. Seite 267.
  11. Reichhardt, Hans J. (u. a.): 25 Jahre Theater in Berlin: Theaterpremieren 1945-1970. Spitzing Verlag, Berlin, 1972. Seite 207.
  12. Gustav Seitz Lebensdaten und Auswahl der Werke. Internetpräsenz der Gustav-Seitz-Stiftung. Abgerufen am 10. Oktober 2016.
  13. Klaus Jürgen Seidel (Hrsg.): Die ganze Welt ist Bühne. August Everding. Piper Verlag. München/Zürich 1988. Seite 123/124. ISBN 3-492-03285-0
  14. Schneewittchen (BRD 1955) (Memento vom 10. Oktober 2016 im Internet Archive) Handlung, Besetzung und Szenfotos auf Märchenfilm.com. Abgerufen am 10. Oktober 2016.
  15. Frau Holle – Das Märchen von Goldmarie und Pechmarie (BRD 1961) (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) Handlung, Besetzung und Szenenfotos auf Märchenfilm.com. Abgerufen am 10. Oktober 2016.
  16. Und Pippa tanzt!. Besetzung und Produktionsdetails. In: Sigfrid Hoefert: Internationale Bibliographie zum Werk Gerhart Hauptmanns III. Band. Erich Schmidt Verlag GmbH & Co KG, 1986. Anhang: Fernsehfilme, Seite 122.
  17. Addi Adametz. Szenenfotos aus Derrick mit Addi Adametz. Abgerufen am 10. Oktober 2016
  18. Über Adametz’ Verbleib nach 1993 ist offiziell wenig bekannt. Im März 2017 gab im Forum TV-Kult, bei dem sich Fans von UFA-Stars austauschen, ein Forumuser an, dass Adametz bereits seit längerer Zeit verstorben sei, siehe Forumbeitrag