Nach einigen Kurzfilmen drehte er mit dem Pornofilm The Nine Lives of a Wet Pussy seinen ersten Langfilm. Seinen Ruf erarbeitete sich Ferrara mit seinen schonungslosen Porträts des Bronxer Straßenlebens. 1979 drehte er The Driller Killer. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Maler, der auf Mordtour geht. Dieser Film, in dem er unter dem Pseudonym Jimmy Laine auch die Hauptrolle spielte, wurde sein erster kommerzieller Erfolg. Gute Kritiken für Ms. 45 (dt. Die Frau mit der 45er Magnum), einen Film über eine stumme Frau, die nach einer Vergewaltigung zur Selbstjustiz greift, halfen ihm, einen gewissen Kultstatus zu erlangen. Mit größeren Budgets und der Unterstützung der Filmindustrie gelang es ihm nun, auch namhafte Darsteller zu verpflichten. Dennoch nahm er seine Kamera weiter mit in die Abgründe New Yorks, wie sein von Robert Bresson beeinflusster[2]Low-Budget-FilmBad Lieutenant (1992) zeigte. Einen großen Einfluss auf Ferrara übte nach eigenen Angaben auch der deutsche Filmemacher Rainer Werner Fassbinder aus.
Oft nimmt sich der in den Medien als „zweifelnder Katholik“[3] bekannte Filmregisseur seines Glaubens beziehungsweise religiöser Fragen an. „In meinen Filmen ist die Religion mehr als eine Metapher“,[4] so Ferrara, der lange Zeit mit dem Drehbuchautor Nicholas St. John zusammenarbeitete, einem gläubigen Katholiken.[4] In Bad Lieutenant (Co-Autorin: Zoë Lund) deckt Harvey Keitel als Titelfigur die Vergewaltigung an einer Nonne auf, während in Das Begräbnis die Totenwache von Johnny Tempio, dem Jüngsten des katholischen Tempio-Clans, in den Mittelpunkt gerückt wird. 2005 zog Ferrara nach Rom[3], wo er Juliette Binoche die Rolle einer von Maria Magdalena besessenen Schauspielerin in dem preisgekrönten Drama Mary spielen ließ. 2013 verfilmte er die Affäre Strauss-Kahn, wofür er Gérard Depardieu als Dominique Strauss-Kahn und Jacqueline Bisset als dessen Frau gewinnen konnte.[5] Der Film kam in vielen Ländern nicht ins Kino, sondern wurde über Streaming-Dienste vertrieben, weil man den „Voyeurismus der Filmpiraten“ fürchtete.[6] Dem Film und damit Ferrara wurden in verschiedenen Medien antisemitische Tendenzen vorgeworfen, insbesondere in der fiktionalisierten Darstellung der realen Anne Sinclair.[7]
↑ abvgl. Selbstzerstörung hält mich am Leben. Ein Gespräch mit dem New Yorker Regisseur Abel Ferrara. In: Süddeutsche Zeitung, 24. Oktober 1996, Feuilleton