AZet Dance CompanyDie AZet Dance Company war eine freie Tanzgruppe, die 1994 von Ingrid Romani und Anselmo Zolla gegründet wurde und bis 1998 mit Sitz in Kaiserslautern aktiv war. Die Gruppe verstand sich als Vertreter des zeitgenössischen Tanzes. Neben dem aus vier Tänzern bestehenden Kernensemble gestalteten außerdem Künstler anderer Sparten (Musik und Schauspiel) verschiedene Stücke und Auftritte mit. In den vier Jahren ihres Bestehens trat die Gruppe über 60 mal in Deutschland auf (davon 33 mal in Kaiserslautern) und hatte über 20 Auftritte außerhalb Deutschlands, unter anderem in Brasilien, Venezuela, Hongkong und Volksrepublik China. EnsembleDie Tanzgruppe formierte sich um den Choreographen Anselmo Zolla, dessen Namensinitialen der Gruppe den Namen gaben. Zu den Tänzern gehörten Dilenia Reis, Etsuko Akiya, Michael Langeneckert und Tung Hon, die als Tänzer im Kaiserslauterer Pfalztheater tätig waren. Tung Hon schied 1997 aus, für ihn tanzte Elmer Domdom. Diese fünf Tänzer bildeten das Kernensemble. Neben Anselmo Zolla choreographierten Tung Hon, Michael Langeneckert, Peggy Woo und Etsuko Akiya. Zu den Musikern, die die Gruppe immer wieder begleiteten, gehörten die Sängerinnen Hlín Pétursdóttir und Ranveig Eckhoff, der Gitarrist Heiko Plank und der Komponist und Schlagzeuger Tobias Kästle. Weiterhin traten für die AZet Dance Company auf: Maudy-Ann Esser (Tanz), Peggy Woo (Tanz), Sara-Ann Bocek (Tanz), Katelijne Philips (Tanz), Sigrid Reisenberger (Tanz), Eva Weissenböck (Tanz), Henrick Kaalund (Tanz), Charlotte Bell (Tanz), Mark Krause (Tanz), Dieter Hofinger (Schauspiel), Tobias Kästle (Schlagzeug, Komposition), Uwe Sanders (Klavier), Christine Bender (Oboe, Englisch Horn), Michael Gärtner (Percussion), Andrea Laszlo-Schwirtz (Cello). Die Kostüme wurden von Carla H. Haggray, Katrin Bobek, João Roberto de Souza und Anselmo Zolla gestaltet. Für verschiedene Stücke wirkten Claus J. Frankl, Boris von Poser und Claudia Rieger als Dramaturgen. Ingrid Romani arbeitete ehrenamtlich als administrative Leiterin. Stücke1994
1995
1996
1997
1998
Festivals, Tourneen, TanzabendeDie AZet Dance Company wurde zu mehreren Festivals eingeladen und richtete selbst zwei dreitägige Festivals aus, bei denen Choreographen und Tanzgruppen aus Europa, Südamerika und Asien ihre Stücke zeigten. Einladungen zu FestivalsIn Deutschland wurde die AZet Dance Company zum Tanzfestival 1996 in Augsburg sowie zu den zweiten Pfefferberger Tanztagen in Berlin im Januar 1997 eingeladen. Außerhalb Deutschlands wurde die AZet Dance Company zweimal zu Festivals nach Südamerika eingeladen, im Juli 1995 zum XX. Festival de Campina Grande in Campina Grande, Brasilien und im Dezember 1997 zum IV. Festival Latinoamericano de Danza in Maracaibo, Venezuela. Im Juni 1996 nahm die Tanzgruppe am Hong Kong Movement Dance Festival teil. Initiator des Uni Modern Dance Festival KaiserslauternDie AZet Dance Company initiierte das Modern Dance Festival Kaiserslautern. Als Veranstalter traten das studium integrale und der AStA der Universität Kaiserslautern auf. Erstes Uni Modern Dance FestivalDas erste Uni Modern Dance Festival fand vom 10. bis zum 12. Mai 1996 im Audimax der Universität Kaiserslautern statt. An den drei Abenden wurden folgende Stücke gezeigt:
Zweites Uni Modern Dance FestivalDas zweite Uni Modern Dance Festival fand vom 22. bis zum 24. Mai 1998 im Audimax der Universität Kaiserslautern statt. An den drei Abenden wurden folgende Stücke gezeigt:
Begleitend zu den Stücken wurden verschiedene Workshops für zeitgenössischen Tanz angeboten. Die Dozentin Claudia Jeschke vom Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig hielt einen Vortrag über „Tanzstile als Kommunikationsformen. Körperliche Aktionen, Reaktionen und Interaktionen im zeitgenössischen europäischen Bühnentanz“. Gregor Zöllig, Leiter des Tanztheaters der Städtischen Bühnen Osnabrück, sprach zum Thema „Zwischen Tradition und Moderne. Was ist Choreographie? Inspiration oder Handwerk?“ TourneenDie Einladung nach Brasilien zum XX. Festival de Campina Grande verband die Gruppe mit einer Tournee, bei der sie in Rio de Janeiro, São Paulo und Recife insgesamt neunmal in verschiedenen Theatern auftraten. Der Auftritt in Hongkong wurde mit einer Tournee nach Guangzhou in der Provinz Guǎngdōng verbunden, wo die Gruppe an zwei Abenden auftrat. Zu diesem Anlass war der deutsche Generalkonsul in Guangzhou zu Gast. Einschließlich der Auftritte während des Festivals in Hongkong trat die Gruppe insgesamt sechsmal auf. Im Juli 1997 bereiste die Gruppe ein weiteres Mal Brasilien und trat in Araraguara, Porte Alegre, Santa Maria und Ribeirão Preto auf. Tanzabende mit anderen TanzgruppenBeim UnterwegsTheater Heidelberg zeigte die AZet Dance Company im Mai 1995 an zwei Tanzabenden das Stück ‘‘In the Corner’‘, das UnterwegsTheater wiederum zeigte während des ersten Uni Modern Dance Festivals ihr Stück ‘‘Zwischenspiel’‘. Am 20. Februar 1997 hatte die AZet Dance Company gemeinsam mit dem Tanzwerk Nürnberg einen Tanzabend im Audimax der Universität Kaiserslautern, bei der die Choreographin Jean Renshaw ihr Stück ‘‘De Tijd’‘ zeigte, das einen Monat zuvor in Nürnberg Premiere gehabt hatte. Finanzierung, SponsorenMit Ausnahme von Heiko Plank, der als freiberuflicher Gitarrist arbeitet, sowie von Anselmo Zolla, waren nahezu alle Künstler, die bei der AZet Dance Company mitwirkten, am Pfalztheater Kaiserslautern fest angestellt. Nur durch die großzügige Freistellung der Künstler (selbstverständlich nur solange dadurch ihre Verpflichtungen gegenüber dem Pfalztheater nicht beeinträchtigt wurden) durch den damaligen Intendanten Pavel Fiever und den Choreographen des Pfalztheaters, Olaf Schmidt, war es der Tanzgruppe überhaupt erst möglich, ihre Stücke einzustudieren und aufzuführen. In der Regel erhielten die Tänzer nach den Aufführungen einen zwei-, manchmal dreistelligen DM-Betrag, der aus den Einnahmen der Abendkasse stammte. Das Land Rheinland-Pfalz förderte die Tanzgruppe im Rahmen des Kultursommers 1997 mit einem Fördergeld, das die Gruppe beantragt hatte. Die Kaiserslauterer Initiative kleinLaut ermöglichte es der Tanzgruppe, in der ‘‘Bühne unterm Dach‘‘ und dem ‘‘Theodor-Zink-Museum‘‘ aufzutreten. Das studium integrale der Universität Kaiserslautern stellte das Audimax zur Verfügung, weiterhin unterstützten Studenten der Video AG die Aufführungen beim Einsatz von Ton und Licht und für Der Körper lügt nicht beim Einsatz von Video. Während der beiden Uni Modern Dance Festivals mussten insgesamt über 70 Tänzern und Choreographen untergebracht und mit Essen und Trinken versorgt werden. Dies war nur möglich durch die Unterstützung zahlreicher Hotels und Restaurants in Kaiserslautern. Die Tourneen nach Brasilien wurden durch die brasilianischen Firmen Jabal Aude, Canto Brasil und dem Liceu Albert Samin finanziert. Rezeption, BedeutungPresseDie Presse nahm die AZet Dance Company durchwegs positiv, zum Teil mit ausgesprochener Begeisterung auf. In Kaiserslautern etablierte sich die Tanzgruppe als fester und gern gesehener Bestandteil der künstlerischen Szene. So schrieb Walter Mottl am 30. Dezember 1994 für die Tageszeitung Die Rheinpfalz gleich im ersten Satz: „Kaiserslautern ist um ein Ensemble reicher.“[1] Außerhalb Kaiserslauterns fand die Gruppe in der Presse gleichermaßen ein wohlwollendes Echo.[2][3][4][5] Stil, EinordnungSowohl Anselmo Zolla als auch die Tänzer des Kernensembles brachten eine klassische Ballettausbildung mit und hatten zum Zeitpunkt ihres Zusammentreffens ebenso Erfahrung mit zeitgenössischem Tanz. Es stand zu keinem Zeitpunkt in Frage, dass die Gruppe zu dieser Tanzrichtung gehörte.[6] Zu den in den Tanzstücken aufgegriffenen Themen gehörten Liebe, Beziehungskonflikte und Selbstausdruck (z. B. ‘‘In the Corner‘‘, ‘‘Jene Frau‘‘, ‘‘Minha Descoberta‘‘, ‘‘Eagle Brother‘‘, ‘‘r. & j. – eine geschichte‘‘, ‘‘perhaps‘‘, ‘‘This is my place‘‘), Leere/Flow (‘‘Space‘‘), Büroalltag (‘‘Schönen Tag noch!‘‘), Fraulichkeit (‘‘Querer‘‘), Drill (‘‘Toy’s Game‘‘), Traumwelten (‘‘Dreams‘‘) und Fremdsein (‘‘Der Körper lügt nicht‘‘). Anselmo Zolla konnte immer wieder Künstler anderer Kunstrichtungen (insbesondere Musik, aber auch Schauspiel) für gemeinsame Produktionen gewinnen. Dabei ging es ihm um ein Zusammenwirken der verschiedenen Sparten, nicht um eine Verwischung der Grenzen. Auch wenn in verschiedenen Stücken (‘‘In the Corner‘‘, ‘‘r. & j. – eine geschichte‘‘) die Tänzer (insbesondere Michael Langeneckert) zur Sprache kommen, fand eine schauspielerische Profilierung der Tänzer zu keinem Zeitpunkt statt und wurde auch nicht angestrebt. Der von Anselmo Zolla gewünschte Ausdruck seelischer Zustände[7] sollte von den Tänzern tänzerisch geleistet werden. Programmatisch drückte Anselmo Zolla diese Einstellung im Titel eines seiner letzten Stücke als Choreograph der AZet Dance Company aus: ‘‘Der Körper lügt nicht‘‘. Während Konflikte, Verletzungen und das Motiv des Andersseins immer wieder als Themen von der Tanzgruppe aufgegriffen wurden, war das künstlerische Ereignis für das Publikum eine vorrangig ästhetische Erfahrung. BedeutungDie Tanzgruppe konnte in Kaiserslautern ein festes Publikum gewinnen. Waren es im ersten Jahr im Schnitt nur etwa 30 Personen[8], die sich zu den Aufführungen einfanden, so steigerte sich dies kontinuierlich auf im Schnitt 150 und mehr Zuschauer.[9] Etablierte Tanzgruppen wie das Tanzwerk Nürnberg und das UnterwegsTheater Heidelberg führten gemeinsame Tanzabende mit der AZet Dance Company durch, zu den von der AZet Dance Company veranstalteten Festivals kamen Tanzkompanien aus Deutschland, Italien, der Schweiz, Venezuela, Mexiko und Brasilien. Die Tanzgruppe war in den vier Jahren ihres Bestehens sowohl regional als auch überregional aktiv an der Gestaltung der Tanzszene mit beteiligt. Mit 18 zum Teil abendfüllenden Produktionen (‘‘Dreams‘‘, ‘‘r. & j. – eine geschichte‘‘, ‘‘Der Körper lügt nicht‘‘) schuf sie sich ein beachtliches Repertoire. Sie konnte sich in ihrer „Heimatstadt“ ein festes Publikum aufbauen und auch außerhalb Kaiserslauterns ein an der Kunstform Tanz interessiertes Publikum überzeugen. AuflösungBereits im November 1997 am IV. Festival Latinoamericano de Danza in Maracaibo, Venezuela nahm die AZet Dance Company nicht mehr mit den Tänzern des Kernensembles teil. Für das zweite Modern Dance Festival an der Universität Kaiserslautern, das im Mai 1998 von der AZet mit einem hohen organisatorischen Aufwand ausgerichtet wurde, konnten zwar zahlreiche Tanzgruppen gewonnen werden konnten, die AZet Dance Company beteiligte sich selbst jedoch nur mit einem Stück. Anselmo Zolla choreografierte 1998 in Heidelberg als Assistent des damaligen Schauspieldirektors und kehrte 1999 in seine Heimat Brasilien zurück, wo er inzwischen als artistischer Direktor der Ballettschule Studio3 in São Paulo arbeitet, die eine eigene Tanzgruppe hat. Michael Langeneckert arbeitete als freier Tänzer und Choreograph und ist heute Trainingsleiter am Staatstheater Kassel. Tung Hon gründete eine Familie und hat ein Geschäft für Tanzbedarf in Frankfurt. Dilenia Reis kehrte ebenfalls nach Brasilien zurück und tanzte für das Balé da Cidade in São Paulo. Etsuko Akiya tanzte für verschiedene Tanzgruppen in Österreich, der Schweiz und Deutschland und unterrichtet seit 2007 klassisches Ballett in Japan. Weblinks
Einzelnachweise
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