Inzwischen sind alle Boote dieser Klasse aus dem Dienst der DGzRS ausgemustert. Die ausgemusterten Boote sind teilweise noch bei anderen Rettungsdiensten im Einsatz.
Nachdem die DGzRS seit den 1970er Jahren Erfahrungen mit Seenotrettungsbooten gesammelt hatte, entstand am Ende der 1980er Jahre die zweite Generation dieser leistungsfähigen Schiffe. Die wichtigsten Verbesserungen waren eine deutlich gesteigerte Geschwindigkeit bei hoher Seetüchtigkeit, eine erweiterte rettungsdienstliche und medizinische Ausrüstung sowie ein umlaufendes Fendersystem, welches das Längsseitsgehen auch bei schwierigen Bedingungen ermöglicht. Eine Bergungspforte auf der Steuerbordseite nahezu auf Höhe der Wasserlinie in der Bordwand ermöglicht es, im Wasser treibende Schiffbrüchige an Bord zu nehmen, ohne sie aufrichten zu müssen.
Der Rumpf wurde in bewährter Weise aus seewasserbeständigem Aluminium aus einem Netzspantensystem gebaut. Zur Steuerung stehen ein unterer Fahrstand im Schiff und ein offener oberer Fahrstand zur Verfügung. Angetrieben werden die Schiffe von einem Dieselmotor mit 215 PS, der über ein Wendegetriebe einen Festpropeller antreibt. Damit erreichen sie eine Geschwindigkeit von 18 Knoten; die Reichweite beträgt etwa 200 Seemeilen.
Zur Ausrüstung gehören ein Schlepphaken, Suchscheinwerfer, mobile Lenzpumpen, medizinische und technische Ausrüstung sowie Funk- und Navigationstechnik.
Ab 1987 wurden drei Prototypen gebaut, um das Konzept zu testen und Erfahrungen zu sammeln. Die folgenden Serienschiffe, welche ab 1992 gebaut wurden, sind 24 cm länger und als Selbstaufrichter konzipiert.
Ansicht von oben
Heckansicht
Unterer Fahrstand
Unterer Fahrstand
Die Boote
Die Boote wurden ab 1987 in Dienst gestellt. Nach der Wiedervereinigung lösten einige von ihnen die Motorrettungsboote des Seenotrettungsdienstes der DDR ab. Inzwischen sind alle Schiffe dieser Klasse aus dem aktiven Dienst der DGzRS ausgeschieden (Stand April 2024). Sie wurden meist durch Neubauten der 10,1-m-Klasse oder der 8,9-m-Klasse ersetzt.
Die Juist wurde im Jahr 2008 in Walter Merz umbenannt. Sie soll beim freiwilligen estnischen Seenotrettungsdienst Pärnu SAR zum Einsatz kommen.[3]
Die Asmus Bremer war seit dem 9. November 2012 bis zum Oktober 2022 vor dem Haupteingang des Deutschen Museums in München aufgestellt. Seit Oktober 2022 steht sie im Museumsgarten des Deutschen Museums, neben dem Seenotrettungskreuzer Theodor Heuss (ehemalige H. H. Meier).
Die Bottsand wurde im Mai 2015 sowie die Cassen Knigge und die Karl van Well wurden im Januar 2018 an den Seenotrettungsdienst von Uruguay übergeben.[4][5] Ein Boot wurde inzwischen auch dort ausgemustert.
Die Franz Stapelfeldt steht seit Mitte 2015 als Denkmal an der DGzRS-Station Schilksee.
Die Marie Luise Rendte lag ab November 2016 als nicht begehbares Museumsschiff im Hafen von Eckernförde.[6] Seit Ende Oktober 2019 ist das Rettungsboot auf dem Wohnmobilstellplatz der Stadt aufgestellt.[7]
Die Putbus wird seit Juni 2017 als Rettungsboot Greif 1 der DLRG in Hamburg-Altona eingesetzt.[8]
Die Günther Schöps und die Hellmuth Manthey sind seit Oktober 2018 für die Ghana Maritime Authority im Einsatz.[9]
Die Crempe und die Jens Füerschipp sind seit Dezember 2018 für die Maritime Administration des Ministeriums für Straßen- und Verkehrsentwicklung der Mongolei auf dem Chöwsgöl Nuur im Einsatz[10]
Die Dornbusch ist seit September 2019 für den estnischen Seenotrettungsdienst vor der Halbinsel Juminda im Einsatz.
Die Baltrum wurde im November 2019 an den dänischen Seenotrettungsdienst Dansk Søredningsselskab abgegeben.
Die Hermann Onken wurde im März 2020 nach Batumi am Schwarzen Meer gebracht, wo sie als Rettungsboot für die Maritime Transport Agency Georgia eingesetzt wird.[11]
Die Stralsund ist im Oktober 2021 außer Dienst gestellt worden. Sie wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Glückstadt gekauft, um auf der Elbe eingesetzt zu werden.[12]
Ehemaliges SRB Jens Füerschipp
Literatur
Manuel Miserok: Seenotretter 2022 (= Oceanum Spezial). Oceanum Verlag, Bremen 2022, ISBN 978-3-86927-616-8.
Manuel Miserok: Seenotretter 2021 (= Oceanum Kompakt). Oceanum Verlag, Bremen 2021, ISBN 978-3-86927-704-2.
Manuel Miserok: Seenotretter 2020 (= Oceanum Kompakt). Oceanum Verlag, Bremen 2020, ISBN 978-3-86927-703-5.
Manuel Miserok: Seenotretter 2019 (= Oceanum Kompakt). Oceanum Verlag, Bremen 2019, ISBN 978-3-86927-701-1.
Manuel Miserok: Seenotretter (= Oceanum Spezial). Oceanum Verlag, Bremen 2018, ISBN 978-3-86927-603-8.
Wilhelm Esmann: Die Rettungsboote der DGzRS von 1865–2009. Hauschild Verlag, Bremen 2009, ISBN 978-3-89757-427-4.
↑Der lange Weg zum Museumsschiff. kn-online.de. 30. Oktober 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2019; abgerufen am 25. November 2019 (Komplettartikel nur mit Gebühr).