36e régiment d’infanterie
Das 36e régiment d’infanterie war ein Infanterieregiment, aufgestellt 1753 als Régiment d’Anjou im Königreich Frankreich, im Dienst während des Ancien Régime und danach mit einigen Unterbrechungen bis zur Auflösung 1993. Bis zur Vereinheitlichung durch die in der Revolution geschaffene Nummerierung trug es den Namen der Provinz Anjou. Von 1671 bis 1753 führte das spätere 35e régiment d’infanterie den Namen „Régiment d’Anjou“. Aufstellung und signifikante Änderungen
Mit der Reorganisation des 1. Januar 1791 verloren alle Regimenter ihre Namen und wurden fortan nur noch mit Nummern bezeichnet. Bis zur Premier amalgame 1793 hieß das Regiment nunmehr „36e régiment d’infanterie (ci-devant Anjou)“. Die Premier amalgame brachte die Auflösung des Regimentsverbandes, die beiden Bataillone kamen nie mehr zusammen. Die bisherige Ordnung wurde völlig auf den Kopf gestellt, aus den Regimentern wurden Demi-brigades de bataille. Damit wurde die Traditionslinie unterbrochen und erst im Jahre 1803 fortgesetzt, als die Regimenter wieder eingeführt wurden. Es entstand ein neues „36e régiment d’infanterie“, das mit dem alten nichts mehr zu tun hatte.[2] Mestres de camp/Colonels/Chefs de brigadeMestre de camp war von 1569 bis 1661 und von 1730 bis 1780 die Rangbezeichnung für den Regimentsinhaber und/oder für den mit der Führung des Regiments beauftragten Offizier. Die Bezeichnung „Colonel“ wurde von 1721 bis 1730, von 1791 bis 1793 und ab 1803, „Chef de brigade“ von 1793 bis 1803 geführt. Nach 1791 gab es keine Regimentsinhaber mehr. Sollte es sich bei dem Mestre de camp/Colonel um eine Person des Hochadels handeln, die an der Führung des Regiments kein Interesse hatte, so wurde das Kommando dem „Mestre de camp lieutenant“ (oder „Mestre de camp en second“) respektive dem Colonel-lieutenant oder Colonel en second überlassen.
Uniformen der königlichen Armee
EinsatzgeschichteNach der Aufstellung verließ das Regiment Perpignan und marschierte nach Grenoble, wo es im August ankam. Die erste Aufgabe 1775 bestand im Ehrengeleit für die Prinzessin Marie Clothilde, als die Verlobte des Herzogs von Savoyen an der Brücke von Beauvoisin auf sardisches Gebiet übertrat. Dann verlegte das Regiment im Dezember 1775 nach Lille, im Juli 1778 nach Dünkirchen, im Juli 1779 nach Saint-Omer, im August 1779 nach Dieppe, im Dezember 1779 nach Saint-Omer, im Juni 1780 nach Berghes, im November 1783 nach Rouen, im Mai 1784 nach Brest (Finistère), im April 1788 nach Tours, im August des gleichen Jahres nach La Rochelle und im November nach Tours. Das 2. Bataillon wurde im Dezember 1790 nach Blois abgestellt. Im Februar 1791 befand sich das Regiment in Saint-Servan und Saint-Brieuc, wo eine große Anzahl der Offiziere ihre Einheit verließen, um entweder aus dem Militärdienst ganz auszuscheiden oder zu „emigrieren“, d. h. sich den Truppen der Royalisten des Grafen von Artois anzuschließen. Der spätere König von Schweden Karl XIV. Johann diente zu dieser Zeit als Sous-lieutenant im Regiment. Im Jahr 1792 war das Regiment der „Armée du Rhin“ (Rheinarmee) zugeteilt. Im Jahre 1793 war das Regiment in die Intrigen des Armeekommandanten Général de division Adam-Philippe de Custine verwickelt, der eigenmächtig den Regimentskommandanten abgelöst und ihn durch den Lieutenant-colonel Ferrette ersetzt hatte. Es war dies einer der Nägel auf dem Sarg von de Custine, dem dieser Vorgang in seinem Prozess vorgeworfen wurde. Es kam zu Unruhen im Regiment, dessen beide Bataillone daraufhin getrennt eingesetzt wurden. Das 1. Bataillon wurde zur Armée du Rhin (Rheinarmee) kommandiert und bezog seine Garnison im Brückenkopf Kastel der Festung Mainz. Bei der Verteidigung der Festung 1793 konnte es sich auszeichnen. Beim ehrenvollen Auszug nach der Kapitulation bildete das Regiment die Spitze der linken Kolonne und stellte während des Rückzuges die Vorhut. Einige Tage später wurde es als Verstärkung zu der gerade geschlagenen „Armée du Nord“ geschickt. Das Bataillon kämpfte in den Gefechten des 7., 8. und 9. Mai bei Saint-Amand, bei der Blockade von Condé-sur-l’Escaut, in den Gefechten vom 7., 8. und 9. September bei Ypern, in der Schlacht bei Hondschoote und verschiedenen Scharmützeln bei Orchies. Mit der Armee von Jean-Charles Pichegru war es an der Eroberung der Spanischen Niederlande beteiligt. Am 4. April wurde das Bataillon zur Aufstellung der „71e demi-brigade de bataille“ verwendet. Das 2. Bataillon wurde von der Armee Custines zur Armée de la Moselle versetzt, mit der es am 9. Juni 1793 am Gefecht bei Arlon teilnahm. Am 17. April 1794 wurde es zur Aufstellung der „72e demi-brigade de bataille“ verwendet. Kriege der Revolution und des Ersten Kaiserreichs
1815 bis 1870
Im Jahre 1849 wurde die Einheit zum Mittelmeer-Expeditionskorps abgestellt. Hier war es an der Bekämpfung der Römischen Republik und der Belagerung von Rom beteiligt. Per Dekret vom 2. Mai 1859 musste das Regiment eine Kompanie zur Aufstellung des „102e régiment d’infanterie de ligne“ abgeben. Deutsch-Französischer KriegAm 6. August 1870 kämpfte das 36e RI in der Schlacht bei Wörth. Die Verluste betrugen 45 Offiziere und 960 Soldaten und Unteroffiziere an Gefallenen, Verwundeten und Gefangenen. In der Schlacht verlor das Regiment nach blutigem Kampf seine Fahne und den Adler, die von bayerischen Truppen erbeutet wurden. Erst im Jahre 1946 kehrte der Adler nach Frankreich zurück. Die Deutschen fertigten eine Postkarte, die die Situation darstellte und die Inschrift trug:
1871 bis 1914Nach der Niederlage von 1870 und der damit verbundenen Reorganisation des Heeres bezog das 36e régiment d’infanterie die „Caserne Lefèbvre“ in der Festung von Caen. Hier verblieb es bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Erster WeltkriegDas 36e RI gehörte zur 10. Infanteriebrigade der 5. Infanteriedivision (August 1914 bis Mai 1917) im 3. Armeekorps. Von Mai 1917 bis November 1918 gehörte das Regiment zur 121. Infanteriedivision. 1914
1915
1916
1917
1918
ZwischenkriegszeitIm Jahre 1923 wurde das Regiment aufgelöst. Zweiter WeltkriegWegen des drohenden Zweiten Weltkrieges 1939 wieder aufgestellt, bildete es bei Kriegsausbruch 1940 zusammen mit dem 74e régiment d’infanterie, dem 119e régiment d’infanterie, dem 43e régiment d’artillerie divisionnaire (43. Divisions-Artillerieregiment), dem 243e régiment d’artillerie lourde divisionnaire (243. schweres Divisions-Artillerieregiment) und dem 13e groupe de reconnaissance de division d’infanterie (13. Infanteriedivisions-Aufklärungsgruppe) die 6. Infanteriedivision. Nach den schweren Verlusten im Juni 1940 wurde das Regiment aufgelöst. NachkriegszeitWieder aufgestellt als 36e bataillon d’infanterie, wurde es von 1960 bis 1962 im Algerienkrieg eingesetzt. Nach dem Ende des Krieges wurde das 36e bataillon d’infanterie am 19. März 1962 so wie 91 andere Einheiten zur Bildung der nationalen Streitkräfte herangezogen. Grundlage war der Vertrag von Évian vom 18. März 1962. Das 36e BI stellte in Messobket das 494e UFL-UFO (UFL = Union des forces locales – UFO = Unions des forces de l’Ordre) der Streitkräfte der provisorischen algerischen Regierung auf. Die Einheit bestand zu 10 % aus Militärpersonal aus den Metropolen und zu 90 % aus Militärpersonal mit ländlichen Wurzeln (Militaires musulmans). Nach der Rückkehr aus Algerien wurde die Einheit zu einem inaktiven Reserveregiment umgewandelt (36e régiment de réserve des forces du territoire) und der Territorialverteidigung zugeteilt. Mobilmachungsstützpunkt war Caen. Regimentsfahnen seit Napoleonischer ZeitAuf der Rückseite der Regimentsfahne sind (seit Napoleonischer Zeit) in goldenen Lettern die Feldzüge und Schlachten aufgeführt, an denen das Regiment ruhmvoll teilgenommen hat.[4][5][6] In seiner Geschichte führte das Regiment nacheinander an die 16 verschiedene Fahnen.
AuszeichnungenDas Fahnenband ist mit dem Croix de guerre 1914–1918 mit drei Palmenzweigen für dreimalige lobende Erwähnung im Armeebefehl und einem goldenen Stern für eine lobende Erwähnung im Korpsbefehl dekoriert. Die Angehörigen des Regiments haben (auch bei einer eventuellen Wiederaufstellung) das Recht, die Fourragère in den Farben des Croix de guerre 1914–1918 zu tragen. Literatur
WeblinksCommons: Drapeaux du 36e régiment d'infanterie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Fußnoten
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