Unbestritten gilt diese Serie als Hokusais Meisterwerk im Bereich des Farbholzschnitts. Das im Westen bekannteste japanische Kunstwerk, die sogenannte „Große Welle vor Kanagawa“, gehört zu dieser Serie. Auf allen Blättern des Albums ist einer der heiligsten Berge Japans, der Fuji, zu sehen.
Hokusai war annähernd 70 Jahre alt, als er gegen 1830 die ersten Entwürfe für diese Serie zeichnete. Er schien sich der Bedeutung der Bilder durchaus bewusst. Im Vorwort zu seinem Buch Die hundert Ansichten des Berges Fuji schrieb er, dass nichts von dem, was er in den bisherigen 70 Jahren (vor dem Erscheinen der 36 Ansichten des Berges Fuji) geschaffen hätte, der Erwähnung wert sei. Trotzdem dürften er und der Verleger der Serie Eijudō (Nishimuraya Yohachi) von dem Erfolg der Serie überrascht gewesen sein, denn zunächst waren nur 36 Blätter geplant gewesen und auch gedruckt worden. Der Fuji wird hier von der Vorderseite, d. h. von Edo/Tōkyō aus gesehen und die Drucke werden daher als omote Fuji („von der Vorderseite“) bezeichnet. Bereits Ende 1830 kündigte der Verlag in Anzeigen das weitere Erscheinen von mehr als einhundert Ansichten (des Berges Fuji) an. Von diesen sind dann tatsächlich aber nur zehn in den Jahren 1831/32 erschienen, so dass die Serie insgesamt 46 Blätter umfasst. Die zusätzlichen zehn Drucke zeigen den Fuji zwar auch überwiegend von der östlichen Seite, werden trotzdem gewöhnlich ura Fuji („von der Rückseite“) genannt.
Bei den ersten Auflagen der ersten 36 Blätter wurde für den Druck der Konturlinien Preußischblau verwendet, bei den zehn zusätzlichen Blättern sind die Konturlinien von Anfang an in Schwarz gedruckt. Bei späteren Auflagen sind die Konturlinien aller Drucke schwarz; für einige Drucke wurde eine zusätzliche Farbplatte angefertigt.
Weitere Serien, die sich mit den „36 Ansichten des Fuji“ beschäftigen, sind z. B. von Kuniyoshi (Tōto Fujimi Sanjūrokkei, um 1843), Hiroshige (Fuji Sanjūrokkei, 1852/53 und ebenfalls 1858/59) und Kunisada (Tōto Fuji Sanjūrokkei, 1860).
Liste
Die angegebene Reihenfolge folgt derjenigen, die üblicherweise in der Literatur verwendet wird.
„Fuji gesehen von der Teeplantage in Katakura in der Provinz Suruga“
駿州片倉茶園の不二
Sunshū Katakura chaen no Fuji
45
„Fuji gesehen von Kanaya an der Tōkai-Straße“
東海道金谷の不二
Tōkaidō Kanaya no Fuji
46
„Eine Gruppe von Bergsteigern“
諸人登山
Shojin tozan
Die meisten Namen bezeichnen die Orte, von denen aus der Fuji betrachtet wurde. Die Zeichen 不二 (fuji, auch: „einzigartig“, wörtlich: „ohne zweites“) sind eine alte Schreibung des Berges Fuji (heute: 富士). Auch die übrigen Ortsbezeichnungen werden zum Teil nicht mehr verwendet.
Literatur
Jocelyn Bouquillard: Hokusai – 36 Ansichten des Berges Fuji. Schirmer/Mosel, 2007. ISBN 3-8296-0295-2
Friedrich B. Schwan: Handbuch Japanischer Holzschnitt. München, 2003. ISBN 3-89129-749-1