34. Sinfonie (Mozart)Die Sinfonie C-Dur Köchelverzeichnis 338 komponierte Wolfgang Amadeus Mozart 1780 in Salzburg. Nach der Alten Mozart-Ausgabe trägt die Sinfonie die Nummer 34. AllgemeinesDas Autograph ist datiert vom 29. August 1780. Über die näheren Umstände der Komposition und ihre Bestimmung ist nichts bekannt. Die Sinfonie Köchelverzeichnis (KV) 338 ist die letzte der in Salzburg geschriebenen Sinfonien: Nach seinem Bruch mit dem Erzbischof verließ Mozart die Stadt und zog nach Wien, wo er am 16. März 1781 ankam.[1] Dort wurde KV 338 vermutlich am 3. April 1781 in einer Akademie der „Tonkünstler-Societät“ aufgeführt. Es war Mozarts erster öffentlicher Auftritt in Wien seit seiner „Wunderkindzeit“.[2] Charakteristisch für das Werk ist der pompöse, etwas barocke Charakter mit seinen (in den Ecksätzen) blockhaften Wechseln von Forte und Piano bzw. Moll und Dur (von „Licht und Schatten“[1]) sowie die Struktur von oft nur ein bis zwei Takte langen Motiven, die aneinandergereiht und wie Bausteine kombiniert werden. Michael Kontarsky (2007)[2] schreibt z. B. zum ersten Satz: „Wir erleben ein Kaleidoskop an unterschiedlichen Motiven, die sich – buchstäblich – im Wege stehen, aber gemeinsam eine atemberaubende musikalische Dynamik entwickeln.“ Der Musikwissenschaftler Alfred Einstein (1953)[3] äußert sich ähnlich, ebenfalls zum ersten Satz: „Da färbt Mozart bereits in der Exposition die Helligkeiten von C-dur und G-dur durch allerlei gebrochene Lichter: F-dur, f-moll, g-moll, D-dur, e-moll: der Weg von Tonica zu Dominante ist nicht eben und ist voller aufregender Ereignisse.“ Im Autograph beginnt nach dem ersten Satz ein Menuett, dessen Anfang aber durchgestrichen und die Fortsetzung offenbar herausgetrennt wurde. Der Grund dafür ist unbekannt.[1] Damit nicht identisch ist das Menuett KV 409, das 1782/1783 in Wien entstand. Alfred Einstein (1953)[3] ist der Auffassung, dass Mozart KV 409 für KV 338 nachkomponiert habe, um aus dem dreisätzigen italienischen Typus eine viersätzige Sinfonie vom Wiener Stil zu schaffen. Zwar weist das Menuett Flöten auf, die bei KV 338 fehlen, Einstein meint jedoch, dass Mozart die Flöten später auch bei Ecksätzen von KV 338 nachgetragen habe. Andere Autoren[1][2] sehen dagegen in den Flöten ein gewichtiges Argument dafür, dass KV 409 nicht für KV 338 konzipiert war. Wahrscheinlich hat Mozart KV 409 als selbständig aufzuführendes Stück gedacht, beispielsweise für die von ihm selbst veranstalteten musikalischen Akademien Anfang der 1780er Jahre. Bei manchen Aufführungen wird KV 409 jedoch als dritter Satz von KV 338 einbezogen (z. B. in der Einspielung der Berliner Philharmoniker mit Karl Böhm). Dies erscheint insofern als zumindest möglich, da in der damaligen Aufführungspraxis die Sätze einer Sinfonie keine zwangsläufig zusammengehörige Einheit bildeten, sondern bei Konzerten/Akademien durch andere Werke (Arien, Klavierstücke) unterbrochen wurden (siehe z. B. bei KV 385). Zur MusikBesetzung: 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, I. Violine, II. Violine, Violen, Violoncello, Kontrabass. Wahrscheinlich wurde zudem – sofern im Orchester vorhanden – ein Cembalo zur Verstärkung der Bass-Stimme eingesetzt.[4] Im Menuett KV 409 zusätzlich zwei Flöten. Aufführungszeit: ca. 22 Minuten (ohne KV 409) Bei den hier benutzten Begriffen der Sonatensatzform ist zu berücksichtigen, dass dieses Schema in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entworfen wurde (siehe dort) und von daher nur mit Einschränkungen auf die Sinfonie KV 338 übertragen werden kann. Die hier vorgenommene Beschreibung und Gliederung der Sätze ist als Vorschlag zu verstehen. Je nach Standpunkt sind auch andere Abgrenzungen und Deutungen möglich. Erster Satz: Allegro vivaceC-Dur, 4/4-Takt, 264 Takte Das erste Thema (Takt 1–16) besteht aus Fanfarenmotivik mit marschartig-punktiertem Rhythmus (der für den ganzen Satz prägend ist), blockartigem Wechsel von forte und piano sowie von Dur und Moll, Trillern, Tonwiederholung und Tremolo. Es ist fast durchweg im Unisono gehalten. Der Charakter ähnelt somit – wie auch die ganze Satzstruktur, die ohne Wiederholungen auskommt – einer barocken Ouvertüre. Das mit einer auftaktigen Triole beginnende Motiv in den Streichern in Takt 3/4 erinnert etwas an den Beginn der Sinfonie C-Dur KV 96. Im folgenden Überleitungsteil (ab Takt 17) dominiert ein zweitaktiges Motiv der 1. Violine mit auftaktiger Sechzehntel-Figur und abschließender Zweiunddreißigstel-Floskel. Dieses ist anfangs von Bläserfanfaren begleitet und schwankt zwischen C-Dur, G-Dur, g-Moll und D-Dur. Eine Synkopenpassage (Takt 31 ff.) wechselt dann nochmals von g-Moll nach D-Dur, dass nun mit zwei virtuos aufsteigenden Oktavläufen in den Violinen und den Oboen (Takt 38–340) verstärkt wird und als Dominante zum folgenden Eintritt des zweiten Themas in G-Dur wirkt. Das zweite Thema (Takt 40–64) ist achttaktig und wird über eine chromatisch absteigende Linie der Streicher eingeführt. Es ist durch seine abgesetzte Bewegung in Sekundschritten mit stimmführender 1. Violine gekennzeichnet und wird mit Oboenbegleitung und einer Fortspinnung wiederholt, die ab Takt 59 in ein neues Motiv übergeht. Der weitere Verlauf der Exposition besteht aus mehreren aneinandergereihten Motiv-Passagen:
Die Durchführung (Takt 112–157) hat überleitungsartigen Charakter, da sie kaum auf Material der Exposition zurückgreift. Sie steht überwiegend im Piano und lässt sich in drei Abschnitte gliedern:
Die Reprise (Takt 158 ff.) setzt mit dem ersten Thema als Variante ein (Modulation des Motivs von Takt 3–4, nun nur im Bass), ist ansonsten aber ähnlich der Exposition strukturiert. Mozart beschließt den Satz als Coda, die nochmals das fanfarenartige Material des ersten Themas bringt und dieses dann pompös bis zum Satzende fortspinnt. Zweiter Satz: Andante di molto più tosto allegrettoF-Dur, 2/4-Takt, 174 Takte, nur Streicher und Fagott Das erste Thema weist eine sangliche Melodie auf, die von den beiden Violinen mit anfangs versetztem Einsatz gespielt wird. Das Thema ist dreiteilig angelegt, wobei zwischen den Teilen die Violen mit einer Legato-Figur überbrücken. Für die ersten beiden Teile (wie Frage und Antwort bzw. Vorder- und Nachsatz) ist die aufsteigende Bewegung mit Doppelschlag, für den dritten Teil der betonter Vorhalt (Takt 12) kennzeichnend und von Bedeutung für den weiteren Satzverlauf. Ab Takt 15 wird das Thema als Variante mit gegenstimmenartiger, absteigender Bewegung in 1. Violine und 2. Viola wiederholt. Die anschließende Passage bis zum zweiten Thema besteht aus der Abfolge von drei jeweils wiederholten Motiven:
Das zweite Thema (Takt 44–60) ist wie das erste Thema durch eine sangliche Melodie gekennzeichnet, wobei nun allein die 1. Violine stimmführend ist. Kennzeichnend ist die abwärtsgehende Bewegung aus vier Achteln im Staccato. Das achttaktige Thema wird wiederholt. Es folgt ein weiterer Abschnitt, der aus mehreren wiederholten Motiven besteht:
Der zweite Teil setzt in Takt 85 ein und entspricht weitgehend dem ersten (kleinere Abweichungen betreffen z. B. Motiv 1, das in Takt 114 als Variante auftritt). Dritter Satz: Allegro vivaceC-Dur, 6/8-Takt, 304 Takte Der ganze Satz ist im stürmischen Charakter gehalten und durch seine fast fortlaufende Achtelbewegung – oft im Unisono – gekennzeichnet. Volker Scherliess (2005)[1] vermutet einen Einfluss des Finales aus Joseph Haydns 56. Sinfonie C-Dur, und auch Michael Kontarsky (2007)[2] sieht im Satz eine „deutliche Hommage an Joseph Haydn.“ Das erste Thema ist achttaktig und besteht aus zwei viertaktigen Blöcken, die beide auf C-Dur-Akkordmelodik beruhen: der erste im Forte-Unisono (Anfangsakkord, dann Akkord gebrochen in aufsteigenden Achteln), der zweite im Piano (1. Violine stimmführend, durchlaufende Bewegung durch punktierte Viertel unterbrochen). Das Thema wird dann vollständig wiederholt. Die Überleitung zum zweiten Thema (Takt 17–42) ist wiederum durch Akkordmelodik gekennzeichnet: Wechsel von Tonika (C-Dur) und Dominante (G-Dur) in gebrochenen Akkordläufen, die z. T. im Unisono geführt sind. Das zweite Thema (Takt 43–59) im G-Dur-Piano beginnt auf einem „Teppich“ aus Tonwiederholungen der 2. Violine und der Violen und besteht aus einer auf- und absteigenden Bewegung der stimmführenden 1. Violine mit Wechsel von Staccato und Legato. Das zweite Thema ist wie das erste achttaktig und wird wiederholt – nun mit Oboenbegleitung. Die Passage bis zum Ende der Exposition ist (wie bei den anderen Sätzen) durch die Abfolge von auf Akkordmelodik basierenden Motiven gekennzeichnet. Sie lässt sich in folgende Abschnitte gliedern:
Die Durchführung (Takt 135–179) hat wie im ersten Satz eher überleitungsartigen Charakter, da zu Beginn lediglich das (erste) Oboenmotiv aus der Exposition auftritt. Ab Takt 149 dominiert ein neues, viertaktiges Motiv aus energischer Tonrepetition und anschließendem Intervall abwärts, das versetzt zwischen Violinen und Violen/Bass geführt wird. Die Hinführung zur Reprise (Takt 161 ff.) erfolgt über eine chromatisch fallende Linie und versetzt gespielte Vorhalte zwischen Oboen und Fagotten. Die Reprise (Takt 180 ff.) ist weitgehend ähnlich der Exposition strukturiert, teilweise jedoch verkürzt (in der Überleitung und der Schlussgruppe) bzw. vor Beginn der Schlussgruppe um eine Piano-Kadenz erweitert. Exposition sowie Durchführung und Reprise werden wiederholt.[6] Einzelnachweise, Anmerkungen
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