28. Januar: Nikolaos Kanabos wird gegen seinen Willen zum Kaiser des Byzantinischen Reiches gewählt. Schon am 3. Februar wird er von der Palastwache abgesetzt und wenig später ermordet.
13. April: Kaiser Alexios V. flieht, die Verteidigung der Stadt bricht zusammen, die Kreuzfahrer erobern und plündern die Stadt. Das Verhältnis der orthodoxen Christen zur westeuropäischen, katholischen Kultur wird durch dieses Ereignis bis in die heutige Zeit schwer belastet. Kurz vor der Eroberung der Stadt wird Konstantin (XI.) Laskaris in der Hagia Sophia zum Kaiser erhoben. Er flieht mit seinem Bruder Theodor nach Nikaia in Bithynien.
Alexios V., der zu seinem Schwiegervater Alexios III. nach Thrakien geflohen ist, wird von diesem geblendet und an die Kreuzritter ausgeliefert, die ihn wenig später hinrichten.
9. Mai: In einer Wahl zum Kaiser des neu gegründeten lateinischen Kaiserreichs gewinnt Balduin, Graf von Flandern und Hennegau, gegen den eigentlichen Führer des Kreuzzuges, Bonifatius I. von Montferrat. Ausschlaggebend sind dabei die venezianischen Stimmen, denen Balduin als leichter lenkbar erscheint als der unabhängige Bonifatius.
Bonifatius wendet sich nach Westen und erobert Thessaloniki, die zweitgrößte Stadt des Byzantinischen Reichs. Er gründet dort das Königreich Thessaloniki. Als Balduin die Stadt ebenfalls für das Lateinische Kaiserreich fordert, verkauft Bonifatius seine Anrechte auf Kreta an den venezianischen Dogen Enrico Dandolo. Bonifatius setzt seinen Eroberungsfeldzug auf dem griechischen Festland fort. Er übergibt die eroberte Markgrafschaft Boudonitza in Mittelgriechenland an seinen Gefolgsmann Guido Pallavicini.
August: Kaiser Balduin I. erobert Thessaloniki, während Bonifatius sich auf einem Feldzug im Süden befindet. Dieser ruft daraufhin am 12. August seinen Stiefsohn Manuel Angelos als Gegenkaiser aus, erobert die kaiserliche Stadt Didymoteichon und macht sich an die Belagerung Adrianopels. Auf Vermittlung durch die Republik Venedig unter Enrico Dandolo kommt es schließlich zu einer Aussöhnung zwischen den beiden Herrschern. Bonifatius verkauft die Insel Kreta an Venedig und erhält dafür deren Unterstützung in Thessaloniki. Die Venetokratie auf Kreta beginnt jedoch erst Jahre später. Zunächst fällt die Insel zur Gänze an genuesische Piraten.
11. November: Balduins Bruder Heinrich setzt mit einhundertzwanzig Rittern über den Hellespont und nimmt Abydos ein, womit die Lateiner nun auch in Kleinasien Fuß fassen.
Als klar ist, dass der Vierte Kreuzzug Palästina nicht erreichen wird, verlängert König Amalrich II. von Jerusalem seinen 1204 ablaufenden Waffenstillstandsvertrag von 1198 mit dem Ayyubiden-Sultan Al-Adil I. um weitere sechs Jahre.
Der ehemalige byzantinische Gegenkaiser Theodoros Mankaphas kehrt nach dem Fall von Konstantinopel in seine Heimatstadt Philadelphia zurück und erklärt sich neuerlich zum Kaiser.
1. April: Nach dem Tod der Eleonore von Aquitanien huldigen zahlreiche aquitanische Adelige nicht ihrem Sohn Johann Ohneland, sondern dem französischen König.
Philipp II. erobert ohne große Gegenwehr Argentan, während das von dem Söldnerführer Lupescar verteidigte Falaise bereits nach einer Woche kapituliert. Lupescar wechselt nun die Seiten und schließt sich Philipp II. an. Anschließend besetzt Philipp kampflos Caen, die alte Hauptstadt der Normandie, und als Folge davon huldigen zahlreiche Barone der Umgebung dem französischen König als ihren neuen Lehensherrn.
Anfang Mai stößt ein bretonisches Heer in den Westen der Normandie vor, erobert den Mont-Saint-Michel und Avranches und vereinigt sich mit dem französischen Heer bei Caen. Während eine Abteilung des Heeres die Halbinsel Cherbourg besetzt, stößt das französische Hauptheer nun über Liseux nach Rouen vor. Um eine sinnlose Zerstörung von Rouen zu verhindern, vereinbart Pierre de Préaux, der englische Kommandant der Stadt, mit den Franzosen am 1. Juni einen dreissigtägigen Waffenstillstand. Als sich endgültig abzeichnet, dass von England kein Entsatzheer kommen wird, kapituliert er noch vor Ablauf der Waffenruhe am 24. Juni, womit die Normandie für Johann Ohneland verloren ist.
August: Philipp zieht im Triumph in Poitiers ein. Nur Teile des Poitou mit La Rochelle sowie die Gascogne bleiben nun in Johanns Hand.
Skandinavien
1. Januar: Håkon III., Birkebeinerkönig von Norwegen stirbt, vermutlich vergiftet. Der vierjährige Guttorm Sigurdsson wird am folgenden Tag zu seinem Nachfolger gewählt. Håkon Galen wird für die Zeit der Minderjährigkeit zu seinem Regenten bestimmt. Allerdings stirbt Guttorm bereits im August.
Die Bagler sammeln sich daraufhin in Dänemark um den Thronprätendenten Erling Steinvegg. Sie erhalten sofort Unterstützung vom dänischen König Waldemar II., der sich die Wiederherstellung der alten Oberhoheit über den Oslofjord erhofft.
26. August: König Emmerich von Ungarn und Kroatien lässt seinen minderjährigen Sohn Ladislaus III. zu seinem Nachfolger krönen und bestimmt dessen Onkel Andreas zu seinem Vormund und Regenten. Als Emmerich am 30. November stirbt, nutzt Andreas seine Machtstellung aus und macht das Leben für Ladislaus und seine Mutter Konstanze von Aragón unerträglich, die daraufhin gemeinsam nach Wien fliehen.
Der mongolische Khan Temüdschin besiegt die Naimanen und mit ihnen seinen Blutsbruder und langjährigen Gegenkhan Jamukha. Damit sind die letzten Hürden für die unumschränkte Macht in einem vereinten Mongolenreich überwunden.
Die Universität Vicenza entsteht nach dem Auszug einer Gruppe von zwei Professoren und ihrer Studenten aus der Universität Bologna, die nicht akzeptiert, dass Papst Innozenz III. das Unterrichten einiger juristischer Lehrsätze, die das Papsttum betrafen, verboten hat.
um 1204: Der englische Mönch Roger von Wendover beginnt mit dem Verfassen seiner Weltchronik Flores Historiarum.