Die Stadt liegt in der historischen Landschaft Krajna am westlichen Ufer des Flüsschens Łobżonka (Lobsonka), etwa 30 Kilometer nordöstlich der Stadt Piła(Schneidemühl) und 50 Kilometer nordwestlich der Stadt Bydgoszcz(Bromberg).
Geschichte
Im Mittelalter befand sich hier eine von der Lobsonka umflossene Burg, Der Sage nach wurde die Ortschaft von den Pommern gegründet. Auf dem nahegelegenen Lobower Berg gibt es eine Schwedenschanze; hier soll vor 1141 eine Kirche errichtet worden sein. Mönche des Benediktinerordens errichteten im nahen Wald ein Kloster, das später zu einem Wallfahrtsort wurde. Über das Städtchen führten Verkehrswege nach Danzig und nach Posen. Es war von evangelischen Deutschen bewohnt und verhältnismäßig groß: 1693 wurden hier 500 Haushaltungen (Feuerstellen) gezählt.[1] Die Stadt wurde jedoch 1712 gänzlich und 1764 größtenteils eingeäschert.[1]
Die Stadt gehörte zu einer Grundherrschaft, deren Besitzer-Familien wiederholt wechselten.[2] Im Jahr 1655 überzogen die Schweden die Stadt, nach ihnen kamen die Polen, plünderten sie und misshandelten die Evangelischen und die Juden.[2] Unter der polnischen Oberhoheit wurden die Evangelischen in Lobsens wiederholt verfolgt,[2] erneut um 1740–1741, als die evangelische Kirche zerstört und der evangelische Prediger Franz Christian Hollaz von der (katholischen) Herrschaftsfamilie von der Golzen, die für Religionsfreiheit eintrat, unter Personenschutz gestellt werden musste.[3]
Um 1792 befand sich Graf Rydzinski im Besitz der Grundherrschaft; als Lobsens 1773 preußisch wurde, verlegte er seinen herrschaftlichen Wohnsitz in das Vorwerk vor der Stadt.[4]
Lobsens gehörte um 1800 zum Kreis Kamin.[4] Zum damaligen Zeitpunkt gab es in der Stadt eine katholische Pfarrkirche, eine evangelisch-lutherische Kirche, die König Friedrich II. auf Staatskosten hatte bauen lassen,[2] eine weitere katholische Kirche, die Präsidentur genannt wurde und die mit drei Benediktiner-Ordensgeistlichen besetzt war und außerdem die katholische St.-Anna-Kirche.[4] Auch gab es in der Stadt eine Synagoge.[5] In der Stadt wohnten ethnische Deutsche und ethnische Polen, die ab 1871 der Staatsangehörigkeit nach alle Deutsche waren. Die deutschsprachige Bevölkerung war überwiegend evangelisch. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Lobsens eine evangelische Kirche, eine evangelisch-lutherische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge, eine Präparandenanstalt und ein Amtsgericht.[6] Die Stadt war Sitz der evangelischen Diözese Lobsens, einer Gliederung (Amtsbereich eines Superintendenten) der altpreußischenKirchenprovinz Posen (1817–1920) und dann der Unierten Evangelischen Kirche in Polen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lobsens im Frühjahr 1945 von der Roten Armee befreit und wieder Teil Polens. Die deutsche Minderheit wurde in der Folgezeit von der örtlichen Behörde aus Łobżenica vertrieben.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
Anmerkungen
1783
1.319
(einschließlich 179 zur Garnison gehöriger Personen) größtenteils evangelische Deutsche, außerdem 264 Juden[1]
Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 361–364.
W. Hanow: Geschichte des evangelischen Kirchen in Lobsens. Fischer, Bromberg 1853 (Rezension: Wilhelm Böhmer, in: Allgemeinde Kirchenzeitung, Band 33, Darmstadt 1854, Spalte 383–384.)
↑ abcdefgHeinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 361–364.
↑ abActa historica ecclesiastica, Band 49, Weimar 1745, S. 865 ff.
↑ abcdÖkonomisch-technologische Encyklopädie. Band 80, Berlin 1801, S. 34.
↑Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Zur Kassuben-Frage. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Andere Folge. Band 8, Königsberg 1855, S. 337–338. (Dieser Beitrag betrifft den Aufsatz von W. Hanow: Die Kassubiten. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Andere Folge, Band 8, Königsberg 1855, S. 161–165.)