Wunsch, Indianer zu werdenWunsch, Indianer zu werden ist eine aus nur wenigen Zeilen bestehende Prosaskizze von Franz Kafka, die 1913 im Sammelband Betrachtung erschien. InhaltDer Wunsch, Indianer zu werden wird beschworen für die Vorstellung, sich auf einem rennenden Pferd erst der Sporen, dann der Zügel zu entledigen. Und schon sieht sich der Reiter sogar ohne Pferdehals und Pferdekopf. SprachstilDie kleine Skizze besteht aus einem einzigen Satz in der Möglichkeitsform. Er wird vielfach verlängert durch Nebensätze und wirkt wie atemlos. Sprachlich wird Dynamik ohne Bodenhaftung dargestellt. Die Formulierungen wie „schief in der Luft“ und „kurz erzitterte über dem zitternden Boden“ erwecken fast mehr den Eindruck eines Fluges als eines Ritts. Textanalyse und DeutungsansatzDas Wegwerfen der Sporen und der Zügel scheint noch schlüssig. Reitende Indianer benutzen weder Sporen noch Zügel. Dass sich aber angesichts des weiten Landes auch Pferdehals und Pferdekopf verflüchtigt, tut eine irreale Sicht auf. Es verschwinden die Teile, an denen sich der Reiter festhalten könnte, also seine Fixpunkte. Der Eingangssatz lässt an die Wunschvorstellung von Kindern denken. Die weitere Ausführung erscheint wie eine Loslösung von der Materie, wie eine manische Freiheits- und Abenteuersuche, die zugleich Verunsicherung ohne Bezugspunkt ausdrückt. Ausgaben
Sekundärliteratur
Inspiriert durch Kafkas Geschichte:
WeblinksWikisource: Wunsch, Indianer zu werden – Quellen und Volltexte
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