Wolfgang Gruner

Wolfgang Gruner (links) und Achim Strietzel in Düsseldorf 1956
Berliner Gedenktafel am Haus Westendallee 57, in Berlin-Westend

Wolfgang Gruner (* 20. September 1926 in Rathenow; † 16. März 2002 in Berlin) war ein deutscher Kabarettist, Synchronsprecher, Schauspieler und Regisseur.

Leben

Gruner beantragte am 22. Januar 1944 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 10.167.462).[1][2] Bevor er nach seiner Zeit bei der Hitlerjugend zur Wehrmacht eingezogen wurde, wollte er eigentlich eine Ausbildung zum Steuerberater beginnen, kam aber während der sowjetischen Kriegsgefangenschaft in Kontakt mit dem Theater. Als er 1950 nach Berlin kam, nahm er Schauspielunterricht in der Schule von Marlise Ludwig. Noch während der Ausbildung wurde er für zwei Stücke an die Tribüne am Knie engagiert. Im Frühjahr 1951 trat er zum ersten Mal als Kabarettist bei dem neu gegründeten Kabarett Die Fliegenpilze im Restaurant Burgkeller am Kurfürstendamm auf. Danach wurde er vom Kabarett Die Stachelschweine übernommen, das zu dieser Zeit ebenfalls dort auftrat.

Als Schauspieler sammelte er weitere Erfahrungen am deutsch-englischen Theaterclub British Centre, wo er den Schufterle in Die Räuber in der Inszenierung von Kurt Meisel spielte. Im Berliner Schloßparktheater spielte er in der Dreigroschenoper die Rolle des Moritatensängers in der Inszenierung von Boleslaw Barlog. Den Stachelschweinen blieb er als Kabarettist und Regisseur bis zu seinem Tode treu. Das Kabarett, das sich heute im Europacenter am Breitscheidplatz befindet, galt mit Gruner als große Touristenattraktion. Bekannt war er für seine selbst geschriebenen Soloauftritte in den Stachelschwein-Programmen, für die oft auch Michael Alex Textbeiträge lieferte. Nebenbei führte er in der nahe gelegenen Rankestraße das Berliner Restaurant „Die Kneipe“, ein Treffpunkt für viele Berliner Künstler.

Im Fernsehen trat er in der Rolle des „Telekehrers Otto Schruppke“ der Regionalsendung Berliner Abendschau beim SFB auf, in der er in den 1950er und 1960er Jahren regelmäßig Tagesereignisse kommentierte. Im SFB-Hörfunk kommentierte er das aktuelle Geschehen alle vierzehn Tage am Schluss der Sendereihe Rund um die Berolina in 41 Folgen als Taxifahrer Kalle Bräsicke (Autor: Michael Alex). Sein Bekanntheitsgrad wurde durch seine Auftritte in der ZDF-Fernsehshow Der große Preis mit Wim Thoelke enorm gesteigert. Dort trat er in über hundert Folgen regelmäßig als Berliner Taxifahrer Fritze Flink mit einer Kabarett-Nummer auf, welche für die Kandidaten eine Rätselfrage enthielt. Darüber hinaus war er in vielen Berliner Fernseh- und Kinofilmen zu sehen. Außerdem arbeitete Gruner umfangreich als Synchronsprecher und lieh seine markante Stimme beispielsweise Bud Abbott (Abbott & Costello in Hollywood), Lee van Cleef (Die Ratten von Chicago), Buddy Hackett (Eine total, total verrückte Welt), Paul McCartney (Yeah Yeah Yeah, Hi-Hi-Hilfe!), Peter Sellers (Der Partyschreck) und Ugo Tognazzi (Luxusweibchen). Gruner ist ein Stern im Walk of Fame des Kabaretts gewidmet.

Ehrengrab von Wolfgang Gruner auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

Wolfgang Gruner erlag am 16. März 2002 im Alter von 75 Jahren in einem Berliner Krankenhaus einem Krebsleiden.[3] An der Trauerfeier in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche nahmen am 25. März 2002 rund 800 Personen teil, darunter Bundespräsident Johannes Rau und der Regierende Bürgermeister Berlins Klaus Wowereit. Die Beisetzung fand anschließend im engsten Familienkreis auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend statt.[4] Die Witwe Eva Marie geb. Maeske wurde im April 2013 an seiner Seite bestattet.[5]

Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Wolfgang Gruner (Grablage: II-W10-88/89) seit 2010 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung gilt für die übliche Frist von zwanzig Jahren, kann anschließend aber verlängert werden.[6]

Ihm zu Ehren wurde am 10. November 2011 eine Berliner Gedenktafel enthüllt an seinem Wohnhaus, Westendallee 57 in Berlin-Westend. Eine nach seinem Abbild geschaffene Wachsfigur war von 2013 bis 2014 im Panoptikum Mannheim zu sehen.

Filmografie (Auswahl)

Hörspiele

Tonträger (Auswahl)

  • 1961: Moritaten!!! – Allseits bekannte und trotzdem unglaubwürdige Begebenheiten musikalisch vorgetragen von Wolfgang Gruner mit Leierkasten – EP (Telefunken)
  • 1968: Humor der Landschaften: Berlin, (mit Rolf Ulrich, Regie Kurt Vethake) – EP (Marcato)[7]
  • 1970: Die 10.001. Nacht (dt. Parodie auf Je t’aime … moi non plus) / Der Nee-Walzer (mit Edeltraut Elsner) – Single (Trans-World-Records)
  • 1971: In the Wintertime (dt. Parodie auf In the Summertime) / Haben Sie schon mal im Dunkeln gegeigt (mit Edeltraut Elsner) – Single (Trans-World-Records)
  • 1971: Hier ist ein Mensch (Parodie auf Peter Alexander) / Zieh die Badehose aus (Parodie auf Cornelia Froboess) – Single (Trans-World-Records)
  • 1971: Hurra, wir sind mal wieder Junggesellen! (mit Georg Thomalla) – Single (Cornet)
  • 1973: Komm, wir machen heute eine Sause (mit Jo Herbst) / Am Bierhahn sitzt kein Scheich (mit Klaus Günter Neumann) – Single (Columbia)
  • 1985: Also wissen Se, nee … Wolfgang Gruner alias Fritze Flink – MC (Kontra)
  • 1987: Berlin, ick lieb dir janz / Der Filz is rund – Single (Studio 88)
  • 1994: Durch die Blume gesungen – CD (Monopol Records)
  • 2003: 2 x Neuss von gestern (mit Wolfgang Neuss) – 2 CDs (Bear Family Records)

Auszeichnungen

Literatur

Commons: Wolfgang Gruner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/12360499
  2. Armin Jäger: Tagesspiegel Plus Biografien mit braunen Flecken: Berliner Ehrengräber gehören ehemaligen NSDAP-Mitgliedern. In: tagesspiegel.de. 13. November 2022, abgerufen am 17. Dezember 2023.
  3. Kabarett-Legende Wolfgang Gruner erlag Krebsleiden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. März 2002. Abgerufen am 10. November 2019. Trauer um Wolfgang Gruner. (PDF; 342 kB) In: Hamburger Abendblatt. 18. März 2002, S. 32. Abgerufen am 10. November 2002.
  4. 800 Trauergäste nahmen Abschied von der Berliner Schnauze. In: B.Z. 26. März 2002. Abgerufen am 11. November 2019. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 487.
  5. Traueranzeige für Eva Marie Gruner geb. Maeske im Berliner Tagesspiegel, 28. April 2013; abgerufen am 11. November 2019.
  6. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018). (PDF, 413 kB) Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, S. 29; abgerufen am 11. November 2019. Anerkennung und weitere Erhaltung von Grabstätten als Ehrengrabstätten des Landes Berlin. (PDF, 73 kB). Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 16/3696 vom 30. November 2010, S. 1 und 3–4. Abgerufen am 11. November 2019.
  7. Humor der Landschaften. Berlin. Abgerufen am 18. April 2021 (englisch).