Wolfgang Bortlik kam in München auf die Welt, 1965 zog die Familie in die Schweiz. Von 1972 bis 1980 studierte er Geschichte, Soziologie und Publizistik an den Universitäten München und Zürich. In den 1980er Jahren war Bortlik eine der Figuren der Aargauer Untergrundszene: Er trommelte und sang von 1980 bis 1990 in der Punk-Ska Band Bermuda Idiots, betrieb die Buchhandlung/Galerie «zum Goldenen Kalb» in Aarau und war einer der Köpfe des Aargauer UntergrundblattsAlpenzeiger (1975–1995).[1][2]
1993 zog Bortlik nach Basel, heute lebt er in der Basler Nachbarkleinstadt Riehen.[4]
Literarische Tätigkeit
1998 erschien Bortliks erster Roman Wurst & Spiele, der voller Anspielungen auf Populärkultur und Musik ist, weshalb ihn das Nachrichtenmagazin Facts den Schweizer Hornby nannte. Der Roman kreist um die rebellische Jugend der 1980er, deren Leben Bortlik so zusammenfasst: «gute Konzerte, wilde Kunst, seltsame Filme, zusammen Herumsitzen ohne Konsumzwang.»[1]
2000 erschien Halbe Hosen, eine Satire mit dem Personal, das einen Großteil von Bortliks Romanen bevölkern wird. Politische und kulturelle Rebellen von gestern, die sich in ihrem Scheitern einrichten.[5]Hektische Helden von 2002 konfrontiert einen von Bortliks Anti-Helden mit der reaktionären und extremen Rechten der Schweiz, über die Bortlik viel recherchiert hat. Mittelpunkt dieses patriotischen Pandämoniums ist ein Poltergreis namens Hallauer, der eine Zeitschrift für abendländische Werte mit dem Namen „Okzident“ herausgibt[...]. Selbstverständlich sind alle Personen im Roman eher fiktiv, alle Inhalte, Zitate und Ideologien aber authentisch.[4]
2009 begann mit Fischer hat Durst Bortliks Krimiserie mit Amateurdetektiv Melchior Fischer, der zehn Jahre später in Uferschnee seinen vierten Fall lösen muss. Wobei Fischer Bortliks Alter Ego sein könnte. Mit Punk- und Rock’n’ Roll- Zitaten verortet Bortlik das Gemüt seiner Ermittler in den wilden 1970ern, gespickt mit Kulturbetriebskritik.[6] So kreist Spätfolgen, der zweite Fall von Melchior Fischer, um die 1970er Jahre und thematisiert die Anti-AKW-Bewegung und ihre Folgen.
Arme Ritter von 2014 spielt streckenweise in den Siebzigerjahren, die Wolfgang Bortlik politisch geprägt haben und beginnt mit einem politisch motivierten Bankraub. Bortlik sagt: Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, selbst eine Bank zu überfallen. Das war ganz einfach in den 70er-Jahren; ich hatte Bekannte, die das getan haben.[7]
Neben seinen Romanen schreibt Bortlik über seine Leidenschaft Fußball und hat mit dem Mundartdichter Pedro Lenz einige Hörbücher zum Thema aufgenommen. Als Kolumnist der NZZ am Sonntag verfasst er wöchentlich Sportgedichte, er rezensiert regelmäßig für 20minuten und für die Comic-ZeitschriftStrapazin.
Wolfgang Bortlik wurde vom Literaturkredit Basel 2000, 2002, 2009 und 2013 mit Autorenstipendien gefördert.
Drahtlose Phantasie. Auf- und Ausrufe des Futurismus. Herausgeber mit Hanna Mittelstädt und Lutz Schulenburg. Nautilus, Hamburg und Edition Moderne, Zürich 1985, ISBN 3-89401-121-1.
Dinner for One auf schwyzerdütsch. Ins Berndeutsche übertragen von Pedro Lenz mit einer Rahmenhandlung von Wolfgang Bortlik. Nautilus, Hamburg 2005, ISBN 978-3-89401-465-0.
Allerseelenwalzer: neue Totentänze. Gedichte. Herausgegeben von Margrit Manz. Waldgut Verlag, Frauenfeld 2007, ISBN 978-3-03740-382-2.
Chez Heico. Spoken Word-CD. MusicMail, Kölliken 2001.
Blutgrätsche. Spoken Word-CD mit Pedro Lenz, MusicMail, Kölliken 2004.
Blind & Blau. Lieder und Gedichte. CD, MusicMail, Kölliken 2004.
Die Schwalbenkönige. Spoken-Word-CD mit Pedro Lenz. MusicMail, Kölliken 2006
Heimvorteil. Spoken Word-CD zusammen mit Pedro Lenz und Tim & Struppi. MusicMail, Kölliken 2008.
Kick off. Spoken Word-CD zusammen mit Pedro Lenz und Tim & Struppi. MusicMail, Kölliken 2010.
Die Schwalbenkönige. Ersatzbank. Spoken Word-CD zusammen mit Pedro Lenz und Tim & Struppi. Verlag der gesunde Menschenversand, Luzern 2014, ISBN 978-3-905825-79-4.[9]
↑ abThomas Haemmerli: Ruth Metzlers verpasste Jugend. in der SonntagsZeitung vom 28. März 1999, zitiert nach www.haem.ch, abgerufen am 15. Februar 2015.
↑ abEin Pandämonium patriotischer Poltergeister. Wolfgang Bortlik.Thomas Haemmerli (Hrsg.): Der Zug ist voll. Die Schweiz im Dichtestress. Kein & Aber, Zürich 2014, S. 65 f.