Eine erste Spur der Familie befindet sich auf der Stammburg der Elgersburger Linie in Form eines in Stein gehauenen Wappens mit der Jahreszahl 1088, das jedoch in späterer Zeit entstanden ist.
Der Legende nach und nicht zu belegen ist der in der älteren Literatur genannte erste Namensträger Erich von Witzleben, der von 933 bis 980 gelebt haben und im Jahr 964 von Kaiser Otto zum Ritter geschlagen worden sein soll. Ferner wird ein Fritz von Witzleben genannt, der im Jahre 1115 als Ritter in der Schlacht am Welfesholz gefallen sein soll.
Urkundlich erschienen zuerst 1133 mit „Adalherus et Gerboto de Wiceleibe“[1] im Gefolge des Landgrafen Ludwig von Thüringen zwei Vertreter der Familie. Die Stammreihe nahm ihren Anfang mit Hermann von Witzleben ab 1251. Schon im 13. Jahrhundert bildeten sich mehrere Linien heraus. Eine begann mit Christian von Witzleben, Herr auf Barchfeld 1290/91, eine mit Ritter Friedrich von Witzleben, Herr auf der Elgersburg, 1288 und eine weitere ebenfalls 1288 mit dem Ritter Herbord (Herborto) von Witzleben als Stammherren. Mehrere Äste und Zweige der Familie erloschen im Laufe der Zeit wieder. Bis heute haben sich die drei Linien Elgersburg, Liebenstein und Wendelstein erhalten.
Heinrich von Witzleben zum Wendelstein stiftete 1554[2] die noch heute bestehende Klosterschule Roßleben, an deren Spitze seitdem immer ein Wendelsteiner Witzleben als Erbadministrator steht. Dieses Wendelsteiner Vorrecht wurde 2001 durch die Stiftung geändert und auf alle volljährigen männlichen Nachkommen erweitert.
Bedeutend war der Besitz der Witzlebens als Vicomte d’Ipigny in Belgien, der von 1546 bis 1645 in Familienbesitz blieb: Ipigny (Uppein), Charmoy, Gilet, Neuville und Franchoy-Bergaingne (Beauraing).
Die Vertreibung aus Polen und die Enteignung durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone führten 1945/46 zum Verlust der beiden Güter Witzleben und Angelroda. Heute befindet sich nur noch das Herrenhaus Hude (Oldenburg) (seit 1678) der Liebensteiner Linie im Eigentum von Familienmitgliedern. Die Klosterschule Roßleben (seit 1554) gehört einer Stiftung, an der die Familie beteiligt ist. Das Schloss Weingartsgreuth ist als ehemaliger Besitz des Reichsfreiherrn von Seckendorff seit 1962 im Eigentum des Erben, des Freiherrn von Seckendorff-von Witzleben.
Namen und Titel
Ritter
Im Mittelalter war die Großzahl der Familienangehörigen Ritter im wirklichen Sinne des Titels, also Träger der Ritterwürde. Dazu zählte:
Einige Vertreter des uradeligen Geschlechts wurden als Freiherren oder Barone angesprochen, eine offizielle Verleihung des Freiherrentitels ist jedoch nicht dokumentiert. Siebmachers Wappenbuch beschreibt diese Situation wohl am besten, wenn es die Familie Witzleben öfter in der Abteilung Freiherrn unter dem Zusatz „Alias-Freiherrn“ führt. Dazu heißt es, dass die Familie in einigen Linien in Preußen im Freiherrn-Stand sei, aber kein Familienmitglied bekannt sei, das sich des Titels bedienen würde.
Jobst Heinrich Graf von Witzleben, Vicomte d’Ipigny (Burggraf von Uppein (Belgien)), Herr zu Charmoy, Gilet, Neuville und Franchoy-Bergaingne (Beauraing), Sächsischer Oberkriegsrat, heiratete 1594 Margarethe von Tilly, die Schwester des Generalissimus Graf von Tilly, starb 1605.
Julius Graf von Witzleben, Vicomte d’Ipigny (Burggraf von Uppein (Belgien)), Herr zu Charmoy, Gilet, Neuville und Franchoy-Bergaingne (Beauraing), Kurkölnischer Kämmerer und Kaiserlicher Oberst, 1613 auf Empfehlung Tillys Truchsess des Maximilian I. von Bayern; Sohn des Vorgenannten. Er war an der Schlacht am Weißen Berg beteiligt (laut Bericht vom 12. November 1620) und soll in der Schlacht bei Wiesloch (29. April 1622) den Leib Tillys gedeckt haben; er selbst starb 1632 in der Schlacht von Lützen.
Ernestine Derne de Loyers, geb. von Witzleben, Vicomtesse d’Ipigny (Burggräfin von Uppein (Belgien)), Herrin zu Charmoy, Gilet, Neuville und Franchoy-Bergaingne (Beauraing); Schwester des Vorgenannten, hielt zusammen mit ihrer Schwester (unten) nach dem Tod des Bruders Titel und Besitz.
Anna Baronin von Groesbeeck, geb. von Witzleben, Vicomtesse d’Ipigny (Burggräfin von Uppein (Belgien)), Herrin zu Charmoy, Gilet, Neuville und Franchoy-Bergaingne (Beauraing); Schwester der Vorgenannten, hielt zusammen mit ihrer Schwester (oben) nach dem Tod des Bruders Titel und Besitz.
Familienzusammenschlüsse
Verwandtschaftliche – und adelsrechtlich legitimierte – Zusammenschlüsse mit Linien anderer adeliger Familien haben überdies zu den Namensvereinigungen von Witzleben-Normann (seit 1876), von Wurmb-Witzleben (seit 1898),[4]von Ziegler-Witzleben (seit 1919), und die Freiherren von Seckendorff-von Witzleben (seit 1962) geführt, die teilweise bis heute existieren und dabei sowohl eigenständige Familien als auch Teile der beiden jeweils betroffenen – soweit noch existenten – Familien sind. Es entstanden in diesem Zusammenhang auch Wappenvereinigungen bzw. -teilungen.
Wappen
Das Stammwappen ist dreimal von Silber und Rot in gestürztem Sparrenschnitt geteilt. Auf dem Helm ist ein runder roter Hut mit aufgeschlagener Hermelinkrempe. Der Hut ist besteckt mit zwei schwarzen Schäften, die beiderseits mit roten Blättern besteckt sind und oben fünf abwechselnd rot und silberne Straußenfedern tragen. Die Helmdecke ist ebenfalls rot-silber.
Die Liebensteiner Linie führt darüber hinaus einen zweiten Helm, aus dem in natürlicher Farbe Hals samt Kopf eines goldbewehrten Geiers mit goldenem Halsband zwischen rechts zwei und links drei silbern- und rotgespaltenen Fähnlein mit roten Stangen hervorwächst.
Ausgewählte Vertreter
I. oder Elgersburger Linie
Job Wilhelm von Witzleben (1635–1688), Herr auf Elgersburg und Angelroda
Johann Georg (1677–1743), Kammerjunker und Reisestallmeister
Albrecht Ernst Heinrich von Witzleben (1717–1761), preußischer Kapitän
Job Wilhelm von Witzleben (1753–1824), preußischer Oberstleutnant
Heinrich von Witzleben (1803–1862), preußischer Oberst
Georg von Witzleben (1838–1898), preußischer Hauptmann
Ahnenprobe des Herrn Alexander von Witzleben... In: Wochenschrift für die Noblesse und die Freunde der Wappen und adeligen Geschlechtskunde. 7. Januar 1786. Verlag Wittekind, Eisenach, S. 129 ff.; Textarchiv – Internet Archive.
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1856. Jahrgang 6. Justus Perthes, 1855, S. 770 ff.; Digitalisat Wartenburg und Werben
Historie Générale, ecclésiastique et civile de la ville et province de Namur, Band 4, 1789, S. 123.
Gerhard August von Witzleben, Karl Hartmann August von Witzleben: Geschichte des Geschlechts von Witzleben. Band 1. A. Bath, Berlin 1880 Digitalisat
Gerhard August von Witzleben, Karl Hartmann August von Witzleben: Geschichte des Geschlechts von Witzleben. Band 2. A. Bath, Berlin 1880 Digitalisat
Hermann Job Wilhelm v. Witzleben: Die Geschichte der Familie v. Witzleben, III. Band, 1869–1963, Hrsg. vom v. Witzleben’schen Familienverband e. V., Selbstverlag, München, 1972, 480 Seiten, mit Tafeln, im Schuba; keine direkte Erfassung in KIT u. DNB
Otto Hupp: Münchener Kalender 1929. Buch und Kunstdruckerei, München, Regensburg 1929.
↑CdSr, I, A, 2, Nr. 94. vgl. Otto Posse, Hubert Ermisch: Adalherus et Gerboto de Wiceleibe. In: Urkunden der Markgrafen von Meissen und Landgrafen von Thüringen. Hrsg.: Königlich Sächsische Staatsregierung. Giesecke & Devrient, Leipzig 1889, S. 72 f.; google.de/books
↑Klosterschule Rossleben (Hrsg.): Album der Schüler zu Kloster Rossleben von 1742-1854. 1. Auflage. Waisenhaus=Buchdruckeirei, Halle an der Saale 1854, DNB579079252, S.1f.
↑Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Preußen 1913. In: Gesamtreihe, erschienen in mehreren Bänden. Band1, Nachtrag, Berlin, Provinz Brandenburg, Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen. Verlag Rudolf Martin, Berlin 1913, DNB1074129423, S.1–54.
↑Familienchronik des von Wurmbschen Familienverbandes, Stammtafel der Wurmbschen Linien und Zweige vonwurmb.de abgerufen am 24. Januar 2024.
↑Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Alumnatsverzeichnis. BandI, 1041. von Witzleben, Friedrich Wilhelm Job Eric. Selbstverlag. Druck P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, S.215 (staatsbibliothek-berlin.de).