Nach Besuch der Bezirksschule in Dresden absolvierte Kriegel von 1915 bis 1919 eine Lehre als Musterzeichner im kunstgewerblichen Atelier Reinhold Lorenz in Plauen. Von 1919 bis 1921 studierte er an der Staatlichen Akademie für Kunstgewerbe bei den Professoren Karl Groß und Alexander Baranowsky. 1920 erhielt er von dieser Akademie die bronzene Preismünze. Ab 1921 war er Student an der Dresdner Akademie, zunächst bei den Professoren Ferdinand Dorsch, Otto Gussmann und Otto Hettner, schließlich als Meisterschüler mit eigenem Atelier bei Oskar Kokoschka. Die Jahre nach seinem Studium waren künstlerisch zunächst sehr beeinflusst von Kokoschka. Aber auch in jener Zeit beschäftigte er sich mit Stillleben und Landschaften. Geprägt waren seine Bilder jener Zeit auch von der gegenseitigen Beeinflussung durch Otto Dix. Bereits 1928 wurden 50 Werke Kriegels in der Galerie Neue Kunst Fides in Dresden ausgestellt. Der Galerist Rudolf Probst stellte damit Kriegel in eine Reihe mit Paul Klee, Emil Nolde, Otto Dix, Wassily Kandinsky und August Macke, welche hier zur gleichen Zeit der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Durch die Bekanntschaft mit Gerhard Madaus wendete Kriegel sich außerdem botanisch korrekten Darstellungen von Pflanzen zu; diese ca. 450 Gouachen befinden sich im Besitz der Firma Madaus.
Während Kokoschka 1934 emigrieren musste, hatte Kriegel in der Zeit des Nationalsozialismus Erfolge zu verbuchen, obwohl 1937 in der Aktion „Entartete Kunst“ sein Ölgemälde Stillleben mit Menschen aus der Städtischen Galerie Nürnberg beschlagnahmt und vernichtet wurde[1] und er in dem 1937 erschienenen Buch Säuberung des Kunsttempels – Eine kunstpolitische Kampfschrift des Autors Wolfgang Willrich als entartet aufgeführt wurde. Gezeigt wird hier auf S. 88 Kriegels Bild „Instrumente“ von 1928, beispielhaft für die Werke einer Reihe von Künstlern, für welche „alles angebracht“ ist, „wenn es nur stinkt“. Am 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.963.560).[2][3] Er nahm 1937 an der Weltausstellung (Exposition Internationale des Arts et Techniques dans la Vie Moderne) in Paris teil und erhielt eine Goldmedaille. Kriegel war außer 1939 von 1937 bis 1944 auf den jährlichen Großen Deutschen Kunstausstellungen in München mit zwanzig Bildern vertreten. Ein Großteil dieser Bilder befindet sich heute im Deutschen Historischen Museum in Berlin.[4] Am 30. März 1941 notierte Joseph Goebbels nach einem Treffen mit Kriegel: „Kleine Besuchsstunde mit dem Dresdner Maler Kriegel, dem Dürer unserer Zeit in der Blumen- und Kleintiermalerei.“[5]
Der bedeutende Kunstkritiker Will Grohmann sah in Kriegel einen „umgekehrten C.D.Friedrich“ Das Gefühl der Unendlichkeit „manifestiert sich bei ihm nicht in der Weite des Himmels…, sondern in der Andacht vor der Unerschöpflichkeit der Natur in ihren bescheidensten Erscheinungsformen, des vergessenen, aber nie verlorenen Paradieses…“
Am 1. Juli 1943 wurde Kriegel zum Professor ernannt, da er eine einmalige Begabung für „Kleinmalerei“ habe.[3] Da er von Geburt an eine Atrophie im linken Bein hatte und daher schwer gehbehindert war, wurde er vom Kriegsdienst befreit. 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurde er in die Gottbegnadetenliste aufgenommen, in der 1041 Künstler aufgeführt waren, die dem NS-Regime wichtig erschienen.[3] Es existiert jedoch kein einziges Bild von Kriegel, welches als Nazikunst bezeichnet werden könnte. Hans Grundig berichtete 1957, dass Kriegel mit seinen Beziehungen Otto Dix vor dem KZ bewahrt habe.
Nach dem Krieg lebte er am Starnberger See, ab 1964 war er Professor an der Otto-Klein-Schule in Köln.[4]
Bis an sein Lebensende konnte er noch Ölbilder, Gouachen und Collagen schaffen. Seine Bilder hängen in vielen Museen, unter anderem in Dresden, Leipzig, Freital. Der Galerist Johannes Kühl schätzte 1949 die Gemälde von Willy Kriegel als wesentlich teurer ein, als die Gemälde von Otto Dix.[6]
Ehrungen
1920 Bronzene Preismünze der Staatlichen Kunstakademie Dresden
1923 Anerkennungsurkunde der Kunstakademie Dresden
↑ abcErnst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 339 f.
↑ abWilly Kriegel. Haus der Deutschen Kunst, abgerufen am 24. Januar 2016 (Kurzbiografie).
↑Goebbels-Tagebücher, zitiert bei Klee, Kulturlexikon, S. 339.
↑Spurensuche in Freital, Episode 3 aus der Filmreihe „Die Neue Sachlichkeit in Dresden“ zur gleichnamigen Ausstellung von 2011/12, abgerufen am 25. November 2015
Birgit Dalbajewa: Willy Kriegel – von den expressiv-magischen Porträts der Weimarer Republik zu den Naturstücken und ihrem Erfolg bei den Eliten des Dritten Reichs. In: Wolfgang Brassat (Hrsg.): Fritz Bayerlein, die ‚Gottbegnadeten‘ und die NS-Kulturpolitik. Die Stunde der Heimatmaler. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2024, ISBN 978-3-7319-1413-6, S. 141–159.
Willy Kriegel. In: Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Neue Sachlichkeit in Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-57-4, S.255.
Willy Kriegel (1901–1966), mit Texten von Peter Kriegel, Stefan Skowron und Rolf Günther, Städtische Kunstsammlung, Freital 1996
Willy Kriegel. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S.120 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).