Wilhelm Laforet wurde 1877 als Sohn eines Rotgerbers[1] in der Pfalz geboren; sein jüngerer Bruder[2] war politischer Schriftsteller und setzte sich für föderalistische Ideen ein. Laforet wuchs in einer katholischen[3] Umgebung auf und besuchte zunächst die Lateinschule[4] in Edenkoben und von 1892 bis 1896 das Humanistische Gymnasium[1] in Landau. Nachdem er 1896[1] das Abitur abgelegt hatte, studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in München (von 1896 bis 1898[4]) und Berlin (von 1898 bis 1900[4]).[1] 1900[2] legte er die erste juristische Staatsprüfung in Berlin ab. Es schloss sich das Rechtspraktikum an.[4]
Laforet trat im Wintersemester 1900/01[5] in die katholische, nichtschlagende Studentenverbindung KDStV Aenania München[2] im CV ein. Später wurde er Senior der KAV Suevia Berlin.[5] Er war ferner Gründungsmitglied[6] und Senior der 1899 gegründeten KDStV Rheno-Franconia München im CV. Bis heute existiert ein Studentenwohnheim Wilhelm-Laforet-Verein e.V., der sich um die KDStV Rheno-Franconia kümmert.
1922 setzte Laforet seine Karriere im bayerischen Innenministerium als Oberregierungsrat fort.[8] 1923 wurde er zum Ministerialrat[8] befördert. Er leitete fortan das Gemeindereferat und war mit der bayerischen Gemeindeordnung betraut. 1931 verfasste er den Kommentar zur bayerischen Gemeindeordnung.[10] Die Beförderung zum Regierungspräsidenten 1927 schlug er aus.[4]
Seine konservative Grundeinstellung erleichterte ihm die Ausübung seiner Hochschultätigkeit in der Zeit des Nationalsozialismus zwar – in seinen Vorlesungsmanuskripten der 1930er Jahre lassen sich lediglich einzelne völkische[13] Elemente finden – bereits 1933 geriet er aber mit den Nationalsozialisten in einen Konflikt, der nur durch Intervention des damaligen Rektors Georg Wunderle, Theologe, im Ministerium beigelegt werden konnte.[9] In den nächsten Jahren wurde er „überwacht“ und es wurde wiederholt versucht ihn loszuwerden.[9] Sein Ruf als „unersetzbarer Fachmann“[8] ersparte ihm allerdings größere Unannehmlichkeiten. In der Fakultätsgeschichtsschreibung von 2005 hieß es: „Laforet gehörte zu den wenigen Staatsrechtlern, von denen mit Fug und Recht behauptet werden kann, dass sie die Zeit [...] trotz Berufsausübung ohne größere Anbiederung an das politisch System gemeistert haben.“[14]
Von 1918 bis 1922 war Laforet „Bezirksamtmann“ (Landrat) in Ochsenfurt am Main.[8]
1945 war er Mitglied des Ausschusses für Verwaltungsrecht in Heidelberg, der das Verwaltungsgerichtsgesetz für die Amerikanische Besatzungszone ausarbeitete, und Sachverständiger[8] im „vorbereitenden Verfassungsausschuss“ für das danach nur kurzzeitig bestehende Land Württemberg-Baden.[13]
Von 1946 bis 1949 (Mandatsniederlegung) wurde er für die CSU im Wahlkreis Ochsenfurt in den Bayerischen Landtag gewählt.[8] Er war Mitglied des Ausschusses für den Staatshaushalt, des Ausschusses für Fragen des Länderrats und für Fragen bizonaler und mehrzonaler Art, des Ausschusses für kulturpolitische Fragen und des Ausschusses für Rechts- und Verfassungsfragen.
1948/49[20] wurde er für Bayern vom Landtag in den Parlamentarischen Rat gewählt. Sein Hauptanliegen war die Stärkung des Föderalismus, was letztlich auch der Grund war, warum Laforet dem Grundgesetz seine Zustimmung verweigerte. Er erklärte, trotz „Einwendungen gegen das Grundgesetz dem neuen Staat und Gesamtdeutschland aus tiefstem Empfinden verpflichtet“ zu sein.[21]
Christopher Benkert: Die Juristische Fakultät der Universität Würzburg 1914 bis 1960. Ausbildung und Wissenschaft im Zeichen der beiden Weltkriege (= Würzburger rechtswissenschaftliche Schriften. Bd. 62). Ergon Verlag, Würzburg 2005, ISBN 3-89913-481-8, S. 166–170.
Barbara Fait, Alf Mintzel (Hrsg.): Die CSU 1945–1948. Protokolle und Materialien zur Frühgeschichte der Christlich-Sozialen Union (= Texte und Materialien zur Zeitgeschichte. Bd. 4). Band 3: Materialien, Biographien, Register. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte, Oldenbourg, München 1993, ISBN 3-486-55982-6, S. 1895.
Ders.: In memoriam Wilhelm Laforet. In: Die Tagespost, 18./19. September 1959, S. 10.
Alfred Hans Kuby (Hrsg.): 1200 Jahre Edenkoben. Im Auftrag der Stadtverwaltung, mit Zeichnungen von Fritz Lederle, Südwestdeutsche Verlagsanstalt, Mannheim 1969, S. 95.
Eugen Kuri: Biographisches Staatshandbuch. Lexikon der Politik, Presse und Publizistik. Band 2. Begründet durch Wilhelm Kosch, Francke, Bern u. a. 1963, S. 726.
Erhard H. M. Lange: Wegbereiter der Bundesrepublik. Die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. Neunzehn historische Biografien. 50 Jahre Grundgesetz und Bundesrepublik Deutschland . 2. üb. und erw. Auflage, Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, Brühl 1999, ISBN 3-930732-53-X, S. 113–121.
Reiner Pommerin: Die Mitglieder des Parlamentarischen Rates. Porträtskizzen des britischen Verbindungsoffiziers Chaput de Saintonge. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 36 (1988) 3, S. 557–588, hier: S. 573–574 (PDF).
Hans Scharold: Wilhelm Laforet [Nachruf]. In: Korrespondenzblatt des AH-Verbandes und der Aktivitas des KDStV Aenania München, 1960, Nr. 20, S. 27–29.
Adolf Süsterhenn, Friedrich August Freiherr von der Heydte, Willi Geiger (Hrsg.): Verfassung und Verwaltung in Theorie und Wirklichkeit. Festschrift für Wilhelm Laforet anlässlich seines 75. Geburtstages (= Veröffentlichungen des Instituts für Staatslehre und Politik. Bd. 3). Isar-Verlag, München 1952.
Wilhelm Laforet in Internationales Biographisches Archiv 45/1959 vom 26. Oktober 1959, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Ein Leben dem Recht, der Jugend und dem Vaterland. Geheimrat Prof. Dr. Wilhelm Laforet feiert heute seinen 75. Geburtstag. In: Main-Post, 19. November 1952.
Universitätsprofessor und Parlamentarier. Professor Dr. Laforet (MdB) in Würzburg feiert morgen seinen 75. Geburtstag. In: Fränkisches Volksblatt, 18. November 1952.
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↑ abHans Scharold: Wilhelm Laforet [Nachruf]. In: Korrespondenzblatt des AH-Verbandes und der Aktivitas des KDStV Aenania München, 1960, Nr. 20, S. 27–29, hier: S. 27.
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↑Erhard H. M. Lange: Wegbereiter der Bundesrepublik. die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. Neunzehn historische Biografien. 50 Jahre Grundgesetz und Bundesrepublik Deutschland . Brühl 1999, S. 116.
↑ abcChristopher Benkert: Die Juristische Fakultät der Universität Würzburg 1914 bis 1960. Ausbildung und Wissenschaft im Zeichen der beiden Weltkriege (= Würzburger rechtswissenschaftliche Schriften. Bd. 62). Ergon Verlag, Würzburg 2005, ISBN 3-89913-481-8, S. 166–170, hier: S. 170.
↑Erhard H. M. Lange: Wegbereiter der Bundesrepublik. die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. Neunzehn historische Biografien. 50 Jahre Grundgesetz und Bundesrepublik Deutschland . Brühl 1999, S. 120.
↑Wilhelm Laforet in Internationales Biographisches Archiv 45/1959 vom 26. Oktober 1959, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
↑Erhard H. M. Lange: Wegbereiter der Bundesrepublik. die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. Neunzehn historische Biografien. 50 Jahre Grundgesetz und Bundesrepublik Deutschland . Brühl 1999, S. 119.