Wilhelm Geyer

Die 13 Glasfenster der Apsis, St. Margareta in Margrethausen
Straßenschild in Stuttgart-Riedenberg seit 1991

Wilhelm Geyer (* 24. Juni 1900 in Stuttgart; † 5. Oktober 1968 in Ulm) war ein deutscher Maler, Graphiker und Glasmaler. Er widmete sich vorrangig christlichen Themen.

Leben

Wilhelm Adolf Geyer wurde als Sohn des Standesbeamten Wilhelm Geyer und dessen Frau Anna in Stuttgart geboren.

1919 bis 1926 studierte Wilhelm Geyer an der Kunstakademie Stuttgart. Er war Meisterschüler von Christian Landenberger. 1927 übersiedelte er nach Ulm. 1928 heiratete er Klara Maria Seyfried (1904–1998). Die beiden bekamen sechs Kinder, unter anderem Hermann Geyer.

1929 beteiligte sich Geyer an der Gründung der Künstlergruppe Stuttgarter Neue Sezession und übernahm deren Vorsitz. 1935 gestaltete er für St. Dionysius in Magolsheim seine ersten Glasfenster. 1940 bis 1942 war er Soldat und 1943 kam er wegen seiner Verbindung zum Kreis der Weißen Rose um die Geschwister Scholl in Gestapohaft. In seinem Prozess vor dem Sondergericht 2 beim Landgericht München wurde er am 13. Juli 1943 mangels Beweisen freigesprochen.

Er starb am 5. Oktober 1968 in Ulm und wurde auf dem Hauptfriedhof Ulm beigesetzt. Die Feierhalle hatte er einige Jahre zuvor künstlerisch mitgestaltet.

Künstlerische Bedeutung

Der Ulmer Maler ist einer der bedeutendsten Vertreter der religiösen Kunst des 20. Jahrhunderts. Schon in den 1920er Jahren fand Wilhelm Geyer mit seinen großen Altarbildern und Graphiken mit religiöser Thematik große Anerkennung. Bekannt wurde er vor allem durch seine Bleiglasfenster, die er für nahezu 200 sakrale Gebäude entwarf, unter anderem für den Kölner Dom und das Ulmer Münster.

Als wichtiger Künstler des Expressiven Realismus und der Verschollenen Generation wandte sich Wilhelm Geyer schon früh sowohl biblischen als auch christlichen Motiven zu. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs überwogen Zeichnungen mit religiöser Thematik. 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ Geyers Arbeiten aus der Württembergischen Staatsgalerie Stuttgart und dem Stadtmuseum Ulm beschlagnahmt und zumeist vernichtet.[1]

Geyer setzte sich nach 1945 für die Wiedereröffnung der Stuttgarter Kunstakademie ein und war einer der Initiatoren der Beuroner Kunsttage. Er setzte sich 1945 für die Gründung der Gesellschaft Oberschwaben ein und war 1947 Mitbegründer der Oberschwäbischen Sezession (später SOB genannt).

Er engagierte sich nach 1946 auch in Ulm, wo er als Dozent an der von Inge Aicher-Scholl gegründeten Ulmer Volkshochschule (vh ulm) mitwirkte. Schließlich war er Mitglied der sogenannten Freien Gruppe im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart.

Wilhelm Geyer engagierte sich auch international: Er gehörte zum Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst in München und zur Société internationale des Artistes Chrétiens. Für sein Engagement wurde Geyer mehrfach ausgezeichnet.

Wilhelm Geyer war ein Mitglied des Deutschen Künstlerbundes.[2]

Ehrungen

Werke (Auswahl)

Wandbilder und Glasfenster

Grafikfolgen

  • Gösta Berling (als Mappe mit 38 Lithografien, 1924)
  • Das Leiden Christi (als Mappe mit 20 Lithografien, 1930)
  • Offenbarung (als Mappe mit vier Radierungen, um 1931)

Literatur

  • Annette Jansen-Winkeln (Hrsg.): Künstler zwischen den Zeiten – Wilhelm Geyer (= Künstler zwischen den Zeiten. Band 5). Wissenschaftsverlag für Glasmalerei, Eitorf 2000, ISBN 3-932623-09-6.
  • Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm 1802–2009. Süddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-8040-3, S. 119 f.
  • Stefan Borchardt (Hrsg.): Wilhelm Geyer. Landschaften Portraits Interieurs. Katalog zur Ausstellung in der Kunststiftung Hohenkarpfen vom 22. Juli bis 11. November 2012. Belser-Verlag, Stuttgart 2012.
  • Eva-Marina Froitzheim: Wilhelm Geyer und die neue Figuration nach dem Ersten Weltkrieg. In: Carla Heussler/Christoph Wagner (Hrsg.): Stuttgarter Kunstgeschichten, von den schwäbischen Impressionisten bis zur Stuttgarter Avantgarde (= Regensburger Studien zur Kunstgeschichte. Band 21). Schnell & Steiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7954-2888-4, S. 312–325.
Commons: Wilhelm Geyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Wilhelm Geyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Wilhelm Geyer. In: Quellen zur »Weissen Rose« im Jahr 1943: Ein quellenkritisches Kompendium. Martin Kalusche, abgerufen am 18. November 2024.
  • Geyer, Wilhelm Adolf. In: Oberschwaben-Portal, oberschwaben-portal.de. Gesellschaft Oberschwaben, Pädagogische Hochschule Weingarten, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 18. November 2024.

Einzelnachweise

  1. Stale Session. Abgerufen am 2. Juli 2022.
  2. kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Geyer, Wilhelm (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 4. August 2015)
  3. Berthold Hackelsberger: Wilhelm Geyer. Zur Verleihung des oberschwäbischen Kunstpreises. In: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft. Band 8 (1955), S. 50–52.
  4. Die Petruskirche. Abgerufen am 18. November 2024.
  5. hl-kreuz-giesing.de. Abgerufen am 26. Juli 2022.