Das Dorf wurde während der Ostsiedlung gegründet, nach dem Niedergang des nahen Klosters Parchow im Slawenaufstand. Erstmals wurde Westenbrügge 1318 urkundlich erwähnt. Seinen Namen bekam das Dorf von einer Brücke über den Hellbach, über die zur Zeit der Hanse und noch bis zum Bau der B 105 im Jahr 1836 der wichtigste Landhandelsweg von Rostock nach Wismar verlief.
Das Gut war im Besitz der Familie von Bibow, die auch eine eigene genealogische Linie entwickelte und Spuren im Ort hinterließ.[2] Um 1459 belehnte Herzog Heinrich IV. von Mecklenburg den Hardenack sen. von Bibow und dessen Erben mit dem Kirchenpatronat von Westenbrügge. In der Folge[3] verliehen 1519 die mecklenburgischen Herzöge Heinrich V. und Albrecht dem jüngeren Hardenack von Bibow, der galt als stark verschuldet,[4] und dessen männlichen Erben erneut das Kirchlehn zu Westenbrügge. Etwa bis 1690 stellen sie nach wie vor die Grundherren auf dem Gut es Ortes.[5] Durch Heirat waren die Bibow mit vielen anderen namhaften mecklenburgischen Adelsgeschlechtern liiert,[6][7] konnten aber Westenbrügge nur einige Generationen halten. Ein Hans von Bibow auf Westenbrügge wird 1472 im Kontext mit der Leihe von 100 Lübecker Mark noch in der alten Sprachform als Knappe bezeichnet, während die Nachfahren oft die Titulatur Ritter trugen.
Das klassizistische Gutshaus von 1840 (auf dem Grundriss eines Vorgängerbaus von 1699 und einer früheren Wasserburg) befand sich um 1840 bis 1945 im Besitz der Familie von Müller-Rankendorf. Diese briefadelige Familie stammte ursächlich aus dem Anhaltinischen, dann Bürgermeister in Lüneburg und wurde 1801 in den Reichsadelsstand erhoben. Nobilitiert wurde der Grundbesitzer Johann Andreas Müller auf Rankendorf, Uhlenbrook und Westenbrügge. Ludwig von Müller (1799–1857),[8] verheiratet mit Hedwig von Prollius, auf Westenbrügge, war Major in Diensten von Hannover. Ihr Sohn Max von Müller und Familie wählten dann Westenbrügge zum Hauptwohnsitz. In der Titulatur wählte die Familie die Form der Verbindung mit Nachname und Gutsbesitz als von Müller-Westenbrügge.[9] Letzter Gutsherr wurde dann der Nachfahre Wolfgang von Müller (1879–1959) mit Ehefrau Ilse von Plessen-Körchow. Sie lebten nach der Bodenreform im Rheinland.[10]
Zum Gutsbereich gehörten Anfang des 20. Jahrhunderts einst Westenbrügge und Uhlenbrook, mit Schwerpunkt der intensiven Viehwirtschaft, 200 Schafe und 144 Stück Rindvieh. Die Fläche des Allodgutes umfasste gesamt 740 ha.[11]
Am 1. Juli 1950 wurde die bisher eigenständige Gemeinde Parchow eingegliedert.
Das Lindenkreuz aus zwei sich kreuzenden Alleen mit 150 Jahre alten Linden.
Im wiederhergestellten klassizistischen Herrenhaus befinden sich heute Mietwohnungen.
Regelmäßige Veranstaltungen
Seit September 2013 wird auf der Wiese vor dem Westenbrügger Gemeindehaus jährlich zum Sommerausklang ein „Wiesnfest“ gefeiert. Initiiert wurde das Fest vom Hexen-Club und den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr.[12]
Anbindung
Verkehrsanbindung besteht heute durch den Bahnhof Sandhagen direkt vor dem Ort und die B 105 in weniger als einem Kilometer Entfernung.
↑Geschichte und Urkunden des Geschlechts Hahn. In: G. C. F. Lisch (Hrsg.): Familien-Chronik. Erster Band, Bis 1299, Geschichte des Geschlechts Hahn. § 9. Die von Bibow. In Commission in der Stiller`schen Hofbuchhandlung, Schwerin, Rostock 1844, S.46–50 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
↑Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Hrsg.: Im Auftrag des Grossherzoglichen Ministerium des Innern von der Commission zur Erhaltung der Denkmäler. Online Auflage. BandIII., Amtsgerichtsbezirk Neubukow. Bärensprung. Kommissionär K. F. Köhler Leipzig, Schwerin 1899, S.500 (google.de [abgerufen am 29. April 2022]).
↑Georg Christian Friedrich Lisch: Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen. Vom Jahre 1600 bis zum Jahre 1725. In: Familie von Oertzen, Beförderer und Unternehmer diese Werkes (Hrsg.): Familien-Chronik. Dritter Theil. Vierte Abtheilung. Neuere Geschichte. 1500 –1707 flgd. Vom Jahre 1600 bis zum Jahre 1725, I. Die Meklenburgische Linie. Das Haus Roggow. In Commission der Stiller`schen Hofbuchhandlung, Schwerin 1866, S.208–210 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 29. April 2022]).
↑Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexicon der preussischen Monarchie. In: Standardwerk der Genealogie. Erster Band. A - K. B, Bibow. Ludwig Rauh. Expedition des Adelslexicons, Leipzig, Berlin 1855, S.62 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
↑G. C. F. Lisch: Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen. In: Familien-Chronik. Zweiter Theil. II. A. Geschichte des Geschlechts von Oertzen, vom Jahre 1400 bis zu den Jahren 1600..., Dritte Abtheilung. Mittlere Geschichte. 1400 — 1600 und 1700. I. Die meklenburgische Linie. Haus Roggow. In Commission der Stiller`schen Hofbuchhandlung, Schwerin 1860, S.21–37 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
↑Geschichte des Geschlechts von Schwerin. Biographische Notizen. In: Ludwig Gollmert, Wilhelm Graf von Schwerin, Leonhard Graf von Schwerin (Hrsg.): Familien-Chronik. 79. Joachim von Schwerin und Hyppolita von Bibow-Westenbrügge. Wilhelm Gronau, Berlin 1878, S.101 (google.de [abgerufen am 29. April 2022]).
↑Genealogisches Taschenbuch der Ritter- u. Adels-Geschlechter. 1878. Dritter Jahrgang. Auflage. von Prollius. Buschak & Irrgang, Brünn 1878, S.599 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
↑Programm des Groszherzoglichen Gymnasium Friderico-Francisceum zu Doberan. Ausgegeben zu Ostern 1892 Dr. W. Kühne. Director. Schulnachrichten. von Müller-Westenbrügge. Druck Herm. Rehse Co, Doberan 27. Oktober 1893, S.14–19 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).
↑Walter v. Hueck, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Erik Amburger, Ekkehard Atzpodien, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert) 1968. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014 veröffentlicht. BandVIII, Nr.41. C. A. Starke, 1968, ISSN0435-2408, S.252–257 (d-nb.info [abgerufen am 23. Januar 2022]).
↑Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe von Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung vieler Behörden und der Landbünde zu Güstrow und Neubrandenburg (Hrsg.): 4. Letzte Ausgabe. 4. Auflage. IV Reihe Paul Niekammer. Verlag von Niekammer`s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1928, S.236 (g-h-h.de [abgerufen am 23. Januar 2022]).