Waldbott von Bassenheim ist der Name eines rheinischenAdelsgeschlechts, das erstmals 1136 urkundlich erwähnt wird mit den Brüdern Siegfriedus Gebhardus und Fridericus de Waltmaneshusen, nach der Ortschaft Waldmannshausen (heute ein Ortsteil der Gemeinde Elbtal) bei Hadamar. Zweige der Familie bestehen bis heute. Die gräfliche Linie der Familie zählt zum Hochadel.
Ein walpode oder waldbott, ein gewaltbote,[1] war im Mittelalter ein Amtsträger, der im Namen eines Landesherren tätig wurde und unter anderem die Polizeigewalt ausübte. Meist wurden Ministerialen mit diesem Amt betraut. Bei den Walpoden von Waltmannshausen – die sich zunächst nach ihrem Stammsitz, der Burg Waldmannshausen bei Hadamar, benannten – wurde die Amtsbezeichnung zum Namensbestandteil. Von ihnen stammen weitere Walpot- oder Waldbott-Linien ab.[2]
Durch Erbgang und Kauf konnte dieser Zweig im Laufe der Zeit seine Grundherrschaft erheblich erweitern. Die HerrschaftBassenheim bei Koblenz fiel noch vor 1300 durch die Heirat von Siegfried Walpod († 1333) mit Helena von Bachem, Erbtochter des Ritters Heinrich von Bachem, an das Geschlecht, das seinen Namen in der Folge zu Waldbott von Bassenheim änderte.
1477 kam die Herrschaft Olbrück hinzu, durch die Heirat des Otto Walpott von Bassenheim († 1498) mit Apollonia, Erbtochter des Burggrafen Gotthard von Drachenfels; Streitigkeiten über die Erb- und Besitzverhältnisse zogen sich jedoch noch bis 1555 hin. Aus dem Drachenfelser Erbe kam 1512 auch die Burg Gudenau an die Waldbott.
Bei der Teilung der Familie im Jahre 1554 in die Linien zu Bassenheim, Gudenau und Bornheim[3] verblieb die Herrschaft Bassenheim beim ältesten Zweig. Die Herrlichkeit Bornheim kam im Jahre 1629 an die Familie. Zwischen 1728 und 1732 baute Johann Conrad Schlaun die mittelalterliche Wehrburg in das heutige Schloss Bornheim in Stil eines „Maison de plaisance“ um.
Schon seit etwa 1600 gehörte die Herrschaft Königsfeld den Waldbott, die ab Juli 1630 auf Betreiben des Grundherren, Ferdinand Waldbott von Bassenheim, eine Hexenverfolgung im Drachenfelser Ländchen begannen.[4]
1642 erhielt der Freiherr Ferdinand Waldbott von Bassenheim zu Gudenau die Herrschaft Drachenfels. Das Lehen verblieb dieser Linie bis zu deren Aussterben und kam 1735 an die Waldbott von Bassenheim zu Bornheim, die es 1777 an die Freiherren von der Vorst verkauften.
Johann Lothar Waldbott von und zu Bassenheim († 1677) erwarb 1652 die halbe Herrschaft Pyrmont in der Eifel und wurde aufgrund dieses Besitzes 1654 zum Reichsfreiherren erhoben. 1654 kaufte er zusätzlich das im Dreißigjährigen Krieg verheerte Amt Kransberg mit Sitz auf Schloss Kransberg. Sein Sohn Franz Emmerich Wilhelm Waldbott von Bassenheim wurde von Kaiser Karl VI. am 23. Mai 1720 – ebenfalls für Pyrmont, dessen andere Hälfte er 1710 erworben hatte – in den Reichsgrafenstand erhoben.
1686 erbten die Waldbott nach dem Aussterben der Reifenberger ferner deren Herrschaft Reifenberg; allerdings befand sich diese seit 1681 in Kurmainzer Pfandschaft und verblieb darin bis etwa 1725.
1729 wurde die Herrschaft Bassenheim (durch den Niedergang der Grafschaft Sayn ein LehenKurkölns geworden) reichsunmittelbar und unterstand direkt dem Kaiser. Mit dem Freiherrn Klemens August erlosch 1735 die Linie zu Gudenau, seine Schwester brachte den Besitz an die Freiherren von der Vorst-Lombeck zu Lüftelberg, die später von der Bornheimer Linie auch die Herrschaft Drachenfels hinzukauften. 1735 löste die Familie Waldbott daher auch die Ganerbschaft Olbrück auf und teilte die Herrschaft unter den verbliebenen Linien Bassenheim und Bornheim auf.
Durch den Frieden von Lunéville verlor er jedoch 1801 seine linksrheinischen reichsständischen Herrschaften. Dafür erhielt er großzügige Entschädigungen in Schwaben: Gemäß § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. Februar 1803 wurde ihm, wegen der verlorenen Herrschaften Pyrmont und Olbrück, die Abtei Heggbach übertragen (allerdings ohne Mietingen, Sulmingen und den Zehnt von Baltringen). Als weitere Entschädigung erhielt Graf Johann Waldbott von Bassenheim eine dauernde Geldrente von 1300 Gulden, die fundiert wurde auf die Einkünfte der Kartause Buxheim, zu zahlen von deren neuem Besitzer, Graf von Ostein.
Das ehemalige Kloster Buxheim gelangte nach dem Tod von Johann Friedrich Reichsgraf von Ostein (1735–1809) in den Besitz des Grafen Friedrich Waldbott von Bassenheim. 1818 kaufte er auch die Burg Pyrmont – wenn auch als geplünderte Ruine – zurück.
Graf Friedrichs Sohn, Hugo Philipp Graf Waldbott von Bassenheim (1820–1895), pflegte einen verschwenderischen Lebensstil und verschleuderte das Vermögen seiner Vorfahren. 1852 und 1853 verkaufte er die Herrschaften Kransberg und Reifenberg an einen bürgerlichen Gutsbesitzer. Burg und Gut Bassenheim sowie die Burg Pyrmont wurden 1862 zwangsversteigert. 1875 verkaufte er das Kloster Heggbach. 1880 drohte der vollständige Ruin. 1887 verkaufte der Graf die Bestände und das Mobiliar der Bibliothek des Klosters Buxheim. Bereits 1883 wurde das kunsthistorisch berühmte Buxheimer Chorgestühl im Auftrag des Grafen nach England versteigert. (1979 gelang der Rückkauf für die Buxheimer Klosterkirche durch die öffentliche Hand.) 1916 verkaufte die Familie die Klosterkirche mit dem Kreuzgang sowie das Bibliotheksgebäude an das Königreich Bayern. 1925 verkauften die Grafen Waldbott das Archiv, die Paramenten, das liturgische Gerät und die umfangreiche Gemäldesammlung der Kartause dem Kloster Ottobeuren.
Nachkommen der Grafen und Freiherren Waldbott von Bassenheim leben heute in Deutschland, Österreich, Kroatien, Ungarn, Kanada und Argentinien.
Wappen
Schon Richard Walpod von Ulmen, Herr der Niederburg zu Ulmen, führte als Wappen 1331 einen zwölffach geständerten Schild, als Helmzier ein roter Mannesrumpf mit abfliegendem Haar und breitem roten Hut. Friedrich Walpod von Ulmen, führte 1348 den gleichen Schild, als Helmzier ein bärtiger Mannesrumpf in mehrfach rot-silbern gespaltenem Kleid und rotem Hut.[2] Im Armorial Bellenville, um 1380, erscheint als Wappen der „Waelpot“ der geständerte Schild, der Mannesrumpf der Helmzier ist bartlos, Kleidung und Hut sind wie der Schild bezeichnet.
Das Wappen der Waldbott von Bassenheim ist von Silber und Rot zwölffach geständert. Auf dem Helm ist ein wachsender silberner Schwan mit erhobenen Flügeln, die je mit einem geständerten Schildchen belegt sind. Die Helmdecke ist rot-silbern.
„Eine solche Ständerung hat aber noch eine tiefere Bedeutung, die der Forstkultur, eine interessante Bedeutung für die Landsmannschaft [Masovia], in deren Traditionen und Liedern die schönen Eichen- und Buchenwälder der Heimat eine so hervorragende Rolle spielen. – Wie alle alten Familien, welche Reichsforstlehen innehatten, führen auch die Waldboten von Bassenheim ein gleich arrangiertes Wappen.“
Der Familie Waldbott gelang es im Laufe der Zeit, durch Heirat, Erbe, Kauf, Rechtsstreit oder Gewalt in den Besitz vieler verschiedener Herrschaften zu kommen. Dazu zählten:
Siegfried Walpot von Bassenheim, Komtur, als oberster Spittler im Staat des Deutschen Ordens in Ostpreußen verantwortlich für die Krankenpflege und das Spitalwesen; nach ihm erhielt die erste Stadt Masurens 1386 den Namen Bassenheim (später Passenheim, heute polnisch Pasym und Bassenheimer Partnerstadt).
Casimir Waldbott von Bassenheim, Domherr in Mainz, brachte den Bassenheimer Reiter nach Bassenheim
Johann Jacob von Bassenheim (Geburtsdatum unbekannt–1755), Kurfürstl. Kölner Geheimrat, Konferenzminister und Kammerpräsident
Maria Anna Freiin Waldbott von Bassenheim (gestorben 1702), heiratete 1675 Johann Erwein von Schönborn, der nach ihrem Tod ihre Nichte Mariana von Waldbott-Bassenheim heiratete (aber aus beiden Ehen keinen männlichen Erben hatte)
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1864, Justus Perthes, Gotha 1863.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1940, Justus Perthes, Gotha 1939. Zugleich Adelsmatrikel der DAG. Letztaufnahme.
Fr. Cast: Süddeutscher Adelsheros. Historisches und genealogisches Adelsbuch. Erste Section, Erster Band, Neue Ausgabe, Selbstverlag J. F. Cast, Stuttgart 1844. Digitalisat
Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser. Band XIII, Band 90 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1987. ISBN 3-7980-0790-X.
Friedrich Stöhlker: Die Grafen Waldbott von Bassenheim als Herren von Reifenberg (1686-1852) und Grafen von Buxheim im Allgäu (1810-1926), 1983.
Sekundärliteratur
Otto Hupp: Münchener Kalender 1900. Buch u. Kunstdruckerei AG, München/ Regensburg 1900.
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage; C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1.
Bernhard Kärtner: Der Bassenheimer Renthof. Die 300jährige Geschichte der gräflichen Gebäude. Mit einer Kurzbiographie über den Grafen Johann Maria Rudolph Waldbott von Bassenheim, in: Philipp Ludwigs Erben; Nr. 10, Verlag Philipp-Ludwigs-Erben, Oberursel 2013. DNB1043729577
↑Hans Friedrich von Ehrenkrook, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Band II, Band 3 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1953, S. 162. ISSN0435-2408
↑Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch des Adels. Freiherrliche Häuser, A (Uradel), Band V, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1963, S. 453 ff. ISSN0435-2408