Die Dampfloks Baureihe T 3 der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E.) waren laufachsenloseGüterzugtenderloks mit drei Kuppelachsen. Sie hatten ein Nassdampf-Triebwerk mit zwei Zylindern, welche auf die zweite (mittlere) Kuppelachse wirkten. Gegenüber den preußischen T 3 hing die Feuerbüchse hinten über, die Flachschieber wurden von einer außenliegenden Heusinger-Steuerung bewegt und die Umsteuerung erfolgte per Handhebel.[1]
Alle 110 Exemplare kamen zur Deutschen Reichsbahn und wurden dort als Baureihe 893–4 in den Nummernplan aufgenommen. Bis zum Jahre 1945 wurden fast alle Loks dieser Baureihe ausgemustert oder an Industriebetriebe verkauft.[2]
Zusätzlich zu den Exemplaren für die K.W.St.E. wurden durch die Herstellerwerke in Esslingen und Heilbronn zumindest fünf bzw. ein weitere(s) Exemplar(e) für Industriebetriebe gebaut.[3] Die württembergische T 3 gehört zu den württembergischen Lokomotiven mit den höchsten gebauten Stückzahlen.
Anderen Bahnverwaltungen gegenüber spät entschloss sich die K.W.St.E. erst 1891 unter Maschinenmeister Klose eine dedizierte Lokomotive für den Rangierdienst zu beschaffen. Vorher nutzte man dafür ältere Lokomotiven, die, meist nach mindestens einer Modernisierung, sich in den Rangier-, Nebenbahn- und Bauzugdienst abgeschoben ihr Gnadenbrot verdienten. Da diese Lokomotiven nur eingeschränkt den Bedürfnissen des Verschiebedienstes, des Schiebedienstes auf der Geislinger Steige sowie des Streckendienstes auf Nebenstrecken entsprachen, beauftragte die Staatsbahn die dreifach gekuppelten Tender-Lokomotiven der Gattung T 3. Gegenüber den preußischen T 3 hing ihre Feuerbüchse über, sie waren mit Heusinger-Steuerung und Umsteuerung per Handhebel ausgestattet.[1]
T 3, 'Bauart Krauss' mit kleinen Seitentendern:
Die ersten acht Maschinen (Betriebsnummern 981 - 988) wurden bei Krauss & Comp. München bestellt, der zu dieser Zeit als führender Hersteller von Tenderlokomotiven galt. Aus dieser Herkunft erklären sich die gewichtssparend in den Rahmen integrierten Wassertanks. Die vor dem Führerhaus angeordneten kleinen Kästen waren dagegen keine Wasserkästen, sondern Seitentender für die Kohlenbunkerung. Alle weiteren Lokomotiven wurden dann als Lizenzbauten in Württemberg beschafft. Vom Hauslieferanten Maschinenfabrik Esslingen (ME) wurden 1892 zwei Exemplare geliefert, vier weitere 1893. 1896 folgten weitere zwei und 1897 eine weitere von der Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn (MGH). Alle wurden wie bis dahin bei der K.W.St.E. üblich mit Namen entsprechend den vorgesehenen Einsatzgebiet bestellt, so z. B. die 979 als 'Eschenau', den Namen, den sie auch heute wieder trägt.
Vier Lokomotiven dieser ersten Bauausführung 'Krauss' wurden später mit den langen Wasserkästen der zweiten Bauausführung 'Esslingen' nachgerüstet und haben daher abweichende Daten bei Gewichten und Vorräten (Betriebsnummern 981, 993, 994, 980).[3]
T 3, B1 gekuppelt, 'Bauart Krauss' mit kleinen Seitentendern:
In der Zeit der Beschaffung der T 3 wurde die Strecke von Schiltach nach Schramberg eröffnet. Durch deren Änderung von Schmal- auf Regelspur waren nun ziemlich kleine Radien, mit herkömmlichen Lokomotiven nur schwer, zu durchfahren. Man behalf sich auf die Schnelle mit der Beschaffung von zwei T 3 (Betriebsnummern 998 und 999) bei der ME deren hintere Achse ungekuppelt, also B1 statt C gekuppelt, und zusätzlich mit Seitenspiel versehen wurde. Ergänzend wurde noch marginal der Radstand zwischen zweiter und dritter Achse um 15 mm verkürzt. Da die Maschinen sowohl mit Gegengewichten an der ungekuppelten Achse, als auch Gußverstärkung am Treibzapfenloch ausgestattet waren, konnten sie ohne Umstände 1894 zur normalen Ausführung umgerüstet werden, dabei erhielten sie die neuen Betriebsnummern 995 und 996. 1896 wurden beide erneut zu ihren endgültigen Betriebsnummern 993 bzw. 994 umnummeriert. Auch wurden sie mit den langen Wasserkästen nachgerüstet.[3]
T 3 L, 'Bauart Klose' mit kleinen Seitentendern:
Da die Beschaffung der B1 gekuppelten T 3 die Schwierigkeiten der Kurvenläufigkeit auf der Strecke Schiltach - Schramberg nur verringert hatte, wurde auf Basis der T 3 die T 3 L als laufachsenlose Güterzugtenderlokomotiven mit ebenfalls drei Kuppelachsen und dem bereits in der Klasse G eingesetztem Lenkachsen und längenverstellbaren Treibstangen System Klose beschafft. Das 'L' stand dabei für den verlängertem Radstand. Vier Exemplare wurden gebaut und auf den Strecken von Schiltach nach Schramberg und von Waldenburg nach Künzelsau eingesetzt. Die Wartung und Instandhaltung des Klose-Lenkwerks war allerdings aufwendig. Die
sehr hohen Unterhaltungskosten führten dazu, dass drei der Lokomotiven bereits von der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen ausgemustert wurden und nur noch die 1896 von der Maschinenfabrik Esslingen mit der Fabriknummer 2791 gebaute Lok 996 „KUENZELSAU“ zur Deutschen Reichsbahn Gesellschaft kam, die sie als 89 411 innerhalb der Baureihe 893-4 in den Nummernplan einreihte.[4]
T 3, 'Bauart Esslingen' mit langen Wasserkästen:
Die Bauausführung 'Krauss' der T 3 war wegen der geringen Wasservorräte nur bedingt für den Nebenstreckendienst tauglich. Daher wurden zusätzlich zu den mittig im Rahmen liegenden Wasserkästen die Seitentender nach vorne bis zur Rauchkammer verlängert um Platz für zusätzliche 2,2 t Wasser zu schaffen. Die erste Lokomotive wurde 1897 von der MGH geliefert. Bis 1913, also weitere 15 Jahre, erfolgten noch weitere rund hundert Lieferungen an die K.W.St.E. mit nur geringfügigen Änderungen an der Konstruktion.
Vier dieser Maschinen wurden durch die Lokomotivwerkstätten der K.W.St.E. selbst gebaut, zwei 1911 durch die königlichen Eisenbahn-Werkstätten Esslingen (899 und 900), die beiden weiteren 1912 durch die königlichen Eisenbahn-Werkstätten Aalen (890 und 891), die auch vermutlich alle vier Kessel gebaut hat. Diese vier Maschinen sind zugleich die letzten, die die K.W.St.E. in Lokeigenfertigung gebaut hat.[3]
Erhaltene Exemplare
Fünf württembergische T 3 sind bis heute, z. T. auch betriebsfähig, museal erhalten. Dies sind im Einzelnen:
979 (89 312): Die älteste erhaltene Maschine wurde, noch mit kleinen Seitentendern, von der Maschinenfabrik Esslingen am 12. August 1896 abgeliefert. Nach der Ausmusterung bei der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft kam sie als TTB 2 bei der Teuringertal-Bahn zum Einsatz, wurde verstaatlicht, nun an die ME verkauft und war dort als Werklok 2 in Betrieb, anschließend als Denkmal. Im Technoseum Mannheim rollt sie jetzt, umgebaut zur Dampfspeicherlok, als fahrbares Museumsobjekt zwischen Museumsbau und Freigelände hin und her und sammelt weiterhin Streckenkilometer. Ihr alter Kessel ist ebenfalls im Technoseum erhalten.[3][5][6]
947 (89 339): Gebaut 1901, kam sie nach der Ausmusterung durch die Deutschen Reichsbahn Gesellschaft 1929 als Lok 3 zu den Portland-Zementwerken in Leimen und ging schließlich 1975 an die Deutsche Museums-Eisenbahn (DME). In Bochum-Dahlhausen vertrat sie 1985 zum Jubiläum „150 Jahre Deutsche Eisenbahnen“ zusammen mit der württembergischen Hz 97 502 die Württembergischen Bahnen. Sie steht zurzeit in Darmstadt-Kranichstein.[3][7]
930 (89 363): Sie wurde am 1. März 1905 ausgeliefert, lief bis zur Ausmusterung 1930 über 756.000 km und überlebte ab 1932 dann als Werklok des Gaswerks Stuttgart.[3] Sie wurde bei der Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen (GES) betriebsfähig aufgearbeitet und ist seit Anfang 2014 wieder einsatzbereit.[8] Im Dezember 2019 wurde diese Lok von der GES an die Schwäbische Alb-Bahn (SAB) verkauft.[9][10][11]
888 (89 407): 1913 als eine der letzten gebauten Staatsbahnloks ging sie nach dem Dienst bei der K.W.St.E. zuerst zur Württembergischen Nebenbahn (WN) und überlebte dann ebenfalls bei den technischen Werken Stuttgart als Werklok 3.[3] Sie wurde auf dem Werksgelände dort nach einem Schaden als Denkmal aufgestellt, später optisch aufbereitet und verließ ihren Denkmalsockel schließlich im Januar 2003 um als Leihgabe zum Süddeutschen Eisenbahnmuseum Heilbronn zu kommen. Dort soll sie optisch in ihren Ablieferungszustand zurückversetzt werden.[12][13]
ME Werklok 1 (89 412): Die jüngste Überlebende T 3 wurde erst 1922 als letzte ihrer Baureihe, zugleich Vertreterin der 'Industrie'-T 3 von der Maschinenfabrik Esslingen mit Fabriknummer 4092 gebaut. Sie hat daher weder von der K.W.St.E., noch der Reichsbahn eine Betriebsnummer erhalten. Vor dem Ende der ME diente sie dort als Werklok 1, dann lange in Kornwestheim auf einem Kinderspielplatz. Sie befindet sich in Aufarbeitung durch den Förderverein zur Erhaltung der Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen und hat, fast 100 Jahre nach ihrer Entstehung, ihre erste 'offizielle' Registrierung als 89 412 im nationalen Fahrzeugeinstellungsregister des EBA erhalten.[14]
↑ abLohr/ Tielmann: Eisenbahn-Fahrzeug-Archiv - Lokomotiven württembergischer Eisenbahnen. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1988, ISBN 3-87094-117-0, S.112–116.
↑Horst J. Obermayer: Dampflokomotiven Regelspur. Weltbild, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-819-8, S.198–199 (Erstausgabe: Franckh-Kosmos, Stuttgart 1990).
↑ abcdefghiWerner Willhaus: Die Baureihe 893-4: Die württembergische T3. EK-Verlag GmbH, Freiburg 2001, ISBN 3-88255-219-0.
↑Horst J. Obermayer: Dampflokomotiven Regelspur. Weltbild, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-819-8, S.200 (Erstausgabe: Franckh-Kosmos, Stuttgart 1990).
↑Vorführungen - Eisenbahn. TECHNOSEUM - Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim, abgerufen am 11. August 2022.