Wie in anderen Mundartgebieten auch, wurde in der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg die Pflege und Weitergabe der Dialekte zugunsten eines dem Standarddeutschen nahen Regiolekts stark zurückgenommen oder vernachlässigt. „Die Oma schwätzt noch im breiten "Wäller Platt", die Mutter "bemüht" sich und der Schüler "spricht".“ schrieb ein Mitglied eines Wäller Mundartvereins[1] dazu.
Aussprache
Die Aussprache des Wäller Platt weist Besonderheiten auf:
P, T, K, S
stimmlose (harte) Konsonanten des Deutschen werden im Wäller Platt stimmhaft (weich) gesprochen, so wie im angrenzenden Hessischen und ähnlich im ostfränkischen und nordbairischen Sprachraum.
R
das Wäller Platt benutzt eine für deutsche Verhältnisse etwas eigenartige Artikulation des R, es wird nicht gerollt, aber mit einer Zungenposition ähnlich wie beim Ansatz zum Rollen weit hinten artikuliert, klingt also etwas dumpf und gutturaler als das amerikanische R.
OA
ähnlich den pfälzischen Dialekten kennt das Wäller Platt einen gewöhnlich mit der Buchstabenfolge OA geschrieben Vokal, der lang und leicht nasaliert mit einem Klang zwischen dem O von „rote“ und dem O aus „Rotte“ aber näher an letzterem artikuliert wird. Er kommt etwa vor in: ’s roant = es regnet.
ÄI, EJ
neben dem im Deutschen üblichen Diphthong, für den die Schreibweisen EI, AI, EY und AY existieren, gibt es einen weiteren, der meist ÄI oder manchmal EJ geschrieben wird und lautlich dem AY aus dem englischen May entspricht.
Wörter
Abbe = Opa
bescheppert = bescheuert
Gaaß = Ziege
wörd = wird
Für einige süddeutsche Formen ist das Wäller Platt ihr nördlichstes Vorkommen, etwa:
ea kimmt = er kommt
Gusch, Gosch, Goschn = Mund, Maul
zwa, zwaa = zwei
Literatur
Christian Heger: Wäller Platt. Geschichte, Grammatik und Wortschatz des Westerwälder Dialekts. Husum 2016.
August Höfer: Die nassauische Sprache. In: Karl Jacobi (Hrsg.): Nassauisches Heimatbuch. Bilder aus der Natur des Landes, dem geschichtlichen und kulturellen Leben seiner Bewohner. Wiesbaden 1913, S. 661–680.
Ännchen Jung-Eisel / Walter Heep: Mundart im Wandel. Ein Beitrag zur Dialektkunde im mittleren Westerwald. Limburg an der Lahn 1985.
Karl Christian Ludwig Schmidt: Westerwäldisches Idiotikon, oder Sammlung der auf dem Westerwalde gebräuchlichen Idiotismen, mit etymologischen Anmerkungen und der Vergleichung anderer alten und neuen Germanischen Dialekte. Hadamar und Herborn 1800. (Google Books (a), Google Books (b), Google Books (c))