UrgesteinDer Begriff Urgestein (auch Urgebirge) ist ein überholter Begriff der Geologie. Er entstammt ihrer exzeptionalistischen Phase und wurde insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert verwendet. Aufgrund der weiten Verbreitung metamorpher Gesteine nahm man zu dieser Zeit an, solche Gesteine seien durch einen Vorgang zu Beginn der Entstehung der Erde entstanden, der heutzutage nicht mehr zu beobachten wäre.[1] Erst mit der Entdeckung, dass auch jüngere Gesteine von Metamorphose betroffen sein können, wurde diese Vorstellung aufgegeben. In einem etwas abgewandelten Sinne spricht man heute von Grundgebirge. Abraham Gottlob Werner (1750–1817) unterschied dabei als Erster Urgebirge (hier auch uranfängliches Gebirge) von anderen, jüngeren Gesteinsbildungen wie dem Übergangsgebirge oder dem Flözgebirge und unabhängig von ihrer Entstehungsweise. All diese Begriffe werden heute nicht mehr verwendet.[1] GeschichteDas Konzept des Urgesteins entstand im Laufe der jüngeren Neuzeit, in der man einen ersten Überblick über den inneren Aufbau der Erde gewann. So schrieb etwa Robert Bakewell (1768–1843) in seinem angesehenen Standardwerk Introduction to Geology 1813:[2]
Nach Bakewell ist die erste grundlegende Klasse von Gesteinen die der Primary rocks – ein Ausdruck, der in der deutschen Ausgabe der 2. Auflage des Werks mit ‚Urgestein‘ wiedergeben ist. Granite, Gneise und Glimmer (Mica slate) sind in seinem Sinne Principal Rocks denominated Primary, also als Urgestein bezeichnete Gesteine. Von diesen unterscheidet er Subordinate Rocks which occur among Primary – die inmitten des Urgesteins vorkommenden, nachgeordneten Gesteine –, nämlich Hornblendengesteine, Serpentine, Kalk- und Quarzgesteine. Dass nicht alle Vorkommen der Gesteinsklasse „primär“ gebildet sind, sondern auch durch jüngere Gesteinsmetamorphosen entstanden sein können, also kein direkter Zusammenhang zwischen Art und Alter des Gesteins besteht, räumen schon die frühen Geologen ein.[3] Heutige Verwendung in der GeologieIm Laufe des 20. Jahrhunderts findet sich der Ausdruck Urgesteine mehr oder weniger unscharf für:
Die Verwendung des Begriffs wird in der Fachsprache generell vermieden. In der heutigen Geologie und Petrologie spielt der Ausdruck weder als gesteinstypologischer noch auf Gebirgs- oder Gesteinsbildungsvorgänge bezogener Klassenbegriff eine Rolle, erfreut sich in der Literatur und Presse aber noch durchaus der Beliebtheit, und wird auch gerne verwendet, um bildhaft besonders alte Gesteine – etwa solche des Hadaikums[5] – oder gar extraterrestrische Gesteine[6] zu beschreiben. Metaphorische VerwendungDie Bezeichnung wird auch im übertragenen Sinn – als Metapher – verwendet:[7] Urgestein kann auf (abstrakte) Dinge,[8] Institutionen[9] oder Personen (hier besonders in Sport[10] und Politik[11]) bezogen werden und bedeutet dann, dass etwas oder jemand bereits ganz am Anfang eines Vorganges zugegen war und/oder dass sich sehr früh erfolgte Vorgänge darauf gründen. Im Falle von Personen kann es als pathetisch verstanden werden.[12] WeblinksWiktionary: Urgestein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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