Unterrichter von Rechtenthal (italienischSubgastaldi) ist der Name eines alten tirolischen Adelsgeschlechts, das in den erblichen Ritter- und Freiherrenstand erhoben wurde. Die Familie besteht gegenwärtig fort.
Die Unterrichter stammten ursprünglich aus Pfuß bei Kaltern[1] und gehören zu den freigesessenenGeschlechtern des Ortes Kaltern. Ursprünglich bezeichnete der Familienname ein Amt. Nach dem 1415 Herzog Friedrich IV. von Österreich-Tirol das Gericht Kaltern vom Hochstift Trient als Lehen empfing, wurde der durch mehrere Generationen fast ununterbrochen geführte Amtstitel als Familienname übernommen.[2] 1510 stiftete Michael Unterrichter und seine Frau Eva nach einer Pilgerreise von Santiago de Compostela eine Messe in der Kirche St. Rochus in Pfuß. Möglicherweise stammte Eva aus der Familie Lichtenstein, die seit Generationen als bischöflich-trientische Pfleger fungierten.[3] Dessen Enkel, der Gerichtsschreiber von Kaltern und Vertreter des vierten Standes der Tiroler Landstandschaft Valentin Unterrichter, erlangte am 14. August 1575 in Prag von Kaiser Maximilian II. einen Wappenbrief mit Lehenartikel.[4] Dem Richter von Kaltern, oberösterreichischer Regierungsrat und Viertelhauptmann an der Etsch Christoph Valentin Unterrichter erhielt am 27. November 1732 in Wien von Kaiser Karl VI. den erblichen Reichsritterstand und erbländisch-österreichischen Ritterstand, das Prädikat „von Rechtenthal“ sowie eine Wappenbesserung.[5] 1781 wurden die Brüder Johann Nepomuk Christoph und Matthäus Unterrichter von Rechtenthal in die Tiroler Landmannschaft aufgenommen. Laut Diplom vom 4. Mai 1839 erhob Kaiser Ferdinand I. den Präsidenten des innerösterreichisch-küstenländischen Appellations- und Kriminalobergerichts in Klagenfurt Franz von Unterrichter den erblichen österreichischen Freiherrenstand in die Familie. 1843 verliehen ihm die Kärntner Stände in Klagenfurt den Herrenstand in Kärnten. Des Weiteren wurde er am 13. Juli 1855 in München in die Freiherrenklasse der Adelsmatrikel des Königreichs Bayern eingetragen.[6] Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Baron Franz Seraph von Unterrichter aus Kaltern für seinen Sohn Otto in Tramin an Stelle eines Bauernhofes den Ansitz Schloss Rechtenthal.[7]
Standeserhebungen
10. August 1575: kaiserlicher Wappenbrief mit Lehensartikel
27. November 1732: erbländisch-österreichischer und Reichsritterstand
1781: tirolerische Landmannschaft
3. September 1813: Adelsklasse in der bayerischen Adelsmatrikel
4. Mai 1839: österreichischer Freiherrenstand
1843: Herrenklasse in der kärntnerischen Landmannschaft
13. Juli 1855: Freiherrenklasse in der bayerischen Adelsmatrikel
Wappen
Blasonierung des Stammwappens von 1575: In Schwarz ein goldener Löwe mit einem goldenen gestümmelten Ast in den Pranken. Auf dem gekröntenHelm mit schwarz-goldenen Helmdecken der Löwe mit Ast wachsend zwischen zwei Büffelhörnern, rechts schwarz und links golden.
Blasonierung des Wappens von 1732: In Gold eine blaue Spitze, darin ein gekrönter silberner Löwe mit einem Schwert in der rechten Pranke. Zu jeder Seite der Spitze ein schwarzer Adler. Auf dem gekrönten Helm mit rechts schwarz-goldenen und links blau-silbernen Decken der silberne Löwe mit Schwert wachsend zwischen einem rechts von Blau und Silber und links von Gold und Schwarz geteilten offenen Flug.
Blasonierung des Freiherrenwappens von 1839/40: Von Blau und Gold geviert mit schwarzem Herzschild, darin ein goldener Löwe mit einem goldenen gestümmelten Ast in den Pranken (= Stammwappen). Felder 1 und 4 ein gekrönter einwärtsgekehrter silberner Löwe mit Schwert in der rechten Pranke; Felder 2 und 3 ein roter Adler. Über der Freiherrenkrone drei gekrönte Helme: I. mit blau-silbernen Decken der silberne Löwe mit Schwert wachsend zwischen einem von Blau und Silber übereck geteilten offenen Flug; II. mit schwarz-goldenen Decken der goldene Löwe mit Ast wachsend zwischen zwei Büffelhörnern, rechts dreimal von Gold und Schwarz, links dreimal von Schwarz und Gold geteilt; III. mit schwarz-silbernen Decken der schwarze Adler. Als Schildhalter zwei schwarze einwärtsgekehrte, auswärtsschauende Adler, mit der schildhaltenden Klaue jeweils auch eine aufrechte Lanze haltend, rechts mit einem blau-silbern, links mit einem schwarz-golden geteilten Fähnchen. Der Wahlspruch: „Thu Recht und schau nicht um.“
Wappen der Unterrichter von Rechtenthal (1732)
Wappen der Freiherren Unterrichter von Rechtenthal (1839/40)
Wappen der Freiherren Unterrichter von Rechtenthal bei Tyroff
Genealogie (Auswahl)
Michael Unterrichter, ⚭ Eva Lichtenstein
Christoph (I.) Valentin Unterrichter, ⚭ Anna Zinnis
Valentin (I.) Unterrichter, Gerichtsschreiber in Kaltern, ⚭ 1.) Anna Sepp von Seppenburg, ⚭ 2.) 4. Juli 1638 in Kaltern Maria Prugger
Christoph (II.) Unterrichter (* 10. Oktober 1598 in Kaltern)
Valentin (II.) Unterrichter (* 7. September 1611 in Kaltern), Gerichtsschreiber in Kaltern, ⚭ 1640 in Bozen Maria Cazan Barziga di Cazzano
Paul (II.) Unterrichter (* 18. November 1641)
Christoph (III.) Unterrichter (* 20. Februar 1643; † 12. September 1681 in Kaltern), ⚭ 4. Februar 1663 in Kaltern Katharina Greif
Anna Maria Unterrichter (* 1. März 1664 in Kaltern), ⚭ 1686 in Kaltern Andreas Sepp von Seppenburg
Peter Paul Unterrichter († 28. Oktober 1668 in Kaltern)
Anton Unterrichter († 8. Oktober 1668 in Kaltern)
Peter Paul (III.) Unterrichter (* 6. Oktober 1669 in Kaltern; † 4. April 1728 ebenda), Richter in Kaltern, ⚭ 15. Februar 1689 in Kaltern Anna Maria Maier
Afra Maria Unterrichter (* 1692 in Kaltern), ⚭ 1718 in St. Nikolaus Peter Bernhart
Christoph (IV.) Valentin Unterrichter, seit 1732 von Rechtenthal (* 20. Februar 1696 in Kaltern; † 6. Mai 1762 ebenda), Richter in Kaltern, oberösterreichischer Regierungsrat, ⚭ 1.) ca. 1718 Maria Anna von Freysing zu Aichach, ⚭ 2.) 13. Oktober 1732 Marianna Emerenzia Leiß von Laimburg
Eva Theresia Unterrichter, ⚭ 1.) 1730 in Kaltern Paul Andreazza, ⚭ 2.) 26. Mai 1732 in Kaltern Kaspar Troyer von Ansheim
Maria Unterrichter (* 1671 in Kaltern; † 22. Januar 1741 ebenda), ⚭ NN von Morandell
Paul (I.) Unterrichter, ⚭ 13. Februar 1645 in Kaltern Margarete am Pach
Bd. 7 (Ergänzungen), 1. Abt.: Ergänzungsband, enthaltend die Nachträge und Ergänzungen zu den Staatswappen von Russland und Baden, ferner zu dem Adel von Bayern, (Grafen und Freiherren), Sachsen, Schwarzenburg, Waldeck, Württemberg, Mecklenburg und Tyrol, Nürnberg 1860, S. 20 (digitale-sammlungen.de) und Tfl. 8 (digitale-sammlungen.de).
Gustav Adelbert Seyler: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 5 (Bürgerliche Geschlechter Deutschlands und der Schweiz), 8. Abt.: Fünfzehnhundertachtundzwanzig bürgerliche Wappen, Nürnberg 1909, S. 16 (uni-goettingen.de) und Tfl. 18 (uni-goettingen.de).