Künga Dorje war ein Sprössling der alten tibetischen Adelsfamilie der Gar (mGar[6]), deren Mitglieder schon zur Zeit der Yarlung-Dynastie wichtige zivile und militärische Posten besetzt hielten.[7]
Seit seinem 15. Lebensjahr (1323) war er der 10. Herrscher der ZehntausendschaftTshel Gungthang (tshal gung thang), ein Amt, das er im Folgenden für 28 Jahre bekleiden sollte. Er regierte von 1323 bis 1352.
Durch sorgfältige Verwaltung und Wiederherstellung des Tshelpa-Klosters, des Gungthang-Klosters, des Jokhang-Tempels (in Lhasa) und des Potala-Palastes (in Lhasa) und den Bau des Klosters Riwo Gepel (ri bo dge 'phel[10]) (in Lhasa) erwarb er den Respekt der Mehrheit der Mönche aller Schulen.[11]
Im Jahr 1352 wurde die Zehntausendschaft Tshel Gungthang von dem Phagmo-Drupa-Herrscher Changchub Gyeltshen (byang chub rgyal mtshan;[15] 1302–1364) erobert,[16] womit die Herrschaft von Tshelpa Künga Dorje beendet war. Er trat die Herrschaft an seinen Bruder Dragpa Sherab (grags pa shes rab[17]) ab und wurde unter dem upādhyāya[18]Sang-rin-pa (mkhan chen don zhags pa sangs rgyas rin chen[19]) Mönch in Tshel (tshal).[20] Als Mönch nahm er den Dharmanamen Gewe Lodrö (tdge ba'i blo gros[21]) an. Rölpe Dorje (rol pa'i rdo rje), der spätere 4. Schwarzmützen-Karmapa (Zhva-nag Karma-pa), kam auf seine Einladung nach Gungthang.
In der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde hier die Kanjur-Sammlung des tibetischen buddhistischen Kanons (bka'-'gyur) einer Revision unterzogen, wofür der Fürst der zentraltibetischen Region – Tshelpa Künga Dorje – Geld bereitstellte.
„Die ‚Kanjur‘ genannte Sammlung der autoritativen Worte des Buddha wurde von 1347 bis 1351 im Kloster Tshel Gungthang in Ü einer gründlichen Revision unterzogen. Hierfür stellte der ‚Tripön‘ von Tshel, Tshelpa Künga Dorje (1309–1364), Geld zur Verfügung. Eine weitere, von der Tshelpa-Version abweichende Edition wurde in Zhalu in Tsang erstellt.[22]“
Sie fand mit dem berühmten Gelehrten Butön Rinchen Drub (1290–1364) statt und zählt zu seinen herausragenden Leistungen. Diese neue Ausgabe des buddhistischen Kanons umfasste 260 in Gold- und Silberschrift geschriebene Bände und ist unter der Bezeichnung Tshelpa Kanjur (Tshal-pa bKa'-'gyur)[23] bekannt. Es handelt sich dabei um eine Revision der um 1320 im Kloster Narthang (snar thang) entstandenen Ausgabe des tibetischen buddhistischer Kanons. Zu seinen wichtigen Werken zählen der unter dem Namen Weiße Annalen (deb ther dkar po[24]) bekannte Katalog des Tshelpa Kanjur.
Sein 1346 begonnenes Geschichtswerk Rote Annalen (tib. Deb-ther dmar-po, mong. Hu-lan deb-ther) wurde 1363 fertiggestellt.[25]
Per K.Sørensen, Guntram Hazod in Cooperation with Tsering Gyalpo: Rulers on the Celestial Plain. Ecclesiastic and Secular Hegemony in Medieval Tibet. A Study of Tshal Gung-thang. Vol 1 and Vol. 2. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2007, ISBN 978-3-7001-3828-0. IX, 1011 S.
↑Die Reihe der Tshelpa-Herrscher geht auf Darma Shönnu (Tshal-pa dpon po Dar-ma gzhon-nu / Nye gnas Dar-ma gzhon-nu), den 1. dbon sa von Tshel (Tshal) zurück, der ein Schüler von Lama Shang (bla ma zhang; 1123–1194) war.