Troyanos stammt aus einer Familie mit deutschen und griechischen Wurzeln, wuchs in Forest Hill in Queens auf und besuchte dort auch die High School. Ihre Eltern, die sich bereits früh scheiden ließen, hatten beide „schöne Stimmen“. Ihr Vater stammte aus Kefalonia und war Tenor, ihre Mutter kam aus Stuttgart und war von der Stimmlage Koloratursopran. Troyanos wuchs im Brooklyn Home for Children auf, wo sie Klavierunterricht bekam. Mit einem Stipendium kam sie an die Brooklyn Music School, sang in Schulchören und im All City Chorus. In einem der Chöre entdeckte ein Lehrer ihre Stimme und vermittelte sie an die Juilliard Preparatory School,[1] wo sie ursprünglich im Stimmfach Alt ausgebildet wurde, welches sie nicht angemessen fand. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich schließlich als Sekretärin bei Random House, ihre Abende verbrachte sie am Stehplatz der Met. An der Juilliard School fand sie schließlich ihren Lehrer Hans Heinz[2][3], den sie als essentiell für ihre Karriere ansah.
Bereits 1967 war Troyanos im Rahmen eines Gastspiels der Hamburgischen Staatsoper erstmals an der Met aufgetreten, u. a. als Baba the Turk in Strawinskys The Rake’s Progress, und erhielt dafür hervorragende Kritiken.[8] Ihr offizielles Debüt an der Met erfolgte, nachdem sie an zahlreichen wichtigen Opernbühnen in Europa und Nordamerika reüssiert hatte, im August 1976 als Octavian im Rosenkavalier. Speight Jenkins, später Direktor der Seattle Opera, damals Opernkritiker der New York Post, überschlug sich geradezu in einer Lobeshymne über den „erwärmenden lyrischen Mezzosopran, perfekt kontrolliert“, ernannte die Künstlerin zum „star of the show“ und zum „most aristocratic Octavian at the Met in years“.[9] Der Octavian sollte ihre meist gesungene Rolle an der Met werden, mit insgesamt dreißig Aufführungen. Im selben Jahr übernahm sie die Rolle des Komponisten und sang die Titelrolle in Carmen sowie Amneris in Aida. Mit der Met verband sie in Folge bis zu ihrem Tod eine intensive Beziehung.
Von 1981 bis 1983 war Troyanos in allen drei Eröffnungspremieren prominent besetzt. „Typically enough“, bemerke James Levine als Dirigent aller drei Produktionen, „in drei verschiedenen musikalischen Stilrichtungen und in drei verschiedenen Sprachen.“[10] Sie sang 1981 die Adalgisa in BellinisNorma (mit Renata Scotto in der Titelrolle), 1982 Octavian (mit Kiri Te Kanawa als Marschallin) und schließlich 1983 Königin Didon von Karthago in Berlioz’ Les Troyens (mit Jessye Norman und Plácido Domingo).
Obwohl ihr Mammakarzinom bereits Mitte der 1980er Jahre diagnostiziert wurde und sie unter zunehmenden Lampenfieber litt,[12] trat Troyanos noch wenige Wochen vor ihrem Tod auf. Am 1. Mai 1993 hatte sie ihren letzten Auftritt an der Met, als Waltraute in der Götterdämmerung an der Seite von Gwyneth Jones. Im April und Mai sang sie – in New York und Boston – das Altsolo in Mahlers 3. Sinfonie.[13][14] Sodann verkörperte sie – vom 12. Juni bis 1. Juli 1993 – die Clairon in Capriccio an der San Francisco Opera.[15] Noch an ihrem Todestag sang sie im Lenox Hill Hospital für andere Patienten.[16]
Tatiana Troyanos starb am 21. August 1993 im Alter von 54 Jahren in ihrer Heimatstadt. Sie wurde im Pinelawn Memorial Park auf Long Island bestattet. Zu ihren Ehren gab die Metropolitan Opera ein Gedenkkonzert.
Troyanos bestritt auch mehrere Liederabende, debütierte 1978 in der Carnegie Hall und fand in ihrer späteren Laufbahn eine intensive Zusammenarbeit mit der Sopranistin Benita Valente.
Donizetti: Lucrezia Borgia – Orsini (Rescigno, live 1973, Melodram)
Handel: Giulio Cesare in Egitto – Cleopatra (Richter, 1969, DG)
Mahler: Symphony No. 2, "Resurrection" (Boulez, live 1973, Documents)
Mascagni: Cavalleria Rusticana – Santuzza (Schermerhorn, live 1976, Gala)
Massenet: Werther – Charlotte (Plasson, 1979, EMI/Angel)
Mozart: Così fan tutte – Dorabella (Leinsdorf, 1967, RCA/BMG)
Mozart: Così fan tutte – Dorabella (Maag, live 1968, Mondo Musica)
Mozart: Die Gärtnerin aus Liebe (La Finta Giardiniera) – Ramiro (Schmidt-Isserstedt, 1972, Philips)
Mozart: Le Nozze di Figaro – Cherubino (Böhm, 1968, DG)
Mozart: Le Nozze di Figaro – Marcellina (Levine, 1990, DG)
Mozart: Missa Brevis in C, "Sparrow Mass" (Kubelik, 1973, DG)
Penderecki: Die Teufel von Loudun – Jeanne (Janowski, 1969, DG)
Purcell: Dido and Aeneas – Dido (Mackerras, 1967, DG Archiv)
Purcell: Dido and Aeneas – Dido (Leppard, 1977, Erato/Apex)
A. Scarlatti: Endimione e Cintia – Cintia (Lange, 1969, DG Archiv)
Schoenberg: Gurrelieder – Wood Dove (Ozawa, 1979, Philips)
Strauss: Ariadne auf Naxos – Composer (Böhm, live 1967, Melodram)
Strauss: Ariadne auf Naxos – Composer (Böhm, 1969, DG)
Strauss: Ariadne auf Naxos – Composer (Solti, 1977, Decca/London)
Strauss: Capriccio – Clairon (Böhm, 1971, DG)
Strauss: Der Rosenkavalier – Octavian (Böhm, live 1969, DG)
Stravinsky: Oedipus Rex – Jocasta (Abbado, live 1969, Opera d’Oro/Memories)
Stravinsky: Oedipus Rex – Jocasta (Bernstein, 1972, Columbia/Sony)
Wagner: Götterdämmerung – Second Norn (Levine, 1989, DG)
Wagner: Tannhäuser – Venus (Levine, 1982, DG)
Auger, Janowitz and Troyanos in Concert – Handel, Mozart, Strauss (Eichhorn, live 1968, Originals/Bella Voce)
Troyanos and Valente – Handel and Mozart, Arias & Duets (Rudel, 1991, MusicMasters/Musical Heritage)
A Salute to American Music, Richard Tucker Music Foundation Gala XVI – Copland, "At the River" (Conlon, 1991, RCA/BMG)
Tatiana Troyanos in Recital – Schumann, "Frauenliebe und -leben"; Rachmaninoff, Ravel, Rossini, Bizet, Mahler (Levine, piano, live 1985, VAI, released 1999)
Operngesamtaufnahmen
Penderecki: Die Teufel von Loudun. Als Jeanne. Dirigent: Marek Janowski (1969)
Mascagni: Cavalleria Rusticana. Als Santuzza. Dirigent: James Levine (1978)
Verdi: Don Carlo. Als Eboli. Dirigent: James Levine (1980)
Mozart: La Clemenza di Tito. Als Sestop. Dirigent: James Levine (1980)
Bellini: Norma. Als Adalgisa. Dirigent: Richard Bonynge (1981)
Strauss: Der Rosenkavalier. Als Octavian Dirigent: James Levine (1982)
Wagner: Tannhäuser. Als Venus Dirigent: James Levine (1982)
Berlioz: Les Troyens. Als Didon. Dirigent: James Levine (1983)
Strauss: Ariadne auf Naxos.Als Komponist. Dirigent: James Levine (1988)
Strauss: Capriccio. Als Clairon. Dirigent: Donald Runnicles (1993)
DVD
In Concert At The Met. Mit Plácido Domingo, Dirigent: James Levine (1982)
The Making Of West Side Story. Dirigent: Leonard Bernstein (1985)
George London: A Tribute. Darauf mit Troyanos und George London: Mozart, Deh, per questo istante. Radiosinfonieorchester Wien, Dirigent: Heinrich Hollreiser (1984)
The Unanswered Question: Poetry of Earth (6): Stravinsky, Oedipus Rex – Jocasta Dirigent: Leonard Bernstein (1972)
Nachrufe
Cori Ellison schrieb in seinem Nachruf für Opera News: „Die Troyanos hatte eine paradoxe Stimme — ‚larger than life‘ und doch sehr menschlich, brillant und doch warm, lyrisch und doch dramatisch, eine Stimme, die man nach ein paar Tönen wiedererkennt und niemals vergisst“.[17]
Der Dirigent James Levine, der mehr als zwanzig Jahre mit Troyanos zusammen gearbeit hatte, äußerte sich: „Tatiana Troyanos war außergewöhnlich intensiv, schön - und elegant in so unterschiedlichen Rollen wie Eboli, Santuzza, Geschwitz, Venus, Kundry, Jocasta, Carmen, und Giulietta, neben ihren großartigen Darstellungen in Hosenrollen“.[18]
Im Nachruf des Boston Globe hieß es: „Eine der tonangebenden Sängerinnen ihrer Generation“.[19]
Literatur
Katrine Ames: Mezzo Power. In: Newsweek vom 22. März 1976.
John Ardoin: The Private Side of a Prima Donna. In: The Dallas Morning News vom 12. November 1988.
↑The Golden Sound of Opera. In: New York Post. März 1976, Metropolitan Opera archives, abgerufen am 26. April 2014.
↑James Levine: Remembering Tatiana. In: Music in Memory of Tatiana Troyanos. Programmheft zum Gedenkkonzert der Metropolitan Opera House, 7. April 1994.