Taschelhit
Taschelhit oder Schlöh, auch Tassussit, französisch Chleuh oder Souss-Tamazight, Eigenbezeichnung je nach Dialekt tašǝlḥit ~ tašǝlḥᵃit ~ tašǝlḥiyt, ist eine in Marokko vom Volk der Schlöh gesprochene Berbersprache. Die Sprecherzahl wird auf etwa 6 bis 8 Millionen geschätzt.[1] Die Schätzung ist deswegen unsicher, weil die Sprache nach Nordosten hin fließend in das Zentralatlas-Tamazight übergeht, mit dem ein Dialektkontinuum besteht. Wenn die Zahl korrekt ist, handelt es sich noch vor dem Kabylischen um die größte lebende Berbersprache. In Frankreich und Belgien lebt eine große Gemeinde aus Südmarokko, die die Sprache weiterhin pflegt. Das Taschelhit verfügt über eine reiche und alte Schrifttradition in Nordafrika. Schon aus dem Mittelalter seit etwa 1100 n. Chr. liegen berbersprachliche Zeugnisse vor, die als Frühform des Taschelhit angesehen werden.[2] Umfangreichere Werke setzen mit dem Dichter Muhammad Awzal (1680–1758) ein. Seit den 1970er Jahren liegen neue literarische Produktionen in dieser Sprache vor. Der Koran wurde in den letzten Jahren in diese Sprache übersetzt. Der historische Sprachraum des Taschelhit ist Südmarokko (Essaouira, Marrakesch, Agadir, Tiznit, Taroudannt, Ouarzazate). Sprecher des Taschelhit sind oft dreisprachig: Neben Taschelhit sprechen sie Arabisch und Französisch. LautsystemKonsonantenDas Taschelhit unterscheidet folgende Konsonanten:
Dazu kommen m, n, l, r, w, y, sowie nur in arabischen Wörtern auch h und die Pharyngale ḥ (stimmlos) und ʕ (stimmhaft). Die Konsonanten ṭ und q steht meist nur als Längen (ṭṭ, qq) und entsprechen dann einem einfachen ḍ bzw. ɣ, die normalerweise nicht gelängt werden. Wegen des Vorhandenseins arabischer Fremdwörter, in denen auch einzelne ṭ und q vorkommen, gilt diese Regel aber nicht konsequent. Die emphatischen Konsonanten entsprechen in der Aussprache den entsprechenden Lauten des Arabischen, werden also mit verengtem Mundraum gesprochen und führen zu einer charakteristischen Verfärbung (Zentralisierung) benachbarter Vokale. VokaleEs werden nur vier Vokale unterschieden: a, i, u und ǝ. Im Gegensatz zu den Konsonanten unterscheiden die Vokale des Taschelhit nicht zwischen Kürzen und Längen, abgesehen davon, dass ǝ generell kurz zu sprechen ist, a, i und u dagegen mittellang sein können. MurmelvokalDer Murmelvokal ǝ steht nur zwischen schwer aussprechbaren Konsonantengruppen, wobei sich seine Position praktisch vollkommen vorhersagen lässt. Daher könnte man es in der Notation fortlassen und nicht als Phonem betrachten. Hier wird es aber notiert wie auch u. a. in der Grammatik von Aspinion.[3] In der Morphologie wird das ǝ häufig verschoben, um eine bessere Silbenstruktur zu erreichen; man vergleiche:
Die Regeln für das Einfügen von ǝ sind nicht ganz einfach, doch lassen sich zwei wichtige Grundsätze angeben:[4]
Aufgrund der letzteren Regel sagt man skǝr „tun“, aber sǝrs „legen“ (beide Verben gehören zur selben Konjugationsklasse). BetonungDie Betonung gilt im Taschelhit als wenig relevant und wird selten notiert oder in Grammatiken besprochen. GrammatikPersonalpronomenDie Pronomina des Taschelhit machen in den meisten grammatischen Personen (außer in der 1. Pers. Sg.) einen Genusunterschied, während das Deutsche nur in der 3. Pers. Sg. zwischen „er“ und „sie“ differenziert.
SubstantivGenusDie Substantive unterscheiden zwei Genera: Maskulinum und Femininum. Das Genus kann man im Allgemeinen an der Form erkennen: Maskulina beginnen meist mit einem Vokal a- oder i-, seltener mit u- oder wa-. Feminina setzen noch ein t- davor und beginnen mit ta-, ti oder tu- und sie haben zusätzlich eine Endung -t, die nach Konsonant immer steht, nach Vokal aber fehlen kann. Die Bildung der Genera kann man an Beispielen wie den folgenden illustrieren:
Man erkennt an Erscheinungen in der Morphologie (Details unten), dass mindestens die Präfixvokale a- und i- ursprünglich meist nicht zum Stamm gehörten. Insbesondere das a- fällt noch heute in gewissen Formen des Substantivs fort. Es gibt aber auch Substantive, bei denen a- oder i- als Bestandteil des Stammes anzunehmen ist und daher immer erhalten bleibt. Weitere Beispiele für Maskulina:
Weitere Beispiele für Feminina:
Manchmal bezeichnet ein maskuliner Ausdruck ein Kollektivum und das entsprechende Femininum das Individuum:
In einigen Fällen kann die Feminin-Ableitung die Bedeutung eines Diminutivs haben:
Arabische SubstantiveIn das Taschelhit wurden zahlreiche arabische Substantive entlehnt. Diese sind ebenfalls entweder Maskulina oder Feminina, zeigen aber in den meisten Fällen nicht die charakteristischen Präfixe, wohl aber das Femininsuffix -t. Stattdessen beinhalten sie am Anfang den arabischen bestimmten Artikel (l-, oft assimiliert, was zu einem Doppelkonsonanten führt), der allerdings die Bedeutung eines Artikels verloren hat, denn im Taschelhit wird grundsätzlich nicht zwischen bestimmten und unbestimmten Substantiven unterschieden: Beispiele für Maskulina arabischen Ursprungs:
Beispiele für Feminina arabischen Ursprungs:
PluralSubstantive unterscheiden die zwei Numeri Singular und Plural. Die Bildungsweise ist kompliziert und schwer vorhersagbar. Folgende Regeln lassen sich angeben: Die typischen Endungen lauten -ǝn für Maskulina und -in für Feminina, wobei -in die Endung -t des Singulars ersetzt. Außerdem wird bei den meisten mit a- beginnenden Substantiven dieser Vokal durch i- ersetzt, entsprechend bei Feminina ta- durch ti-. Hier ist anzunehmen, dass a- nicht zum Stamm des Substantivs gehört, sondern ein Singularzeichen ist, das durch ein Pluralzeichen i- ersetzt wird. Beispiele für Maskulina:
Beispiele für Feminina:
In anderen Substantiven bleibt ein a- hingegen stabil. Hier ist anzunehmen, dass das a- zum Stamm des Substantivs gehört:
Initiales i- und u- bleibt generell unverändert:
Viele Substantive zeigen abweichende Endungsvarianten, z. B.:
Ein weiteres Kennzeichen des Plurals kann sein, dass im Stamm ein Vokal -a- eingefügt oder ein anderer Vokal durch -a- ersetzt wird. Bei längeren Wörtern kommt auch Einfügung von -i-a- oder -u-a- vor. Bei Vorhandensein solcher Vokalwechsel wird meist auf die Pluralendung verzichtet. Beispiele für Maskulina:
Beispiele für Feminina:
Vereinzelt tritt im Plural eine Konsonantenverdopplung auf:
Einige Ausdrücke, die keines der gängigen Präfixe aufweisen, bilden ihren Plural durch Voranstellung eines Elements id-:
Ganz unregelmäßig sind u. a.:
Substantive arabischer Herkunft behalten typischerweise ihre arabische Pluralform, die z. B. im Taschelhit sonst unübliche Vokalwechsel zeigt:
Einige Substantive, darunter manche Bezeichnungen für Flüssigkeiten, kommen nur im Plural vor:
État d’annexionMit diesem französischen Begriff (etwa „verbundener Status“, die Berberologie ist traditionell französisch geprägt) wird eine spezielle Form des Substantivs bezeichnet und von der Normalform, dem état libre („freier Status“), unterschieden. Diese Form wird verwendet:
Den état d’annexion bildet man durch Veränderungen am Wortanfang. Als Beispiele werden hier Vorkommen nach Präpositionen gegeben. Die Regeln sind wie folgt: Das Nominalpräfix a- maskuliner Substantive entfällt und wird durch u- ersetzt. Das Präfix ta- femininer Substantive wird zu t(ǝ)-. In beiden Fällen geht also das a verloren:
Einige Substantive bewahren jedoch das a- bzw. ta- im état d’annexion. Sofern es sich um Maskulina handelt, bekommen sie außerdem ein Präfix w-. Es handelt sich mehr oder weniger um dieselben Substantive, die auch im Plural das a- bewahren, wenn auch beide Mengen nicht vollkommen deckungsgleich sind. Bei diesen Substantiven ist anzunehmen, dass das a- kein Präfix ist, sondern zum Stamm des Substantivs gehört:
Hier noch einmal ein Überblick über das unterschiedliche Verhalten von Substantiven mit variablem Präfixvokal und solchen mit konstantem (zum Stamm gehörigem) Vokal:
Beim Nominalpräfix i- gibt es in ähnlicher Weise solche Substantive, die es verlieren (i- ist Präfix) und solche, die es erhalten (i- gehört zum Stamm). Dies ist am besten bei Feminina erkennbar:
Im Prinzip sind bei Maskulina ebenfalls zwei Gruppen festzustellen, nämlich solche Substantive, die das i- bewahren, und solche, die es zu yi- verändern:
Der recht subtile Unterschied zwischen i- und yi- ist allerdings nicht bei allen Sprechern hörbar. Man geht davon aus, dass der état d’annexion maskuliner Substantive auf i- generell mit dem Präfix y- gebildet wird. igǝr „Feld“ hat einen konstanten Vokal, zu dem das y- hinzukommt. ifri „Höhle“ hat einen variablen Vokal, der abfällt, woraufhin sich theoretisch ein *y-fri ergibt, das dann aber wieder als ifri realisiert wird. Der Plural der Substantive auf i- offenbart diesen Unterschied überhaupt nicht, da das Pluralpräfix ebenfalls i- lautet und man nicht erkennen kann, ob der Anlaut i- erhalten bleibt oder ob er abfällt und durch das Pluralpräfix ersetzt wird:
Maskuline Substantive auf u- bilden den état d’annexion auf wu-:
Das Pluralpräfix i- gilt als nicht konstant, fällt also im état d’annexion ab:
Bei Maskulina bleibt das i- scheinbar erhalten; in Wirklichkeit handelt es sich aber um eine Realisierung des y-:
Substantive, die keinen der regulären Präfixvokale haben, darunter insbesondere auch die Substantive arabischer Herkunft, bleiben im état d’annexion unverändert:
DemonstrativumDas Demonstrativum wird durch unveränderliche Suffixe am Substantiv wiedergegeben und gilt für Singular und Plural, z. B. -ad „dieser“, „diese“:
PossessionNominale PossessionIm Taschelhit folgt, wie in allen Berbersprachen, der Possessor immer auf das Possessum. Wenn der Possessor nominal ist, geht ihm das Verbindungselement n voran (etwa als Präposition „von“ zu verstehen), und der Possessor tritt in den état d’annexion. Das n wird dem folgenden Konsonanten oft assimiliert:
Pronominale PossessionBei pronominalem Possessor werden die Possessivsuffixe verwendet, die oben im Abschnitt „Personalpronomen“ aufgeführt sind:
-inu „mein“ lautet nach Vokal nur -nu:
VerwandtschaftsterminiEs existieren eine Reihe von Verwandtschaftstermini, die folgende Besonderheiten aufweisen:
Beispiele:
Ebenso verhalten sich imma „(meine) Mutter“, illi „(meine) Tochter“, gwma „(mein) Bruder“ und ultma „(meine) Schwester“. Durch die Begriffe „mein Bruder“ gw-ma und „meine Schwester“ ult-ma dokumentiert das Berberische die alte Verwandtschaftsbeziehung der berberischen Gesellschaft, die über die Mutter läuft. Denn gw-ma heißt wörtlich: „der Sohn meiner Mutter“ und ult-ma heißt „die Tochter meiner Mutter“. Die ganze Verwandtschaft läuft über die Mutter, und selbst der Onkel mütterlicherseits spielt eine sehr große Rolle für die Kinder seiner Schwester. Man sollte diese Ausdrücke besser so schreiben: U-ma (mein Bruder = Sohn meiner Mutter) und Ult-ma (meine Schwester = Tochter meiner Mutter). Die Ausdrücke u „Sohn von“ und ult „Tochter“ sowie deren Plural ayt „Söhne von“ und ist „Töchter“ von bilden die Besonderheit des Berberischen insgesamt:
VerbImperativDer Imperativ Singular stellt die kürzeste Form des Verbs dar und ist identisch mit dem Stamm. Man bildet zwei Pluralformen mit Hilfe der Endungen -at (maskulin) bzw. -amt (feminin):
PersonalaffixeDas Verb nimmt Personalaffixe an, die mit dem Subjekt kongruieren. Wie in anderen Berbersprachen auch stehen diese teils vor und teils hinter dem Verb. Die Affixe sind für alle Verben und Tempora dieselben. Da sie das Subjekt eindeutig bezeichnen, kann im Gegensatz zum Deutschen meist auf zusätzliche Subjektpronomina verzichtet werden. Die folgende Tabelle gibt die Affixe in Isolation an sowie beispielhaft für das Präteritum der beiden Verben ǝfk „geben“ und skǝr „tun“. Generell ist die Einfügung und das Umspringen des ǝ-Vokals zu beobachten, um die Silbenstruktur zu verbessern.
StammformenDie wichtigsten Stammformen der Verben sind der Aorist, das Präteritum, die nach der Negation ur „nicht“ verwendete Variante des Präteritums, sowie der Durativ. Im Folgenden werden diese Formen immer in der 3. Pers. sg. mask., also mit dem Präfix i- (y-), angegeben. Die Form des Aorist ohne dieses Präfix ist mit dem Imperativ identisch. Insgesamt ist die Bildung des Durativs am schwierigsten. Hier gibt es auch nicht selten mehrere Varianten und Dialektunterschiede. Die Stämme vieler Verben bestehen aus drei Konsonanten und enthalten als Vokal nur ǝ. Das übliche Muster ist hier, dass Aorist und Präteritum gleich sind, das negierte Präteritum aber ein -i- vor dem letzten Konsonanten einfügt. Im Durativ kann der mittlere Konsonant verdoppelt (gelängt) werden:
Andere Verben haben im Durativ keine Konsonantenverdopplung, sondern fügen zwischen dem zweiten und dritten Konsonanten den Vokal -a- ein:
Wieder andere Verben zeigen im Durativ ein Präfix tt-. Dies betrifft insbesondere solche Verben, deren erste beide Konsonanten identisch sind:
Wieder andere Verben kombinieren im Durativ das tt-Präfix mit dem -a-Infix. Dies betrifft besonders einen Großteil der Verben arabischen Ursprungs:
Andere Stämme besitzen nur zwei Konsonanten und als Vokal ebenfalls nur ǝ. Die meisten dieser Verben fügen im Präteritum (aber nicht im Aorist) einen variablen Vokal an. Dieser lautet in der 1.Pers.sg. und 2.Pers.sg. -i, in den anderen Personen -a, im negierten Präteritum durchgängig -i. Ein vollständig durchkonjugiertes Beispiel für ein Verb mit variablem Vokal (ǝfk „geben“) findet sich oben in dem Abschnitt „Personalaffixe“. Im Durativ kann der zweite Konsonant verdoppelt und ein -a dahintergestellt werden:
Andere Stämme dieser Art verdoppeln im Durativ nicht den zweiten, sondern den ersten Konsonanten und fügen -a- dann auch nach diesem ein. Diese Verben konjugieren teils nach dem Typus skǝr „tun“, teils nach dem Typus ẓǝr „sehen“, also mit variablem Vokal im Präteritum:
Verben auf -i sind eigentlich als Verben auf -y aufzufassen, in denen *-ǝy nur als -i realisiert wird. Sie sind im Grunde regelmäßig, allerdings klingen -i und -iy gleich, so dass die Sonderform des negativen Präteritums entfällt:
Die meisten Verben auf -u haben hingegen im Präteritum anstelle des -u einen variablen Vokal. Sie tendieren zur Durativbildung mit Konsonantenverdopplung:
Anstelle des ersten Konsonanten kann ein Vokal stehen. Dieser lautet im Aorist a-, im (positiven wie negativen) Präteritum u-. Der Durativstamm solcher Verben beginnt in der Regel mit tta-:
Einige Verben dieser Art haben zusätzlich einen variablen Vokal im Präteritum:
oder stellen (wie der Typ ibnu „bauen“) ein -u des Aorists einem variablen Vokal im Präteritum gegenüber:
Dann gibt es Verben, deren Stamm im Aorist mit i-, im Präteritum ohne diesen Vokal beginnt. Das Präteritum zeigt stattdessen bei einigen Verben eine Konsonantenverdopplung:
Einige Präteritalformen solcher Verben:
Auch ein Vokal innerhalb der Wurzel kann sich zwischen Aorist und Präteritum verändern. Hier sind mehrere Ablauttypen belegt:
Manche Verben sind „starr“ und benutzen im Aorist und positiven wie negativen Präteritum denselben Stamm:
Bei manchen Verben ist zu beobachten, dass ein anlautender Labial im Durativ entfällt und an seiner Stelle der Vokal a erscheint:
Schließlich gibt es Verben, die Mischtypen verschiedener Art darstellen oder sonst unregelmäßig sind. Beispiele:
AoristDer einfache Aorist hat keine eigenständige Tempusbedeutung, sondern setzt das Tempus eines vorhergehenden Verbs fort. Im folgenden Beispiel setzt es einen Imperativ fort: ftu s-lǝmdint taḍut s-tgǝmmi-nnǝk Sehr oft wird der Aorist mit einem Präfix ad- kombiniert, was dann einer Wunschform entspricht:
Das auslautende -d dieses Präfixes wird vor t- und n- assimiliert, und vor i-/y- in der 3.Pers.sg.mask. kann es ganz ausfallen (dieser Ausfall findet nicht in allen Dialekten statt):
Diese Form steht auch nach Modalverben; man kann sich dann ad- etwa als Entsprechung des deutschen „dass“ denken:
Wenn noch ein r- davorgesetzt wird (das wohl aus iri „wollen“ verkürzt ist), entsteht eine Futurform:
DurativDer Durativ wird normalerweise mit einem Präfix ar kombiniert. Diese Form bezeichnet eine gerade verlaufende oder eine wiederholte Handlung und entspricht oft unserem Präsens:
Man kann aber ganz generell die meisten Verbalformen anstatt vom normalen Stamm auch vom Durativstamm bilden, wobei das Element ar dann fehlt. Dies betrifft den Imperativ:
Aber auch eine Wunschform auf Durativbasis ist möglich (dann mit Präfix ad- statt ar-). Solche Bildungen werden aber selten verwendet. PartizipDas Verb bildet eine Form, die als Partizip bezeichnet wird. Man kann sie mit einem Relativsatz übersetzen, dessen Subjekt mit dem Bezugswort identisch ist. Das Partizip des Präteritums hat zwei Formen:
Manche Sprecher verwenden die Pluralform nicht und gebrauchen immer die erstgenannte Form. Beispiele:
Weiter gibt es ein Partizip des Futurs, das mit r-a + der 3.Pers.sg.mask. des Aorists gebildet wird (hier ist keine Pluralform gebräuchlich):
Schließlich kann auch vom Durativstamm ein Partizip gebildet werden. Dieses hat dann kein Element ar:
AdjektivAdjektive zerfallen im Taschelhit in zwei Untergruppen: eine, die sich mehr wie Verben, und eine, die sich mehr wie Substantive verhält. Verbartige AdjektiveHierher gehören məqqur „groß sein“, məẓẓiy „klein sein“, ʕdəl „gut sein“ und viele weitere Adjektive. Wenn sie prädikativ verwendet werden, nehmen sie dieselben Personalaffixe an wie Verben:
Wenn sie attributiv verwendet werden, stehen sie nach dem Bezugswort, und zwar in der Form des Partizips:
Substantivartige AdjektiveDiese Gruppe der Adjektive bildet wie die Substantive zwei Genera und Numeri. Hierzu gehören vor allem die Farbadjektive. Beispiele:
Das Adjektiv steht nach seinem Bezugswort und kongruiert mit ihm:
In prädikativer Funktion erscheint es mit dem Hilfsverb ga:
Direktes ObjektNominales direktes ObjektDas nominale direkte Objekt steht in der Normalform des Substantivs (état libre) ohne besondere Markierung. Pronominales direktes ObjektDer pronominale Akkusativ wird durch Suffixe am Verb wiedergegeben, die oben im Abschnitt „Personalpronomen“ aufgelistet sind:
DativNominaler DativDer nominale Dativ wird mit der Präposition i gebildet. Pronominaler DativDer pronominale Dativ wird durch Suffixe am Verb wiedergegeben, die oben im Abschnitt „Personalpronomen“ aufgelistet sind:
Wenn ein Dativsuffix und ein Akkusativsuffix vorhanden sind, steht das Dativsuffix zuerst:
PräpositionenEinfache PräpositionenDas Taschelhit besitzt Präpositionen. Auf diese folgt entweder ein Substantiv, das dann im état d’annexion erscheint, oder ein Suffixpronomen (Formen siehe oben im Abschnitt „Personalpronomen“). Die meisten Präpositionen haben vor Substantiv und vor Suffixpronomen unterschiedliche Stämme:
d „mit“ kann auch für „und“ stehen:
Es kann aber keine zweite Präposition darauf folgen, wohingegen man bei der Koordination im Deutschen die Präposition gerne wiederholt:
Die Präposition dar „bei“ dient, meist zusammen mit dem Verb ili „(an einem Ort) sein“, als Entsprechung unseres „haben“:
Arabische PräpositionenEinige Präpositionen sind arabischen Ursprungs und verhalten sich anders: Nach ihnen steht das Substantiv im état libre, und das Pronomen wird nicht in Form eines einfachen Suffixes, sondern eines Possessivsuffixes angehängt:
KomplexpräpositionenDurch die Verbindung einfacher Präpositionen mit Lokalausdrücken kann man komplexe Präpositionen bilden:
VerbalsatzDie normale Wortstellung im Satz mit verbalem Prädikat ist entweder Verb-Subjekt-Objekt oder Subjekt-Verb-Objekt. Das Subjekt steht im état d’annexion, wenn es dem Verb folgt, sonst im état libre:
irgazǝn-ad kǝrzǝn igran NichtverbalsatzWenn ein Substantiv als Prädikat auftritt, erscheint normalerweise das Verb ga als Kopula:
In speziellen Wendungen kann die Kopula fehlen:
Bei einer Ortsbezeichnung als Prädikat verwendet man das Verb ili „(an einem Ort) sein“:
NegationDie Negation lautet ur „nicht“. Sie steht vor dem Verb. Wenn das Verb im Präteritum steht, nimmt es in Verbindung mit ur oft eine besondere Form an, wie oben dargestellt.[7]
Die Wunschform mit ad- wird verneint durch ad-ur-:
Der Imperativ kann nicht negiert werden. Stattdessen tritt die verneinte Wunschform ein:
Das Futur mit r-ad- wird verneint durch ur r-ad-:
Im Durativ wird ur-ar- zu ur-a:
RelativsatzDas Bezugswort eines Relativsatzes erhält meist das Suffix -ǝlli, das etwa unserem „der/die/dasjenige“ entspricht. Wenn das Bezugswort des Relativsatzes gleichzeitig sein Subjekt ist, wird das oben besprochene Partizip verwendet: argaz-ǝlli ikǝrzǝn igǝr irgazǝn-ǝlli kǝrznin igǝr tamɣart-ǝlli r-a-yili ɣ-tgǝmmi Wenn das Bezugswort das Objekt im Relativsatz ist, wird einfach die normale Verbform verwendet: argaz-ǝlli zriɣ Wenn das Bezugswort Komplement einer Präposition ist, so wird die Präposition an den Anfang des Relativsatzes gezogen. Diese Konstruktion ist für uns gewöhnungsbedürftig, aber auch in anderen Berbersprachen üblich: tigǝmmi-lli ɣ izdǝɣ aḥanu-lli ɣ illa baba ssuq-ǝlli s r-ad-ftun Wenn das Bezugswort das Dativobjekt im Relativsatz ist, so erscheint am Anfang des Relativsatzes das Element mu (statt i): argaz-ǝlli mu zzǝnziɣ ayyis-inu FokusNicht unwichtig ist im Taschelhit eine Fokuskonstruktion, die folgenden Aufbau hat: fokussiertes Element + Kopula ad (deren d vor i- entfällt und vor manchen Konsonanten assimiliert wird) + Partizip. In der Fokuskonstruktion wird die Pluralform des Partizips nicht verwendet. Beispiele: nǝttni a izrin nǝttni ar r-a-izri FragesatzWortfragenGängige Fragewörter sind z. B. m „wer; was“, mǝnšk „wie viel“, manaku „wann“. Fragen mit Fragewort müssen grundsätzlich die Form einer Fokuskonstruktion haben. Wenn das Fragewort Subjekt ist, steht das Verb also im Partizip: m a innan awal-ad mǝnšk n-waman a illan ɣ-wanu m a illan Wenn das Fragewort Objekt ist, steht kein Partizip: m at tǝskǝrt mǝnšk at tǝššit Dieselbe Konstruktion in: manaku ar r-a-iftu Präpositionen stehen gemäß der üblichen Regel am Anfang des Relativsatzes: m ad d isawl m ad dar insa m a mu tǝnnit awal-ad „Wo?“ und „wohin?“ werden in analoger Weise mit den Präpositionen ɣ „in“ bzw. s „zu“ ausgedrückt (oder vereinfacht gesagt, „wo“ heißt maɣ und „wohin“ heißt mas): m a ɣ izdǝɣ m a s ifta „Warum?“ kann durch „worauf?“ ausgedrückt werden (oder vereinfacht gesagt, „warum“ heißt maf): m a f tukwǝrt SatzfragenSatzfragen werden durch das Wörtchen is eingeleitet: is tǝftit s-ǝssuq iḍgam is tgit ašǝlḥi? Das Element is kann im Übrigen auch „dass“ bedeuten:
EnklitikaBestimmte Elemente wie akkusativische oder dativische Objektsuffixe sowie Kombinationen von Präposition und Personalsuffix gelten als Enklitika. Sie stehen im Prinzip an der zweiten Stelle im Satz, also normalerweise nach dem Verb. Wenn dem Verb aber z. B. eine Partikel wie ur „nicht“, is (Frage), ǝlli (Relativpartikel) oder ein Fragepronomen vorausgeht, so stehen die Enklitika direkt nach diesem.[8] Beispiele:
afrux-ǝlli-t yutǝn ak-k iʕawn rǝbbi WortschatzEinige Elemente aus dem Grundwortschatz; Verben sind im Imperativ zitiert:
Das Taschelhit besitzt nicht nur zahlreiche arabische Fremdwörter, sondern auch eine beträchtliche Zahl von lateinischen Entlehnungen aus der Antike. Viele davon gehören in den Bereich der Landwirtschaft. Soweit es sich um Substantive handelt, wurden sie oft mit dem Präfix a- oder i- (bei Feminina ta-) versehen. Beispiele:
Hierzu gehören auch alle zwölf Monatsnamen, welche folgendermaßen lauten: innayr, brayr, mars, ibril, mayyuh, yunyuh, yulyuz, ɣušt, šutanbir, ktubər, nuwanbir, dužanbir. Literatur
WeblinksWiktionary: Chleuh – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Schilh – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Taschelhit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise und Anmerkungen
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