Die Stadt liegt in der historischen Landschaft Kujawien, etwa 18 Kilometer südlich von Inowrocław (Hohensalza), an der Gnesener Seenplatte (Pojezierze Gnieźnieńskie), etwa 90 Kilometer ostnordöstlich der Stadt Posen.
Geschichte
Eine Siedlung ist für das 11. Jahrhundert nachgewiesen. Im 12. Jahrhundert stiftete der Woiwode Piotr Włostowic dort eine Kirche Zum Heiligen Kreuz. Vielleicht 1133 – wie es Jan Długosz in seiner Chronik angibt –, wohl eher aber Ende des 12. Jahrhunderts wurde mit der Rotunde des hl. Prokop eine weitere Kirche errichtet, die eines der ältesten romanischen Bauwerke Kujawiens darstellt. Der Ort gehörte zunächst dem Kloster der Regularkanoniker in Trzemeszno, dann den Prämonstratenser-Chorfrauen, die dort ein Kloster unterhielten (1148–1838). In jener Zeit entstand die 1216 geweihte Dreifaltigkeitskirche. In Urkunden wird die Ortschaft 1224 Strelina und 1238 sowie 1308 Strelna genannt.[2] 1231 wird Strzelno als „opidum“ bezeichnet,[3] verfügte also über das Stadtrecht.
Mit der Ersten Teilung Polens fiel Strzelno 1772 an Preußen. Aus den Besitzungen des Klosters, das dafür eine Pachtgebühr von 1713 Talern erhob, wurde das Domänenamt Strzelno gebildet, das dicht bei der Stadt lag.[4] 1821 hatte Strschelno eine evangelisch-katholische Simultanschule.[5] Das Domänenamt existierte weiter.[6] 1837 wurde das Prämonstratenser-Nonnenkloster aufgelöst.
Seit 1886 erlebte Strelno als Kreisstadt (bis 1932) einen wirtschaftlichen Aufschwung, zu dem auch der Anschluss ans Eisenbahnnetz der Preußischen Staatsbahn 1892 beitrug. Um 1910 hatte Strelno eine evangelische Pfarrkirche, eine katholische Pfarrkirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, eine Höhere Knabenschule, eine Höhere Mädchenschule, Getreidehandel und Viehmärkte, eine Molkerei, Mühlen, eine Brauerei, Holzsägewerke, Ziegeleien und verschiedene Fabriken.[7]
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Strzelno nach dem Posener Aufstand und aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags an die Zweite Polnische Republik abgetreten. 1939 wurde die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt; anschließend wurde Strelno wieder dem Deutschen Reich einverleibt. Die Stadt wurde dem Reichsgau Wartheland zugeordnet. Während des Zweiten Weltkriegs wurden zahlreiche polnische Staatsbürger erschossen; die Leichen wurden 1944 in aller Eile exhumiert und verbrannt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Strelno im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt und kurz danach von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen.
Demographie
Bevölkerungsentwicklung bis 1921
Jahr
Einwohner
Anmerkungen
1783
0735
Stadt, mit der Vorstadt insgesamt 136 Feuerstellen (Haushaltungen), Einwohner sind größtenteils Polen, darunter dreißig deutsche protestantische Familien[8]
davon 250 Evangelische, 646 Katholiken und 92 Juden;[5] nach anderen Angaben 157 Feuerstellen, 1183 Einwohner, darunter 340 Lutheraner, im Kloster nur noch zwanzig Nonnen[2]
am 1. Dezember, davon 927 Evangelische, 2973 Katholiken und 432 Juden[11]
1890
4176
darunter 887 Evangelische, 2942 Katholiken und 347 Juden (2600 Polen)[10]
1905
4897
am 1. Dezember, darunter 1160 mit deutscher Muttersprache (1017 Evangelische, 143 Katholiken), 3559 mit polnischer Muttersprache (vier Evangelische, 3554 Katholiken) und 151 Juden[12]
1910
5094
am 1. Dezember, davon 1480 mit deutscher Muttersprache (1231 Evangelische, 104 Katholiken, vier sonstige Christen und 141 Juden) und 3583 mit polnischer Muttersprache (sämtlich Katholiken)[13][14]
Sehenswürdigkeiten
Rotunde des hl. Prokop. Eine der interessantesten romanischen Kirchen Kujawiens. Von den verschiedenen Umbauten und Stiländerungen der vergangenen Jahrhunderte wurde das Bauwerk 1925 größtenteils bereinigt.
Strelno, Kreisstadt, Regierungsbezirk Bromberg, Provinz Posen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Strelno (meyersgaz.org).
Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 456–458 (Google Books).
Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Band 2: Topographie von Westpreußen. Marienwerder 1789, S. 93–94, Ziffer 7.) (Google Books).
↑Otto Dalchow: Die Städte des Warthelandes. Ein Beitrag zur Siedlungskunde und zur Landeskunde der Provinz Posen. Noske, Borna / Leipzig 1910, S. 98.
↑ abcdefHeinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 456–458 (Google Books)
↑Otto Dalchow: Die Städte des Warthelandes. Ein Beitrag zur Siedlungskunde und zur Landeskunde der Provinz Posen. Noske, Borna / Leipzig 1910, S. 114.
↑ abAugust Karl von Holsche: Der Netzedistrikt, ein Beytrag zur Länder- und Völkerkunde mit statistischen Nachrichten. Königsberg 1793, S. 118, Ziffer 11 (Google Books).
↑ abcdAlexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Ausgearbeitet und herausgegeben von Alexander August Mützell. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 392–399, Ziffer 721 (Google Books)
↑Strelno, Kreisstadt, Regierungsbezirk Bromberg, Provinz Posen, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Strelno (meyersgaz.org).
↑Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil, welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Kantersche Hofdruckerei, Marienwerder 1789, S. 93–94, Ziffer 7 (Google Books).
↑Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 608 (Google Books).
↑ abcMichael Rademacher: Pos_strelno. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band V: Provinz Posen, Berlin 1888. Regierungsbezirk Bromberg, 37. Kreis Strelno, S. 230–231, Ziffer 2 (Google Books).
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für die Provinz Posen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1908, 37. Kreis Strelno, S. 180–181, Ziffer 2 (Google Books).
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft V: Regierungsbezirk Bromberg, 10. Kreis Strelno, S. 44–45, Ziffer 2 (Google Books).