Die Strophanthus-Arten sind verholzende Pflanzen: sie wachsen als Sträucher oder kleine Bäume, meist in Waldgebieten; Sie können jedoch auch als Lianen an Bäumen klettern und so bis zu den Baumwipfeln wachsen.
Die gestielten, gegenständigen oder wirteligen, meist kahlen Laubblätter sind einfach. An den Blattstielen, Sepalen und an den Deckblättern können Colleteren vorhanden sein.[1]
Es werden meist endständige Blütenstände, Zymen gebildet. Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kronblätter sind röhrig verwachsen. Es können Saftmale in der Kronröhre vorhanden sein. Die fünf Kronzipfel sind bei manchen Arten mit schmalen und teils sehr langen Anhängseln versehen (Schwänzen). Bei manchen Arten ist eine Nebenkrone vorhanden. Die Kelchblätter sind meist frei.[2]
Der Fruchtknoten ist halbunterständig oder seltener oberständig, der Griffel bildet manchmal eine „Clavuncula“ (Griffel-, Narbenkopf) aus. Die Antheren bilden manchmal eine zusammenhängende, geschlossene und kegelige Kappe aus welche die „Clavuncula“ einschließt.[1]
Es werden Balgfrüchte gebildet, wobei oft zwei Früchte zusammenhängen (Schizocarp, Mericarp). Die länglichen, spindelförmigen Samen besitzen oft einen behaarten, federigen Fortsatz (auch Schnabel oder Granne genannt, mit einem Haarschopf, Coma).
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Strophanthus wurde durch Augustin Pyrame de Candolle aufgestellt. Synonyme für StrophanthusDC. sind: CercocomaWall. ex G.Don, ChristyaWard & Harv., RoupelliaWall. & Hook. ex Benth., Roupellina(Baill.) Pichon, ZygonerionBaill.
Die meisten der 38 bis 48 Strophanthus-Arten sind in Afrika zu finden. Einige Arten sind in Asien beheimatet.[3]
Strophanthus caudatus(L.) Kurz (Syn.: Strophanthus dichotomusDC., Strophanthus cumingiiA.DC., Strophanthus scandensReinw. & Schult.): Sie kommt von Indochina bis Neuguinea und in China vor.[3]
Strophanthus gratus(Wall. & Hook.) Baill. (Syn.: Strophanthus glabra oder Strophanthus glaberCornu ex Holmes, Roupellia grata): Sie kommt im tropischen Westafrika und im westlich-zentralen tropischen Afrika vor.[3]
Strophanthus hispidusDC.: Sie kommt vom tropischen Westafrika bis Tansania und dem südwestlichen Angola vor.[3]
Strophanthus sarmentosusDC. (Syn.: Strophanthus glabriflorus(Monach.) Monach., Strophanthus sarmentosus var. glabriflorusMonach.): Sie kommt vom tropischen Westafrika bis Uganda und dem nordwestlichen Angola vor.[3]
Strophanthus singaporianus(Wall. ex G.Don) Gilg (Syn.: Strophanthus brevicaudatusWight): Sie kommt von Malaysia bis Borneo vor.[3]
Strophanthus speciosus(Ward & Harv.) Reber (Syn.: Strophanthus capensisA.DC.): Sie kommt vom östlichen Simbabwe bis Südafrika vor.[3]
Die in Zentralafrika heimischen Strophanthus-Arten fanden zunächst nur zur Herstellung von Pfeilgiften Verwendung. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts erkannte der Afrikaforscher David Livingstone die pulsverlangsamende Wirkung dieser Droge. In den Jahren 1887–1890 stellte Sir Thomas Richard Fraser fest, dass es sich beim Wirkstoff der Strophanthus-Arten um ein Glykosid handelt. Die Isolierung des ersten amorphen Strophanthins gelang Catillon 1888. Im Jahr 1905 setzte Albert Franckel (1864–1938) das aus Strophanthussamen gewonnene k-Strophanthin als intravenöses Therapeutikum ein, das bis heute wegen seines schnellen Wirkungseintritts in der Akutmedizin verwendet wird.[4]
Medizinische Bedeutung / Toxikologie
Die Strophanthus-Arten enthalten pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe. Neben dem AlkaloidInoein enthalten mehrere der Arten (Strophanthus eminii, Strophanthus kombe, Strophanthus hispidus und Strophanthus gratus) giftige herzwirksame Glykoside, die Strophanthine, die zu den Herzglykosiden gezählt werden. Sie sind hauptsächlich in den Samen (Strophanthi Semina) oder im Latex zu finden. Unterschieden werden die verschiedenen Strophanthin-Strukturen durch einen vorangestellten Buchstaben, der auf die Art hinweist, in der das jeweilige Glycosid hauptsächlich vorkommt:
Strophanthus kombe enthält k-Strophanthin (außerdem sind Helveticosid (Erysimin) und Cymarin enthalten)
Strophanthus gratus enthält g-Strophanthin (engl. = ouabain)
Strophanthus eminii enthält e-Strophanthin
Strophanthus hispidus enthält h-Strophanthin
Diese Gifte wurden als Pfeilgifte in Afrika benutzt. Etwa 50 µg sind für ein Meerschweinchen tödlich (zirka 250 µg je kg Körpergewicht). Es gibt kein Gegenmittel, und die Giftigkeit ist höher als die von Schlangengiften. Bewohner Ostafrikas gewannen aus der Rinde des Afrikanischen Affenbrotbaumes (Adansonia digitata) jedoch einen bis jetzt unbekannten Wirkstoff, der sie vor der Wirkung der Strophanthus-Pfeilgifte schützen sollte.
g-Strophanthin und k-Strophanthin werden in der Medizin bei Herzschwäche eingesetzt; g-Strophanthin oral und k-Strophanthin intravenös. Außer in Strophanthus gratus kommt g-Strophanthin (Ouabain) auch in Acokanthera ouabaio vor.
Das Aglykon des k-Strophanthins, das ebenfalls sehr giftige k-Strophanthidin, ist in dem auch im europäischen Raum heimischen Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis) enthalten.
Quellen
Literatur
Bingtao Li, Antony J. M. Leeuwenberg, David J. Middleton: Apocynaceae.: Strophanthus, S. 177–179 – textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 16: Gentianaceae through Boraginaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 1995, ISBN 0-915279-33-9.
Einzelnachweise
↑ abH. J. Beentje: A monograph on Strophanthus DC. (Apocynaceae). Dissertation, Wageningen, 1982, online (PDF; 13 MB), auf edepot.wur.nl, abgerufen am 8. März 2019.
↑J. Cullen u. a.: The European Garden Flora. Vol. VI: Dicotyledons Teil IV, Cambridge University Press, 2000, 2004, ISBN 0-521-42097-0, S. 42 f.