StrömungsretterEin Strömungsretter (SR) ist ein speziell ausgebildeter Wasserretter, der zur Wildwasserrettung eingesetzt wird. Bei der Wasserwacht wird er auch Fließwasserretter genannt, bei der Österreichischen Wasserrettung Wildwasser-Retter (WW-R), bei der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft Freiwasserretter (FWR I). Er kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein Rettungseinsatz für einen normal ausgebildeten Rettungsschwimmer mit dem Rettungsschwimmabzeichen in Silber zu gefährlich wird oder dessen Ausbildung für die Begebenheit nicht mehr ausreicht. Dies ist meistens bei Notfällen in stark strömendem Gewässer, Wildwasser und Hochwasser der Fall. Strömungsretter werden im Gegensatz zu Rettungsschwimmern immer im Team eingesetzt. Zum Eigenschutz besitzen sie eine spezielle Ausrüstung, die sie vor Kälte und Verletzungen schützen soll. Die Strömungsretterausbildung ist Voraussetzung für den Luftretter. GeschichteDer Strömungsretter (Swiftwater & Flood Rescue) kommt ursprünglich aus den USA. Dort wurde 1979 der Swiftwater Rescue Technician (SRT) (deutsch: „Rettungstechniker für schnelles Wasser“) eingeführt, die seitdem hauptsächlich von den für Katastrophenhilfe zuständigen Berufsfeuerwehren ausgebildet werden. Die National Fire Protection Association hat in den USA die „NFPA 1670“ herausgebracht, eine Art Unfallverhütungsvorschrift. Diese Richtlinie gleicht den SRT-Richtlinien, die Ausbildung und Einsatz regeln. Rettungsschwimmer mit einem Rettungsschwimmabzeichen in Silber oder Gold hätten nicht die nötige Ausbildung und Erfahrung für Einsätze in schnell fließenden Gewässern und würden sich einem zu hohen Risiko aussetzen. Aus diesem Grunde bildet seit 1979 Rescue 3 in den USA und seit 1997 Rescue 3 International Retter als „Swiftwater Rescue Technicians“ in Deutschland und Österreich aus. Ihre SRT-Kurse sind seit 2001 ins Deutsche übersetzt. Nach dem Elbehochwasser 2002 erschienen auch in Deutschland SRT-Kurse notwendig, sodass seit September 2005 die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Wasserwacht in Anlehnung an die amerikanischen Swiftwater Rescue Technician und an die „NFPA 1670“ in Deutschland Strömungsretter ausbildet. Dazu wurde im Jahr 2004 ein Konzept entworfen. 2008 wurde die Weiterbildung zum Luftretter eingeführt. AusrüstungDie Ausrüstung eines Strömungsretters ist sehr umfangreich. Außer der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) sind die Ausrüstungsgegenstände jeweils in Abhängigkeit vom Auftrag unterschiedlich. Die PSA ist bei allen Ausbildungen und Einsätzen zu tragen. Persönliche Schutzausrüstung (PSA)Die Mindestausstattung eines Strömungsretters besteht aus einem Neoprenanzug, der ihn vor Unterkühlung und Verletzungen schützen soll, Handschuhen für die Seilführung, und geeignetem Schuhwerk, meist speziellen Neoprenstiefeln oder Trekkingschuhen mit Neoprensocken, einem speziellen Strömungsretterhelm mit Schlitzen, einer Schwimmbrille sofern benötigt, einer Signalpfeife, einer Wildwasserweste mit Panikverschluss, einem Messer oder Leinenkapper, damit er sich im Notfall vom Sicherungsseil losschneiden kann, einem Wurfsack und einem persönlichen Erste-Hilfe-Set für Selbst- und Kameradenrettung sowie für Sofortmaßnahmen am Unfallort. Bei Nachteinsätzen kommen zusätzlich Signalblitzer und Knicklichter zum Einsatz. Erste Hilfe-AusrüstungUm Verletzte vor Ort schnell versorgen zu können, führt ein Strömungsrettertrupp meist ein Spineboard und/oder ein Rettungstuch sowie einen wasserdichten Sanitätskoffer mit sich. Für den Umfang der Erste Hilfe-Ausrüstung hat die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft eine Empfehlung für jeden einzelnen Strömungsretter, Strömungsrettertrupps und -gruppen herausgegeben. Weiteres Material kann bei Bedarf eingesetzt werden. RettungsgeräteDie wichtigsten Rettungsgeräte sind Seile in Kombination mit Winden, Seilrollen, Seilklemmen und Karabinerhaken zur Absicherung. Oft werden diese mit Abseilgeräten oder Flaschenzugsystemen verwendet. Hier kommen auch Korbtragen zum Einsatz, um Patienten sicher am Seil transportieren zu können. Auch Raftboote werden genutzt, um Personal und Material transportieren zu können. Für die gerettete Person werden zudem eine Rettungsweste und ein Helm zur Sicherung benötigt. Bei Nachteinsätzen ist es wichtig, die Unfallstelle gut auszuleuchten. In diesen Fällen wird ein Notstromaggregat sowie ein Beleuchtungssystem benötigt. AusbildungDeutschlandSeit September 2005 bildet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Strömungsretter in drei Stufen aus. Die Ausbildung ist eine Zusatzausbildung zur Fachausbildung Wasserrettungsdienst. Ausbildungsvoraussetzungen sind die bestandene Ausbildung zum Wasserretter und körperliche Fitness, die z. B. mit dem Cooper-Test oder einer Schwimmprüfung nachzuweisen ist. Vorteilhaft ist auch eine Grunderfahrung im Klettern insbesondere der Abseiltechniken. Alle Lehrgänge beinhalten einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der Lehrgang „Strömungsretter Stufe 1“ (SR1) ist der Grundlehrgang im Bereich Strömungsrettung. Er beinhaltet die Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen und Fertigkeiten zur Selbst- und Fremdrettung, insbesondere:
Die Ausbildung zum SR1 wird in den Untergliederungen vorgenommen (Festlegung der ReFa 2010). Der „Strömungsretter Stufe 2“ (SR2) baut auf dem SR1-Lehrgang auf und beinhaltet hauptsächlich die Ausbildung zur Truppführung und vertieft technische Inhalte. Die Ausbildung erfolgt ausschließlich auf Ebene der Landesverbände. Die abgeschlossene SR2-Ausbildung ist Voraussetzung für die Luftunterstützte Wasserrettung. Der „Strömungsretter Stufe 3“ (SR3) baut seinerseits auf dem SR2-Lehrgang auf und bildet seine Teilnehmer zur Lehrbefähigung aus, sodass diese SR1- und SR2-Lehrgänge durchführen können. Er wird von der Bundesebene der DLRG ausgebildet. Die Wasserwacht bietet den Lehrgang „Rettung an fließenden Gewässern“ an. Absolventen werden danach „Fließwasserretter“ oder auch „Strömungsretter“ genannt. Voraussetzung für den Lehrgang ist ein Mindestalter von 17 Jahren, ein Rettungsschwimmabzeichen in Silber und ein Erste-Hilfe-Kurs. Die Ausbildung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Sie ist wie bei der DLRG Voraussetzung für die Luftunterstützte Wasserrettung. ÖsterreichDie Österreichische Wasserrettung (ÖWR) bietet eine Ausbildung zum Wildwasser-Retter (WW-R) an. Sie baut auf die Ausbildung zum Fließwasser-Retter (FW-R) auf, in der bereits einiges über die Bewegung am und im Fließgewässer und über Knotenkunde sowie dem Umgang mit dem Panikverschluss vermittelt wird. Die Ausbildung ist sehr umfangreich und kann nur von volljährigen Mitgliedern der österreichischen Wasserrettung absolviert werden. Sie gliedert sich in Vorbereitungslehrgänge, Grundausbildungslehrgänge sowie Fortbildungs- und Spezialisierungslehrgänge. Prüfungsinhalte sind – im Gegensatz zur Ausbildung des Fließwasser-Retters – die erweiterte Gewässer- und Materialkunde, Einsatzorganisation und Einsatzübungen sowie erweiterte Schwimm- und Sprungtechniken, Wiederholung von Zeichen und Signale, Sicherungs-, Rettungs- und Bergetechniken. Als Spezialisierungslehrgängen werden „Abseilen in extremen Gelände“, „Raftschulungen“ und „Seiltechniken“ angeboten. Zusätzlich werden grundlegende Techniken wiederholt und vertieft. Der Wildwasser-Retter kommt in Österreich hauptsächlich bei Canyoning-, Rafting-, Kanu- oder Kajakunfällen zum Einsatz. SchweizIn der Schweiz bietet die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) den Freiwasserretter (FWR I) an. Voraussetzung hierfür ist ein gültiges Brevet I, der jugendliche Freitaucher und ein absolvierter Cardio-Pulmonale Reanimations-Kurs (CPR) der SLRG. Die Ausbildung dauert mindestens 12 Stunden und findet auf einem See, Fluss oder in Wildwasser statt. Ausbildungsschwerpunkte sind: Der Absolvent kann sich nach der Ausbildung im Freiwasser sicher bewegen und kennt seine eigenen körperlichen Möglichkeiten und Grenzen. Er kann Gewässer auf ihre Gefährlichkeit hin beurteilen, kennt die Sicherheitsregeln für das Retten im Freiwasser, beherrscht Rettungstechniken für das Freiwasser und kann alle Rettungsgeräte anwenden, die ihm zur Verfügung stehen. Zusätzlich kann er Nothilfe vor Ort leisten und ist jederzeit für Sicherheitsdienste und Badewachen am Freiwasser vorbereitet. Die Qualifikation ist drei Jahre gültig und muss danach durch eine Fortbildung verlängert werden. EuropaRescue 3 International bietet seit 1997 „Swiftwater Rescue Kurse“ in Europa an. Die Kurse beinhalten einen theoretischen und praktischen Teil. In Europa werden folgenden verschiedene Kurse angeboten:
Alle Lehrgänge werden im UK, in Norwegen, den Benelux-Ländern, in Spanien, Portugal, Deutschland, Österreich und der Schweiz veranstaltet. AufgabenDie Aufgabe eines Strömungsretters ist zunächst, in Not geratene Personen aus schnell fließenden Gewässern (Bächen und Flüssen) oder Wildwasser zu retten. In Überschwemmungsgebieten und bei Hochwasser können auch die Rettung von Tieren und die Bergung von Sachgegenständen zu seinem Aufgabengebiet werden. Des Weiteren sind sie auch für die medizinische Erstversorgung des Geretteten am Unfallort verantwortlich und für den Abtransport aus dem Gefahrenbereich. Strömungsretter können auch passiv zur Absicherung von anderen Einsatzkräften eingesetzt werden (zum Beispiel bei Deich- oder Dammsicherungsmaßnahmen) oder bei Veranstaltungen an und auf Flüssen (zum Beispiel bei Kajakrennen) zur Absicherung. Ebenso zählt die Evakuierung aus schlecht zugänglichen Überschwemmungsgebieten und Sucheinsätze nach vermissten Personen zu ihren Aufgaben. Ein weiteres Hauptaufgabengebiet ist die Rettung und Bergung aus schlecht zugänglichen Klammen und Schluchten, speziell aus Gebirgsflüssen. Die Luftrettung ist ebenfalls ein Aufgabenbereich von Strömungsrettern, jedoch benötigen sie hierzu die Zusatzqualifikation Luftretter. VorgehenStrömungsretter werden immer in Trupps eingesetzt. Hierbei gibt es folgende Möglichkeiten:
Strömungsretter kommen im Rahmen von Einsätzen Schneller Einsatzgruppen (SEG) oder in Wasserrettungszügen im Katastrophenschutz zum Einsatz. Je nach Einsatzart, den verfügbaren Mitteln und der Situation vor Ort gibt es verschiedene Möglichkeiten, Verunglückte zu retten. Sie lassen sich grob in „Techniken mit schwimmerischem Einsatz“ und „Techniken ohne schwimmerischen Einsatz“ unterteilen. Techniken mit schwimmerischen Einsatz
Alle Techniken mit schwimmerischen Einsatz bergen große Gefahren, weshalb sie nach Möglichkeit erst angewendet werden sollen, wenn eine Technik ohne schwimmerischen Einsatz nicht möglich ist. Techniken ohne schwimmerischen Einsatz
Bei allen Einsätzen ist es extrem wichtig, dass keine feste Leinenverbindung zwischen Strömungsretter und Festland besteht, da die Gefahr des Unterspülens groß ist. Eine Sicherungsleine zu dem Festland muss mittels Panikverschluss schnell von der Wildwasserweste zu lösen sein. VorschriftenDie Österreichische Wasserrettung veröffentlichte Sicherheitsvorschriften, die aber auch von anderen Rettungsorganisationen für Einsätze in stark strömendem Gewässer übernommen wurden. Die Vorschriften besagen unter anderem, dass Einsätze in stark strömendem Gewässern nur von ausgebildeten Strömungsrettern mit entsprechender Schutzausrüstung durchgeführt werden dürfen. Strömungsretter müssen immer ein Messer mit sich führen und dürfen nie über eine fixe Leinenverbindung mit dem Ufer verbunden sein, sollten aber über eine Leine am Panikverschluss der Wildwasserwesten mit einer Person am Ufer zur Sicherung verbunden sein. Dabei ist nur geprüftes Material zu verwenden. In der Nähe der Einsatzstelle ist ein Notfallkoffer und ein Funkgerät zu lagern. Vor und nach jedem Einsatz müssen die Ausrüstungsgegenstände und Rettungsgeräte auf Schäden überprüft werden. Vor jedem Einsatz muss eine Gefahrenanalyse vom Leiter des Einsatzes, grundsätzlich dem erfahrensten Strömungsretter, durchgeführt werden und eventuell Gefahren beseitigt oder abgesichert werden. Wenn es die Lage erfordert, sind zusätzliche Beobachtungs- und Alarmposten aufzustellen, die auf Treibgut im Wasser und sonstige Gefahren achten. Trockentauchanzüge sind nur in Ausnahmefällen zu verwenden. Besondere GefahrenDie Gefahren für Wildwasserretter im Einsatz sind vielfältig:
Siehe auchWeblinksCommons: Strömungsrettung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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